"Angetrieben von rationaler Angst" - Gibt Finnland Neutralität auf?

Sanna Marin wird am Donnerstag von Emmanuel Macron in Versailles in Empfang genommen
Sanna Marin wird am Donnerstag von Emmanuel Macron in Versailles in Empfang genommen Copyright Michel Euler/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Euronews mit AP, dpa
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In den Nicht-Nato-Staaten Finnland und Schweden ist die sicherheitspolitische Stimmung nach der russischen Invasion in der Ukraine im Wandel. Eine stärkere Anbindung an die Nato scheint nicht ausgeschlossen.

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Der Krieg in der Ukraine hat zu einem Überdenken der Verteidigungspolitik in Schweden und Finnland geführt. Beide skandinavischen Länder gehören nicht der Nato an.

Die schwedische Regierungschefin Magdalena Andersson kündigte am Donnerstag an, den Verteidigungshaushalt so schnell wie in der Praxis möglich auf zwei Prozent des Bruttoinlandproduktes anzuheben. Zwei Prozent des BIP gelten als eine Art Richtwert-Beitrag der Nato-Mitgliedsstaaten.

Finnland: "Angetrieben von rationaler Angst"

In Finnland ist sogar die Aufgabe der Neutralität im Gespräch. Aus gutem Grund, erläuterte der frühere finnische Regierungschef Alexander Stubb im Euronews-Interview: "Es hat eine historische Verschiebung gegeben. Früher waren 50 Prozent dafür und 24 dagegen. Jetzt sind es 54% und 20%. Ich denke, die Menschen werden zu Recht von dem angetrieben, was ich rationale Angst nenne. Also die Angst, dass Russland dasselbe mit Finnland oder Schweden machen könnte. Und gleichzeitig herrscht die Vernunft, dass wir unsere Sicherheit maximieren müssen, und das sollten wir, wenn nicht kurzfristig, so doch zumindest langfristig durch ein Militärbündnis, die NATO, und kollektive Verteidigung erreichen."

Heißer Draht zwischen Helsinki und Moskau?

Beide nordischen Länder sind bereits enge Partner der Nato. Finnland ist der Staat mit der längsten Landesgrenze zu Russland. Die finnische Regierungchefin Sanna Marin sagte vor wenigen Tagen, dass ihr Land die nationale Sicherheitspolitik noch in diesem Frühjahr überdenken werde. Im finnischen Parlament gab es bereits eine Aussprache zu einem möglichen Nato-Beitritt.

Der finnische Präsident Sauli Niinistö telefonierte an diesem Freitag eine Stunde mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin. Niinistö, der sich einen Ruf als Putin-Versteher erworben hat, unterstrich dabei die Notwendigkeit einer sofortigen Waffenruhe und der sicheren Evakuierung der ukrainischen Zivilisten. Thema des Gesprächs war auch die Sicherheit der ukrainischen Atomkraftwerke.

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