Dijsselbloem: "Griechenland-Hilfsprogramme waren fehlerhaft"

Dijsselbloem: "Griechenland-Hilfsprogramme waren fehlerhaft"
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Von Damon Embling
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Ex-Eurogruppenchef räumt Härten für griechische Normalbürger ein

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Fünf Jahre stand Jeroen Dijsselbloem an der Spitze der Eurogruppe. Eine Zeit, in der die Währungsgemeinschaft einige ihrer größten Krisen erlebte - und das schließt Griechenland ein.

Inzwischen hat der frühere niederländische Finanzminister etwas Abstand gewonnen. Er begrüßt, dass Athen die Hilfsprogramme durchlaufen hat.

Zugleich ist er frustriert.

Jeroen Dijsselbloem: "Manche sprechen von einem großen Erfolg, aber ich glaube, man kann das nicht sagen. Die Programme waren sehr lang, sehr hart und hatten viele Fehler."

Damon Embling, Euronews: "Wie oft haben Sie sich damals in die Lage der Griechen versetzt? Was hat Ihnen Ihr Kopf gesagt und was Ihr Herz?"

Dijsselbloem: "Es hat mich wütend gemacht, wenn ich mir die Konsequenzen für die griechischen Normalbürger ausmalte. Denn für diese Bürger war es sehr hart."

Euronews: "Sie haben einmal Schlagzeilen gemacht, als Sie den Griechen vorwarfen, man könne "nicht alles Geld für Wein und Frauen ausgeben und dann um Hilfe bitten". Das wurde damals als Kritik an Südeuropäern aufgefasst. Bereuen Sie heute diese Äußerung?"

Dijsselbloem: "Also..."

Euronews: "Man nannte Sie einen Rassisten..."

Dijsselbloem: "Vergessen wir diese Kommentare..."

Euronews: "Aber Sie bereuen die Äußerung?"

Dijsselbloem: "Der Kern meiner Bemerkung war, dass man nicht eine Gemeinschaft wie die Eurozone haben kann, wenn man nur Solidarität einfordert, aber nicht Verantwortung tragen will. Heute würde ich die Äußerung anders formulieren."

Euronews: "Die Brexit-Verhandlungen kommen nicht von der Stelle. Wenn Sie mit am Verhandlungstisch säßen, was würden Sie den Unterhändlern sagen?"

Dijsselbloem: "Dass wir den Schaden begrenzen müssen. Das ist das Beste, was wir derzeit tun können. Ich glaube, wir sollten uns auf ein paar wirkliche schlimme Konsequenzen vorbereiten."

Euronews: "Glauben Sie an einen Deal?"

Dijsselbloem: "Ich bin Optimist, ich glaube also, eine Einigung ist möglich. Aber einige rote Linien müssen überschritten werden. Das Wichtigste ist politische Stabilität."

Journalist • Stefan Grobe

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