Mehr Wirtschaftswachstum durch Smart Specialisation

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Von Euronews
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Real Economy ist diese Woche in Bologna, in der Region Emilia Romagna in Italien.

Real Economy ist diese Woche in Bologna, in der Region Emilia Romagna in Italien. Wir schauen, wie Regionen sich modernisieren, investieren und auf Innovationen setzen, um ihre Wirtschaft anzukurbeln und die Sektoren auszubauen, in denen sie schon stark sind

Um Regionen zu fördern, die vielleicht hintendran sind, um ihre Branchen zu modernisieren, muss man Anreize bieten. Einer davon ist der Europäische Fonds für regionale Entwicklung. Dafür muss man einen Smart Specialisation Plan vorlegen. Dann bekommt man Zugang zu den 40 Milliarden Euro, die für “Forschung und Entwicklung” vorgesehen sind. Aber was ist Smart Specialisation?

Crashkurs Smart Specialisation

Auf dem Planeten Zodopia gibt es mehr Schafe als Einwohner. Wolle und Garn herzustellen, ist ein Schlüsselsektor der Wirtschaft. Aber die Produkte sind zu schlicht und nicht wettbewerbsfähig. Die Einwohner erkannten schnell, dass man die Wirtschaft diversifizieren und modernisieren muss, um zu überleben. Sie brachten alle an einen Tisch: Regierung, Beamte, Schafbesitzer, Weber, Lehrer, Händler und sie luden auch Forscher, Konstrukteure und Technologieexperten ein mitzumachen. Alle zusammen arbeiteten an innovativen Wegen, verbanden Technologie und ihre Stärken, um einen pfiffigen Plan für neue Chancen und Märkte aufzustellen. Auch große Unternehmen, die den Plan beeinflussen wollten, waren den Zodopianern willkommen – jeder war eingeladen, seine Ideen beizutragen auch die Hilfe von Experten anderer Länder in der Galaxie. Mit Anschubfinanzierung und der Unterstützung von anderen Ländern der Galaxie zog die Zodopia Smart Specialisation Strategie bald private Investoren an. Sie kurbelten die Wirtschaft an.

Ergebnisse der Strategie

euronews-Reporterin:
Hier in der “Region Emila Romagna”: http://www.regione.emilia-romagna.it treibt man die Smart Specialisation in Bereichen wie Mechatronik, Kraftfahrzeugwesen und Entwicklung voran. Natürlich ist Bologna auch für seine Kultur und Kreativität bekannt. Der Landesminister Patrizio Bianchi hat an dieser Strategie mitgearbeitet, er ist Professor für Industrieökonomie. Herr Landesminister gibt es bereits Ergebnisse dieser “Strategie”: http://territorio.regione.emilia-romagna.it/nucleo-valutazione/documenti/pubblicazioni/documento-strategico-regionale-programmazione-dei-fondi-strutturali-e-di-investimento-europei-sie-2014-2020

Patrizio Bianchi:
Es gibt großartige Ergebnisse. Spezialisierung, Smart Specialisation heißt, zusammenzuarbeiten und wir bringen Menschen dazu, zusammenzuarbeiten. Es gibt etwas über 50.000 mehr Beschäftigte und auch rund 1000 zusätzliche Forscher. Das ist die Idee und auch der Weg, den wir in Zukunft gehen wollen: Universitäten, Unternehmen und Berufsausbildung zu vernetzen.

euronews:
Das ist die Momentaufnahme einer Region. Aber kann Smart Specialisation wirklich die treibende Kraft für Wachstum in allen europäischen Regionen sein? Denis Loctier hat sich in Polen umgesehen:

Vorreiter Polen

“Die Menschen in Polen, in Europa werden immer älter. Wir leben länger und wir wollen gesünder und besser leben. Also brauchen wir smarte Produkte”, erklärt Milena Supernak-Marczewska, R&D-Koordinatorin von VIVADENTAL.

Diese Zahnklinik in Danzig arbeitet an der individuellen Gestaltung nachwachsender Knochenimplantate aus den Stammzellen der Patienten. Die Danziger Universität entwickelte diese Technologie zusammen mit einem Pharmaunternehmen. Das Projekt ist einer der Gewinner des Smart Specialisation Funds:

“2014 startete der Smart Specialisation Wettbewerb. Für uns war klar, dass wir daran teilnehmen, denn wir kannten das Potenzial der Technische Universität von Danzig und unseres Zentrums und wir wussten außerdem, was die Patienten brauchen”, so die Koordinatorin.

Trotz einer durchschnittlichen Wirtschaftsleistung wurde Polens Region Pommern durch die Mobilisierung privater Initiativen Vorreiter der intelligenten Spezialisierung. Bei der Umsetzung vertraute die Region auf Experten, die Projekte mit dem höchsten Potenzial auswählten.

“Wir sind die einzige Region, die einen Wettbewerb für intelligente Spezialisierung auslobte. Wir riefen dazu auf, Vorschläge einzureichen. Für uns war intelligente Spezialisierung nicht nur eine Idee, sondern ein konkretes Projekt für die globale Vermarktung, denn wir denken international”, so Milena Supernak-Marczewska.

Mit diesem Bottom-up-Ansatz konnte man die große Auswahl an Projekten auf vier Bereiche eingrenzen: Medizin, Logistik, interaktive IT und Öko-Energie. Dabei sind rund 300 private Unternehmen, die vom EU- Regionalfonds mit 250 Millionen Euro gefördert werden. Die Unternehmen müssen die selbst die gleiche Summe investieren. Karolina Lipińska, Smart-Specialisation-Koordinatorin der Abteilung für wirtschaftliche Entwicklung der Region Pommern:

“Öffentliche Unterstützung ist nicht die einzige Finanzierungsquelle. Die Unternehmen sind verpflichtet, eigenes Kapital einzusetzen. Das ist gut für die Effektivität der Projekte und die Nachhaltigkeit der Finanzierungsquellen.”

euronews-Reporter Denis Loctier: “Im Durchschnitt stellt der private Sektor in Polen weniger als 40 Prozent der Research und Development-Ausgaben. Hier in der Region Pommern liegt dieses Zahl näher am EU-Durchschnitt von 55 Prozent.”

Mit der intelligenten Spezialisierungs-Strategie will die Region bis 2020 vermarktbare Forschung fördern, die Hochschulbildung verbessern, Beschäftigung und öffentliche Gesundheit erhöhen sowie saubere und sichere Energie unterstützen.

Innovationen in der Industrie

euronews:
“Bei uns ist immer noch Herr Bianchi. Wenn Sie sich Statistiken anschauen, welches Potenzial hat diese Strategie für Wachstum und mehr Jobs?”

Patrizio Bianchi:
“Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen, um Technologie zu nutzen, um allen ein besseres Leben zu ermöglichen. Das ist das Potenzial. Es gibt ein enormes Potenzial, neue Unternehmen zu schaffen, neue Dienstleistungen aber auch Forschung. Den Menschen zuzuhören, sie zu verstehen und mit ihnen zu arbeiten.”

euronews:
“Was ist mit den Regionen mit traditioneller Industrie, mit ländlichen Gegenden? Wie können sie ihre Stärken identifizieren und dann Innovations-Investitionen vorantreiben?”

Patrizio Bianchi:
“Meiner Meinung nach erleben wir gerade einen außergewöhnlichen Moment einer gewaltigen Revolution in der Landwirtschaft. Nicht mehr große Monokulturen für eine Massenproduktion, sondern spezifische dem Klima, der jeweiligen Art angepassten Produktion. Es gibt neue Möglichkeiten und neue Produkte zu entdecken. Es gibt jede Menge Innovationen in diesem Bereich. Es gibt jetzt eine konzentrierte Innovation in der Industrie. Jetzt ist die Zeit, Menschen in ländlichen Gegenden die Möglichkeit zu geben, Technologie zu nutzen.”

euronews:
“Es gibt aber auch Hürden wie etablierte Industrien, eine von der Regierung gesetzte Industriepolitik. Wie geht man damit um?”

Patrizio Bianchi:
“Das ist eine überkommene Industriepolitik. Industriepolitik, die auf Subventionen für unrentable Unternehmen basiert, ist die Vergangenheit. Der neue Ansatz oder zumindest unser Ansatz von Industriepolitik ist es, Voraussetzungen dafür zu schaffen, allen zu erlauben, ihre eigene Tätigkeit zu schaffen und die Möglichkeit zur Zusammenarbeit zu schaffen. Es gibt keine intelligente Spezialisierung ohne smarte Kooperation, smarte Komplementarität. Die Kapazität, zusammenzuarbeiten für Wachstum. Das ist der Schlüssel der neuen Industriepolitik. Ein Netzwerk zu schaffen. Diese Idee einer Gesellschaft, die fähig ist Innovationen und Bewegung zu erzeugen, das ist Europa und das ist der Weg wie wir das bestehende Europa verändern müssen.”

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