Ukraine-Krise: Im Osten diese Woche nichts Neues

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Von Stefan Grobe
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Diese Woche in unserem Wochenend-Magazin: Russland und Belarus begannen Manöver nahe der ukrainischen Grenze, während NATO-Länder Truppenbewegungen verstärkten. Zugleich ging die Diplomatie auf höchster Ebene jeden Tag weiter - allerdings bislang ohne greifbares Ergebnis.

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Im Osten diese Woche nichts Neues, trotz eines Hintergrundlärms außerhalb der Ukraine. Russland und Belarus begannen Manöver nahe der ukrainischen Grenze, während NATO-Länder Truppenbewegungen verstärkten.

Zugleich ging die Diplomatie auf höchster Ebene jeden Tag weiter - allerdings bislang ohne greifbares Ergebnis.

Für einige Beobachter schien der diplomatische Druck, die befürchtete russische Invasion zu verhindern, zu wirken. Andere spürten einen Hauch von München 1938, einen kurzfristigen Friedensdeal, der nur später in Krieg enden würde. Doch hört man einige der Hauptakteure, so hat der Frieden immer noch eine große Chance.

Emmanuel Macron in Berlin: "Wir werden in den kommenden Wochen weiter an einfachen Zielen arbeiten. Das erste ist, einen Krieg zu verhindern. Frieden und Stabilität in Europa sind das höchste Gut, und es ist unsere Pflicht, alles zu tun, um dieses Gut zu erhalten."

Wladimir Putin in Moskau: "Was uns betrifft, so werden wir alles tun, um einen für alle Seiten tragbaren Kompromiss zu finden."

Einige Analysten glauben, dass der Moment für Putin bereits verstrichen ist, an dem er die Ukraine hätte angreifen können. Es gibt keinen Überraschungseffekt mehr, und der Westen scheint vorbereitet zu sein.

Olaf Scholz in Washington: "Wir werden geeint sein. Wir werden zusammen handeln und alle erforderlichen Schritte gemeinsam tun."

Die anhaltende Russland-Ukraine-Krise zieht weiter alle Aufmerksamkeit in Europa auf sich. Schließlich würde es für die EU ernste wirtschaftliche Konsequenzen bedeuten, wenn es Krieg, Sanktionen und Gegensanktionen gibt.

Zum Glück gibt es ein Bollwerk gegen alle Finanzkrisen, nämlich die Eurozone, eine der bedeutendsten Errungeschaften der europäischen Integration überhaupt. Die gemeinsame Währung wurde gerade 30 – unglaublich, aber wahr. Zeit für eine Bilanz.

Euronews-Korrespondentin Efi Koutsokosta sprach mit dem amerikanisch-österreichischen Ökonomen Thomas Wieser, der einst beide Beratergremien der Eurogruppe leitete.

Euronews: Als vor 30 Jahren der Maastricht-Vertrag unterzeichnet wurde, da waren die Erwartungen an die gemeinsame Währung sehr hoch. Kann man heute sagen, dass die visionären Erwartungen von damals erfüllt wurden?

Wieser: Teile der Vision wurden verwirklicht. Und wenn wir 30 Jahre zurückblicken, denke ich, dass es völlig klar ist, wenn Sie sich die zugrunde liegende Wirtschaft ansehen, dass ein vollständig integrierter Binnenmarkt viel besser integriert wird und mehr Vorteile bringt, wenn Sie keine signifikanten Wechselkursschwankungen haben. Ich habe einmal einen der Architekten des Vertrags von Maastricht gefragt, warum haben Sie Themen wie die Bankenunion und die Fiskalunion usw. nicht aufgenommen? Und er hat mich angeschaut und gesagt, junger Mann, wir hatten das alles in den ersten Entwürfen drin, aber die Politiker haben es herausgenommen. Also mussten wir mit einer unvollständigen Währungsunion leben, weil die Politiker nicht bereit waren, beide Seiten des Deals zu akzeptieren.

Euronews: Sind alle Länder, die den Euro einführten, gleichermaßen Nutznießer gewesen, zieht man einmal die Spaltungen und Wunden aus der Finanzkrise in Betracht?

Wieser: Ich glaube, viele haben am Anfang unterschätzt, wie lange die Anpassung dauern würde, wie viel Zeit es brauchen würde, bis sich das strukturelle wirtschaftspolitische System eines Landes darauf eingestellt hat, dass sie das Instrument verloren haben, ihre Währung abwerten zu können. Und hier gab es, glaube ich, eine erhebliche Fehleinschätzung, wie lange es insgesamt dauern würde.

Euronews: Sehen Sie das Euro-Projekt als erfolgreich oder als gescheitert?

Wieser: War es besser, den Euro zu haben, als nicht zu haben? Und da wäre meine eindeutige Antwort: viel besser, ihn gehabt zu haben, als wenn wir mit all den einzelnen Währungen weitergemacht hätten. Denken Sie zum Beispiel an die Finanzkrise 2008/09, die von den USA ausging und Europa stark beeinflusste. Und ich schaudere, wenn ich daran denke, was für enorme Wechselkursschwankungen wir damals gehabt hätten, wenn wir immer noch alle separaten nationalen Währungen gehabt hätten. Die D-Mark hätte die Krise gut überstanden. Wahrscheinlich hätte sich auch der französische Franc recht gut geschlagen. Aber auch solche zuvor sehr stabilen Währungen wie der niederländische Gulden und der österreichische Schilling wären sehr, sehr stark unter Druck geraten. Und das ist wiederum etwas, von dem ich glaube, dass nationale Politiker unterschätzen, wie stark der Schirm der gemeinsamen Währung ist.

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