Antwort auf Ärztemangel? Allgemeinmediziner werden zu Spezialisten

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Im kanadischen Halifax werden Allgemeinmediziner wie Samuel Hickcox im Rahmen einer Initiative weitergebildet, um sich Spezialwissen anzueignen.

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Im kanadischen Halifax werden Allgemeinmediziner wie Samuel Hickcox im Rahmen einer Initiative weitergebildet, um sich Spezialwissen anzueignen. Dadurch sollen unter anderem die Wartezeiten für Arthritis-Patienten gesenkt werden.

Die so geschulten Ärzte können dann Routine-Untersuchungen an Patienten durchführen, die sonst auf einen Termin beim Rheumatologen/Spezialisten warten müssten.

Samuel Hickcox von der Nova Scotia Health Authority: “Das Training lief sehr informell ab. Ich begleitete die verschiedenen Rheumatologen, die hier im Krankenhaus arbeiten. Mit der Zeit habe ich mir dann die Fähigkeiten angeeignet, um eigenständig Patienten zu behandeln.”

Dr. Hickcox, die Pfleger und Physiotherapeuten nehmen alle an diesem Programm teil, durch das Patienten rechtzeitig untersucht werden können.

Samuel Hickcox: “Ein Patient kommt in die Klinik. Er hat zunächst einen Termin bei einem Rheumatologen und einer Pflegekraft. Sechs Monate später ist dann der Termin beim Physiotherapeuten, einem Pfleger und mir. Und wir wechseln zwischen diesen beiden Formen von Sprechstunden ab.”

Das Programm hier in Halifax scheint zunächst wie eine lokale Lösung für ein lokales Problem auszusehen. Aber es gibt generell zu wenige Rheumatologen, und oft muss ein Allgemeinmediziner einspringen. Überall auf der Welt gibt es dieses Problem. Lange Wartezeiten und zu wenige Spezialisten. Könnte dieser Ansatz als die Lösung sein?

Ja, sagt Randi Monroe, eine der Gesundheitsmanager in Halifax, die dieses Programm mit ins Leben gerufen haben.

Randi Monroe, Leiterin des Nova Scotia Rehabilitation & Arthritis Centre: “Die Weltgesundheitsorganisation sagt immer wieder, Kollaboration ist die Zukunft. Die Menschen werden immer älter, und das heißt, immer mehr brauchen ausreichend Behandlung.” Und die Weiterbildung von Allgemeinmedizinern soll ein Weg sein, um diese Behandlungen denn auch leisten zu können, auch durch eine echte Kollaboration.

Randi Monroe: “Wir arbeiten zusammen, alle sind nett. Ich stelle meine Diagnose für einen Patienten, und ein anderer sagt vielleicht etwas anderes, aber bei der Zusammenarbeit haben ein gemeinsames Ziel, die Patienten geben dieses Ziel vor, sie bestimmen, wohin sie wollen, und wir alle arbeiten dann dafür.”

Nova Scotia, die Provinz, in der Halifax liegt, ist bei Ruheständlern sehr beliebt. Eine Folge: Gut ein Viertel der Bevölkerung hat Arthritis.

Dadurch, dass auch Allgemeinmediziner stabile Patienten betreuen können, haben Rheumatologen mehr Zeit, sich um neue Patienten zu kümmern.

Ein großer Vorteil für die, bei denen etwa eine rheumatoide Arthritis vermutet wird, sagt Susan Tilley-Russell von einer Arthritis-Hilfsorganisation.

Susan Tilley-Russell, Leiterin der The Arthritis Society Atlantic Region: “Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Nach Einsetzen der ersten Symptome haben wir nur drei bis sechs Monate Zeit, bevor dauerhafte Gelenkschäden auftreten können. Durch dieses Programm können Rheumatologen im frühen Stadium eingreifen, während Allgemeinärzte dann die Folgeuntersuchungen an stabilen Patienten vornehmen.”

Für die Klinik dauerte es zwei Jahre, bis sie sich vollständig an die neuen Fähigkeiten, die Dr. Hickcox bietet, angepasst hatte. Der Arzt ist aber überzeugt, dass es sich gelohnt hat.

Samuel Hickcox: “Ein Allgemeinmediziner oder Hausarzt weiß sehr gut, wie man Menschen auf eine ganze Reihe von gewöhnlichen chronischen Krankheiten hin untersucht, wie man Patienten ganzheitlich behandelt, wie man sich mit anderen Hausärzten in Verbindung setzt und mit ihnen kommuniziert, um ein Netzwerk der Zusammenarbeit aufzubauen. Wir sind überzeugt davon, dass dies ein besseres Behandlungs- und Betreuungskonzept ist.”

Inzwischen gibt es auch an anderen Kliniken in Nova Scotia ähnliche Programme. Und nicht nur hier, sondern auch im restlichen Kanada sollen bald solche Initiativen starten.

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