Seltsames Phänomen: Mehr als 100 Erdkrater tauchen in Kroatien auf

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Von Cornelia Trefflich mit AP
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Nach den zwei schweren Erdbeben im Dezember 2020 entstehen in Borojevici, Mecencani in Kroatien immer mehr Erdkrater. Sie stellen die Menschen vor Ort vor neue Herausforderungen.

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Ein seltsames und nicht ganz ungefährliches Phänomen ist derzeit in Kroatien zu beobachten: in einigen Gegenden der Region südlich von Petrinja haben sich enorme Senkgruben aufgetan, die teilweise ganze Häuser "verschlucken". 

Die geologische Erscheinung wurde durch zwei Erdbeben der Stärke 5,2 und 6,3 auf der Richterskala ausgelöst, die das Land Ende Dezember vergangenen Jahres erschüttert hatten. Durch das Beben waren sieben Menschen in der Gegend um die Stadt Petrinja getötet worden.

Immer mehr Erdkrater

So hatte es auch nach den schweren Beben, weitere, leichte Erschütterungen gegeben, in deren Folge sich immer mehr Erdkrater auftaten, die sich mit Wasser füllten. Sie stellen nun eine neue Gefahr für die Anwohner dar.

"Das ist alles nach den Beben passiert. Danach gab es viel Regen, was die Sache noch viel schlimmer gemacht hat. Nur Wasser, Wasser, Wasser - überall", erzählt Radojka Vidovic, eine Bewohnerin des Dorfes Borojevici.

Seit den Erdbeben Ende Dezember wurden etwa 100 neue Senkgruben in der Region gemeldet. Einige Löcher sind unter Wohnhäusern entstanden, und zwingen die Bewohner zum Verlassen ihrer Häuser. Andere tauchten auf Feldern auf - und führen dazu, dass die Landwirte ihre Äcker nicht bestellen, aus Angst, in einem der klaffenden Löcher zu "verschwinden".

Erdbeben wirken wie "Katalysator"

Obwohl Senkgruben in Gegenden, die reich an Kalksteinvorkommen sind, häufig entstehen, sind Wissenschaftler überrascht vom Tempo des Phänomens. Normalerweise dauert ein solcher Prozess Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte. Josip Terzic, ein Hydrogeologe des Kroatischen Geologischen Dienstes, forscht mit seinem Team an den Senkgruben:

"Wir setzen mehrere Methoden der Erkundung ein. Wir haben bereits einige geophysikalische Profilierung, seismische und auch elektrische durchgeführt. Wir planen, hier vielleicht elektromagnetische Messungen durchzuführen", so Terzic und weiter: "Wir werden die größte Senkgrube genau untersuchen, um die Unterwassermorphologie zu kartieren. Soweit ich weiß, ist sie etwa 12 Meter tief."

Phänomen begeistert Wissenschaftler

Für Wissenschaftler eine einzigartige Möglichkeit, zu untersuchen, wie Naturkatastrophen wie Erdbeben so schnell Sedimente und Grundwasserströme verändern können. Auch für Forscher aus den Nachbarländern ein Anziehungspunkt - sie helfen bei der Kartierung und Untersuchung der Löcher.

Doch für die Menschen vor Ort, die in der ländlich geprägten Region auf die Landwirtschaft angewiesen sind, ist dieses Phänomen, das die Wissenschaftlern begeistert, nur eine weitere Herausforderung, die es neben der Corona-Pandemie zu bewältigen gilt. 

Ein Anwohner aus Mecencani erklärt: "Nun, das Erdbeben der Stärke 6,2 fühlte sich, gelinde gesagt, ziemlich unangenehm an. Und danach fingen diese Löcher an, aufzutauchen. Experten sagen, dass sich diese Löcher mit der Zeit ohnehin auf natürliche Weise gebildet hätten, aber das Erdbeben hat wie ein Katalysator gewirkt, der den ganzen Prozess leider beschleunigt hat."

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