"Geschlechtergleichheit bleibt ein Ziel"

"Geschlechtergleichheit bleibt ein Ziel"
Copyright 
Von Euronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Laut Weltbank fehlen der Menschheit 140 Billionen Euro an Reichtum, weil Frauen auf den Arbeitsmärkten nicht integriert sind

WERBUNG

Weltweit hat die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen einen hohen Preis. Betroffen sind nicht nur die einzelnen Frauen, die vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind. Gesamtwirtschaftlich geht es um ein riesiges nicht genutztes menschliches Potenzial.

Euronews-Korrespondentin Efi Koutsokosta sprach darüber mit der Geschäftsführerin der Weltbank-Gruppe, Kristalina Georgieva, zum Auftakt der EU-Entwicklungstage in Brüssel.

Euronews: Wo stehen wir in Europa bei der Stellung von Frauen?

Georgieva: Wo wir sind ist nicht, wo wir sein sollten. Die Geschlechtergleichheit ist immer noch ein Ziel und nicht die Realität, selbst in wohlhabenden Ländern. Die Welt hat etwa 140 Billionen Euro an Reichtum weniger, weil Frauen nicht vollständig auf den Arbeitsmärkten integriert sind und nicht so wie Männer bezahlt werden.

Euronews: Vor einem Jahr hat IWF-Chefin Christine Lagarde mit Blick auf Japan gesagt, dass wenn die Stellung von Frauen auf den Arbeitsmärkten nicht verbessert werde, man Immigranten akzeptieren und aufnehmen müsse - wegen der demografischen Entwicklung.

Georgieva: Das gleiche gilt für Europa. Wir sind eine alternde Region, und wenn wir die Integration von Frauen in die Arbeitsmärkte nicht verbessern, stehen wir wirtschaftlich natürlich als Verlierer da. Und natürlich werden wir das mit mehr Migration zu kompensieren haben.

Euronews: Was sollten europäische Länder tun, um die Lage zu verbessern?

Georgieva: Das ist wirklich nicht schwer. Wir müssen sicherstellen, dass Mädchen dieselbe Ausbildung bekommen wie Jungen, vor allem in Mathematik, dass sie Positionen in der Wissenschaft übernehmen können, dass sie denselben Zugang zu Krediten haben und damit dieselben unternehmerischen Möglichkeiten. Und wenn sie einmal Unternehmerinnen sind, müssen sie unterstützt werden.

Euronews: Wo genau liegt in Europa das Problem?

Georgieva: Wenn man mit Frauen spricht, bekommt man zwei Dinge zu hören. Zu einen brauchen sie mehr Unterstützung, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Zum anderen wünschen sich Frauen mehr Zugang zu Krediten und unternehmerische Anerkennung, dass Frauen im Geschäftsleben ihren Mann stehen können. Das führte in Europa zu einer lebhaften Debatte über Quotenregelungen.

Euronews: Stimmen Sie Quoten zu?

Georgieva: Absolut. Wenn wir keine Quoten hätten, würden wir Jahrzehnte und Jahrhunderte brauchen, um Geschlechtergleichheit durchzusetzen.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Skandinavische Länder: Am meisten Fürsorge für Frauen?

VDL will gegen ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern vorgehen

Erbschaftssteuer in Europa: Wer zahlt wo wieviel? Und wer kassiert was?