Frühzeitige Behandlung: Patienten wieder in die Arbeit integrieren

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Von Euronews
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Bei "Smart Care" geht es um nachhaltige Gesundheitsvorsorge. Aufgrund der alternden Gesellschaft steigen die Kosten für das Gesundheitssystem. Die Herausforderung besteht nicht nur darin, länger, so

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Millionen Menschen leiden an Schmerzen in Gelenken und Muskeln – Schmerzen, die manchmal unerträglich werden.

So erging es auch Esperanza Bas, die kürzlich wegen ihrer wiederkehrenden Rückenprobleme krank geschrieben wurde.

Doch hier in ihrem Wohnort Alicante in Spanien nimmt sie an einem besonderen Projekt teil.

Das Projekt will eine nachhaltige Lösung für langwierige Gesundheitsprobleme finden und den betroffenen Personen helfen, schneller wieder zur Arbeit zurück zu kehren.

Jeremy Wilks von euronews sprach mit ihr:
“Erzählen Sie mir von Ihren Rückenproblemen, wie hat das angefangen?”

Esperanza Bas (Patientin):
“Das reicht mindestens schon fünfzehn Jahre zurück, als ich anfing zu arbeiten. Ich habe schon immer in der Nahrungsmittelindustrie gearbeitet, ich bin Fleischerin. Das bringt Risiken mit sich: man muss immer schwer heben, immer mit derselben Körperhaltung. Es ist ein ernsthaftes Problem, denn wenn du einen Hexenschuss – oder einen Bandscheibenvorfall hast, dann bist du völlig außer Gefecht gesetzt.

Jeremy Wilks führt das Problem aus: “Esperanza ist nicht allein mit dieser Art von Problemen mit Gelenken, Muskeln, Nerven und Sehnen. Lassen Sie uns einige Zahlen anschauen.”

In Europa sind 27% aller Fälle von lebenslanger Arbeitsunfähigkeit auf Erkrankungen des Bewegungsapparats zurückzuführen, so die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Kosten belaufen sich auf geschätzte 240 Milliarden Euro pro Jahr.

Diese Last könnte verringert werden, wenn Leute mit Rückenproblemen oder Sehnenentzündungen frühzeitig die richtige Behandlung bekämen.

Hier in Alicantes Krankenhaus leitet der Rheumatologe Dr. José Antonio Bernal ein Projekt, das solchen Patienten fachliche Beratung gibt, sobald sie krankgeschrieben werden.

Dr. José Antonio Bernal, Rheumatologe am Universitätskrankenhaus Alicante:
“Die Behörde für Arbeitsmedizin schickt uns eine Liste mit den Fällen der vergangenen Woche. Ich filtere diese Liste nach den Personen, die unser Arbeitsfeld betreffen. Diese Patienten können von schneller Hilfe profitieren, also rufen wir sie an und laden sie zu einem Beratungsgespräch ein.”

Das Konzept des “frühzeitigen Eingreifens” wurde zuerst in Madrid erforscht.

Jeremy Wilks(euronews):
“Wir sind hier in der spanischen Hauptstadt und treffen Dr. Juan Jover, einen Befürworter des frühzeitigen Eingreifens. Er ist Unterstützer des Konzepts “Vorbeugen ist besser als Heilen”.

Dr. Juan Jover, Leiter der rheumatologischen Abteilung der Klinik “San Carlos” in Madrid:
“Das Wichtige des Konzepts ist das frühe Eingreifen. Wenn ein Angestellter schon krankgeschrieben ist und innerhalb der ersten Woche behandelt wird, sind die Ergebnisse der Behandlung viel besser als wenn wir zwei Wochen länger gewartet hätten.”

Warum also ist das “frühe Behandeln” – das Patienten zugute kommt und Ausgaben spart – keine weitverbreitete Praxis?

Dr Juan Jover:
“Das Problem ist, das die “Arbeitsunfähigkeit” viele Leute und Behörden betrifft. Da gibt es das Gesundheitssystem, dann die Arbeitgeber, die Arbeitnehmer und das Sozialversicherungssystem. Das heißt, dass man mit all diesen Akteuren in Kontakt treten muss, dass sie zusammenarbeiten müssen, was sie schon tun. Aber nicht so koordiniert. Sie alle arbeiten mit unterschiedlichen Methoden. “Arbeitsunfähigkeit – also wenn jemand seine Arbeit nicht mehr machen kann, ist ein ernstes Problem. Wenn nicht rechtzeitig eingegriffen wird, kann das zu einer dauerhaften Einschränkung führen. Diese Leute kehren nicht zur Arbeit zurück.”

Zurück nach Alicante. Dr. Bernal berät Esperanza in seiner Sprechstunde und gibt Tipps zur richtigen Körperhaltung bei der Arbeit und zur Entspannung. Er erklärt ihr, wie sie vermeiden kann, zukünftig wieder von Rückenschmerzen heimgesucht zu werden.

Patientin Esperanza Bas:
“Ich habe viel darüber nachgedacht und werde mein Leben verändern. Eigentlich tue ich das schon jetzt: ich gehe zum Pilates, ich gehe schwimmen. Ich arbeite daran, meine Rückenmuskulatur zu stärken, damit ich nie wieder solche Schmerzen ertragen muss.”

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Nachdem sie einige Wochen krank geschrieben war, arbeitet Esperanza jetzt wieder. Ein Grund dafür, dass das Krankenhaus in Alicante sein Projekt zum “frühzeitigen Eingreifen” weiter verfolgt.

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