EU will Haltbarkeitsdaten verständlicher machen

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Von Claudio RosminoSabine Sans
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Die Europäische Kommission will bis Ende 2022 ein harmonisiertes Regelwerk zur Haltbarkeits-Kennzeichnung vorlegen.

Fast die Hälfte der Verbraucher versteht das Haltbarkeitsdatum auf Lebensmitteln nicht richtig. Das führt zu Fehleinschätzungen und Lebensmittelverschwendung. In Europa wird an Lösungen zur Harmonisierung der Regeln gearbeitet.

Datumsangaben sind der Kompass, der uns beim Lebensmitteleinkauf leitet. Aber viele Kunden irren sich bei Angaben wie "verbrauchen bis", das den letzten Tag angibt, an dem ein Produkt sicher verzehrt werden kann, und "mindestens haltbar bis", was bedeutet, dass Lebensmittel auch dann noch sicher sind, wenn sie nicht mehr im besten Zustand sind. Im Rahmen der "Vom Hof auf den Tisch"-Strategie arbeitet die Europäische Kommission an neuen Regeln für die Haltbarkeitsdaten.

Denn weniger als die Hälfte der Verbraucher verstehen den Unterschied zwischen "Mindesthaltbarkeitsdatum" und "Verfallsdatum".

Wie gehen große Einzelhändler und Verbraucherorganisationen mit der Etikettierung um? Recherche im belgischen Drogenbos in der Nähe von Brüssel.

Der älteste Verbraucherverband Belgiens "Test Achats" weist auch darauf hin, dass manchmal beide Etikettenangaben, "Mindesthaltbarkeitsdatum" oder "Verfallsdatum", für dieselbe Art von Produkt verwendet werden. Das kann beim Verbraucher zu einer falschen Wahrnehmung führen, meint Julie Frère, Referentin für öffentliche Angelegenheiten und Medienarbeit bei "Test Achats":

"Wenn man als Verbraucher diese beiden ähnlichen Produkte sieht, die mit verschiedenen Haltbarkeitsdaten gekennzeichnet sind, trägt das natürlich zur Verwirrung bei. Man fragt sich dann, warum das eine als leicht verderblich gilt und das andere nicht. Das ist ein weiteres Problem, das zur Verwirrung beiträgt."

Etikettierung beeinflusst die Lebensmittelverschwendung

Wie die Haltbarkeitsmarkierung von Lebensmittelunternehmern entlang der Lieferkette gehandhabt wird, hat auch einen Einfluss auf die Lebensmittelverschwendung.

Produkte, bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist oder die kurz vor dem Verfallsdatum stehen, werden zu einem niedrigeren Preis verkauft, an wohltätige Organisationen gespendet oder durch Prozesse wie Biomethanisierung zur Energiegewinnung genutzt.

"Wir kennzeichnen Produkte, die kurz vor ihrem Verfallsdatum stehen, mit gelben Aktionsetiketten", so die Pressesprecherin von Carrefour Belgien Siryn Stambouli. "Dann geben wir die nicht verkauften Produkte an Wohltätigkeitsorganisationen, die die Lebensmittel an Bedürftige verteilen. Und schließlich können wir auch die Produkte, die nicht verbraucht werden konnten, weil sie ungenießbar sind, in grüne Energie umwandeln."

EU will ein neues Regelwerk vorlegen

Um das Verständnis und die Verwendung von Haltbarkeitsdaten für alle Akteure zu verbessern, hat die Europäische Kommission eine Auswirkungsstudie mit öffentlichen und gezielten Konsultationen in Auftrag gegeben sowie die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit um ein wissenschaftliches Gutachten gebeten. Parallel dazu führt die Generaldirektion Gesundheit der EU eine Verbraucherstudie darüber durch, wie die Verbraucher die Datumsmarkierung wahrnehmen.

​"Wir sind sehr froh, dass die Europäische Kommission dieses Thema aufgreift", so Julie Frère. "Es wurde eine Auswirkungsstudie durchgeführt und es wird eine öffentliche Konsultation geben, an der wir natürlich teilnehmen werden. Wir werden die Vorschläge, die auf den Tisch kommen, genau verfolgen, um sicher zu sein, dass sie den Erwartungen der Verbraucher in Bezug auf Klarheit und Verständnis entsprechen."

Initiativen gegen Lebensmittelverschwendung

Im französischen Lyon gibt es eine Initiative, die hilft, Lebensmittelabfälle zu reduzieren. "Too Good To Go" ist eine Anwendung, die Kunden mit Restaurants und Geschäften verlinkt, in denen sie unverkaufte Lebensmittel günstiger kaufen können. Das Unternehmen hat außerdem eine Kampagne gestartet, der sich mehrere große Marken angeschlossen haben, um die Menschen dazu aufzufordern, ihre Sinne zu nutzen, um Lebensmittel zu überprüfen, die ihr Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben, bevor sie weggeworfen werden. Pressesprecherin Luisa Ravoyard:

"Auf den Etiketten haben wir gemeinsam mit den Herstellern Piktogramme angebracht, die die Verbraucher dazu einladen, ihren Sinnen zu vertrauen. Piktogramme wie Aussehen, Geruch und Geschmack, für Produkte mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum. Das macht das Datum verständlicher und lädt den Verbraucher ein, zuerst seinen Sinnen zu vertrauen, bevor er ein Produkt wegwirft, dessen Datum abgelaufen ist."

Bessere Kennzeichnungsinformationen zu gewährleisten und den Verbrauchern zu helfen, nachhaltige Lebensmittelentscheidungen zu treffen, ist Teil des Aktionsplans der "Vom Hof auf den Tisch"-Strategie. Die Europäische Kommission will bis Ende 2022 ein harmonisiertes Regelwerk zur Haltbarkeits-Kennzeichnung vorlegen.

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