Wie verändert sich das Gehirn während eines DMT-Trips?

Aktivität des Gehirns während eines Rauschs
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Von Luke HurstEuronews
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Starke psychedelische Drogen können bewirken, dass sich Bereiche des Gehirns mit höheren Funktionen, wie etwa der Vorstellungskraft, verbinden können.

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Fortgeschrittene Studien zur Hirnforschung haben gezeigt, wie starke psychedelische Drogen bewirken können, dass bestimmte Bereiche des Gehirns sich stärker mit höheren Funktionen wie etwa der Vorstellungskraft verbinden können.

In der Hoffnung neue Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie Psychedelika die bewusste Erfahrung einer Person verändern, führten Wissenschaftler ein Experiment mit DMT (Dimethyltryptamin) durch.

Dies ist das natürliche Psychedelikum, das bei sogenannten Ayahuasca-Zeremonien verwendet wird, bei denen Teilnehmende während eines spirituellen Treffens, das in der Regel von einem Schamanen geleitet wird, ein Getränk zu sich nehmen.

Die Studie, die in der Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht wurde, ist die erste, die die Gehirnaktivität vor, während und nach der DMT-Erfahrung so detailliert verfolgt.

Im Gegensatz zu anderen bekannten Psychedelika wie LSD oder Psilocybin sind die Auswirkungen von DMT auf das Gehirn kurz und dauern nur wenige Minuten und nicht etwa Stunden.

Die Droge erzeugt intensive veränderte Bewusstseinszustände, und Menschen, die sie eingenommen haben, sehen oft lebhaft erscheinende und bizarre Visionen oder haben das Gefühl, alternative Wirklichkeiten oder Dimensionen besucht zu haben.

Es ist jedoch nicht klar, inwiefern die Substanz tatsächlich die Gehirnfunktion verändert, um diese Effekte zu erklären.

Um dies herauszufinden, untersuchten die Forscher des Imperial College London die Gehirne von 20 gesunden Probanen, denen DMT in relativ hohen Dosen verabreicht wurde.

Verbesserte Kommunikation zwischen den Gehirnsystemen

Vor und während des Trips sowie danach wurden zwei Arten von Scans der Gehirne der Teilnehmenden durchgeführt: funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRI) und Elektroenzephalographie (EEG).

Die fMRT misst kleine Veränderungen des Blutflusses, die mit der Gehirnaktivität einhergehen, während bei der EEG-Untersuchung kleine Sensoren an der Kopfhaut einer Person angebracht werden, um die vom Gehirn erzeugten elektrischen Signale zu erfassen.

Die gesamte psychedelische Erfahrung dauerte etwa 20 Minuten. In regelmäßigen Abständen gaben die Freiwilligen eine Bewertung der subjektiven Intensität ihrer Erfahrung auf einer Skala von 1 bis 10 ab.

Die fMRI-Scans zeigten Veränderungen der Aktivität innerhalb und zwischen den Gehirnregionen, wobei die Kommunikation zwischen verschiedenen Bereichen und Systemen verstärkt wurde. Am auffälligsten waren die Veränderungen in Bereichen, die mit so genannten höheren Funktionen wie der Vorstellungskraft verbunden sind.

"Diese Arbeit ist sehr aufregend, da sie das bisher fortschrittlichste Bild des menschlichen Neuroimagings vom psychedelischen Zustand liefert", erklärt Dr. Chris Timmerman vom Centre for Psychedelic Research am Imperial College London.

"Eine zunehmend verbreitete Ansicht ist, dass ein Großteil der Gehirnfunktionen mit der Modellierung oder Vorhersage der Umgebung zu tun hat. Menschen haben ungewöhnlich große Gehirne und modellieren einen ungewöhnlich großen Teil der Welt."

Der Wissenschaftler gab ein Beispiel dafür, wie unser Gehirn bei optischen Täuschungen tatsächlich Lücken ausfüllt, die auf dem basieren, was wir bereits wissen. "Was wir bei DMT gesehen haben, ist, dass die Aktivität in hoch entwickelten Bereichen und Systemen des Gehirns, die besonders hoch entwickelte Modelle kodieren, unter der Droge stark dysreguliert wird, was mit dem intensiven Drogen-'Trip' zusammenhängt."

Zusammenhang zwischen Gehirnaktivität und bewusstem Erleben

Es ist zwar nicht die erste Studie, in der das Gehirn während eines psychedelischen Trips abgebildet wird, aber es ist die erste, in der die beiden bildgebenden Verfahren kombiniert werden, um zu untersuchen, was passiert.

Laut den Forschern liefert die Arbeit weitere Beweise dafür, wie DMT - und Psychedelika im Allgemeinen - ihre Wirkung durch die Störung hochrangiger Gehirnsysteme entfalten.

"Motiviert durch unsere frühere Forschung mit Psychedelika und darauf aufbauend, haben wir in dieser Arbeit zwei sich ergänzende Methoden zur Bildgebung des Gehirns kombiniert. fMRI ermöglichte es uns, das gesamte Gehirn, einschließlich seiner tiefsten Strukturen, zu sehen. Darüber hinaus half uns EEG, die feine rhythmische Aktivität des Gehirns zu betrachten", erklärt Professor Robin Carhart-Harris, Gründer des Zentrums für Psychedelische Forschung am Imperial College London.

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"Unsere Ergebnisse zeigten, dass es unter DMT-Einfluss zu einer ausgeprägten Dysregulation einiger Hirnrhythmen kam, die normalerweise dominieren würden. Das Gehirn schaltete in seiner Funktionsweise auf etwas ganz und gar Anarchisches um.“

Er fügte hinzu, dass Psychedelika ein leistungsfähiges Instrument seien, um zu verstehen, wie die Gehirnaktivität mit bewussten Erfahrungen zusammenhänge.

Die Forscher untersuchen weiterhin, wie man den Höhepunkt einer psychedelischen Erfahrung durch fortgesetzte Infusion von DMT verlängern kann.

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