Kreislaufwirtschaft in der EU: Nachhaltige Produkte werden Standard

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Von Paul HackettSabine Sans
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In Italien arbeitet die Textilindustrie an nachhaltigen Lösungen.

Diese Woche geht es in Business Planet um die Kreislaufwirtschaft – eine geniale Idee, bei der Materialien immer wieder in Umlauf gebracht werden. In Italien schauen wir uns an, wie Textil-Unternehmen innovative Wege entwickeln, um Abfall zu vermindern.

Unendliches Recycling

Eine Welt, in der sehr wenig verschwendet wird, in der Materialien und Produkte immer und immer wieder verwendet werden. Diese Woche schauen wir uns in Italien an, wie die sogenannte Kreislaufwirtschaft funktioniert. Im Gegensatz zum traditionellen linearen Modell der Herstellung und Entsorgung von Produkten verfolgt sie den Ansatz, dass die verwendeten Ressourcen in einem geschlossenen Kreislauf bleiben, so dass nichts weggeworfen wird.

Parà wurde vor fast 100 Jahren in der Nähe von Monza gegründet. Der Textilspezialist stellt Acrylmarkisen und Außenmöbel her. Das Unternehmen ist stolz auf seine Tradition und die Qualität seiner Produkte, von denen einige während der Obama-Präsidentschaft das Weiße Haus schmückten. Aber man ist sich auch der Umweltkosten bewusst, die die Textilherstellung verursacht.

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Parà-GeschäftsführerEuronews

Die Firma arbeitet daran, den Abfall zu reduzieren. Parà-Geschäftsführer Matteo Parravicini erklärt, was das neue Geschäftsmodell beinhaltet: Sie führen ein neues Geschäftsmodell ein. Was machen Sie genau?

"Parà hat schon immer die Firmenpolitik verfolgt, natürliche Ressourcen zu schonen. Wir haben in eine Wasser- und Abwasseraufbereitungsanlage investiert, in eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage zur Gewinnung von Warmwasser und Dampf für seine Standorte und in eine Fotovoltaikanlage zur Gewinnung sauberer Sonnenenergie. Das ist Parà."

Nachhaltigkeit wird vom Markt gefordert

Das Unternehmen sucht auch nach Möglichkeiten, wie es Produkte von Kunden zurückgewinnen und wiederverwenden kann, wenn diese das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben.Der Parà-Geschäftsführer erklärt, warum dieser nachhaltige Ansatz wichtig ist:

"Es ist wichtig, weil wir keinen Planeten B haben, und weil ich weiß, dass unsere Prozesse einen Einfluss auf die Umwelt haben. Die Suche nach nachhaltigen Produkten ist aktuell der Schlüssel für die Zukunft. Unser Markt verlangt von den Unternehmen, in diesen Bereich zu investieren."

Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie

Aber eine echte Kreislaufwirtschaft aufzubauen, ist nicht einfach. Aktuellen Schätzungen zufolge, werden weltweit weniger als ein Prozent aller Textilabfälle recycelt. Eine der größten Herausforderungen beim Recycling gebrauchter Gewebe ist die Entfernung von zugesetzten Substanzen, insbesondere von Acryl.

Para und Centrocot - ein weiteres italienisches Unternehmen – haben dafür eine Lösung gefunden. Die Forschung wird durch das EU-Projekt Horizont 2020 REACT unterstützt.

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Roberto VannucciEuronews

Die Europäische Kommission hat dieses Jahr im Rahmen ihres Green Deals ihren Aktionsplan zur Kreislaufwirtschaft vorgestellt. Die Strategie zielt darauf ab, die Innovation im Textilsektor zu stärken und die Sammlung, Wiederverwendung und das Recycling drastisch anzukurbeln. Durch Projekte wie REACT will der Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft nachhaltige Produkte in der Europäischen Union zur Standardpraxis machen. Der Forschungs- und Innvoationsmanager von Centrocot Roberto Vannucci im euronews-Gespräch:

Was ist der Zweck des REACT-Projekts?

Das Hauptziel des REACT-Projekts ist die Entfernung chemischer Substanzen aus Acrylgeweben, die aus Industrieabfällen oder aus Altprodukten wie Markisen, Kissen oder Außenverkleidungen stammen. Diese chemische Imprägnierungen sind notwendig, um Produkten für den Außenbereich die für ihre Verwendung erforderliche Leistung zu verleihen, wie z.B. Ölabweisung, antimikrobielles, antistatisches Verhalten usw.

Warum müssen diese Chemikalien entfernt werden?

Die Entfernung der Chemikalien ist notwendig, weil es dann möglich ist, diese Stoffe zu neuen Acrylfasern zu recyceln, die für andere Produkte verwendet werden können. Dabei bleibt der wirtschaftliche Wert erhalten. Andernfalls würde dieser Sekundärrohstoff sich aufgrund der Verunreinigung durch die chemischen Ausrüstungen nur für Restverwendungen mit sehr geringem Wert eignen.

Warum ist dieses Projekt so wichtig?

REACT ist wichtig, weil es über das bloße Recycling von Markisen oder Zierkissen hinausgeht. Acrylfasern werden auch häufig in der Bekleidung verwendet. Dort sind andere Eigenschaften und folglich eine andere Ausrüstungen gefragt. Der Ansatz und die Methoden, die wir entwickeln, könnten jedoch auch für das Recycling anderer Produkte nützlich sein. Darüber hinaus machen Acrylfasern nur einen kleinen Prozentsatz des Weltfasermarktes aus. Unserer Meinung nach können diese Methoden auch bei Produkten, die aus anderen Textilfasern hergestellt werden, erfolgreich angewendet werden.

Der Aktionsplan zur Kreislaufwirtschaft in Stichpunkten

  • Nachhaltige Produkte zur Norm in der EU machen

  • Befähigung von Verbrauchern und Kunden

  • Konzentration auf Sektoren, die die meisten Ressourcen verbrauchen und in denen das Potenzial für Kreislaufwirtschaft hoch ist, wie z.B. Elektronik; Batterien und Fahrzeuge; Verpackung; Kunststoffe; Textilien; Bauwesen und Gebäude; Lebensmittel; Wasser und Nährstoffe

  • Gewährleistung von weniger Abfall

  • Funktionierende Kreislaufwirtschaft für Menschen, Regionen und Städte

  • Weltweite Bemühungen zur Kreislaufwirtschaft anführen

Nützliche Links

Aktionsplan zur Kreislaufwirtschaft

REACT-Projekt

Europäischer Grüner Deal

Textilien und Bekleidung in der EU

KMU-Chancen in der Textilindustrie

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