Urteile in Pariser-Terror-Prozess erwartet

Gerichtssaal in Paris
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Von Julika Herzog mit AFP, dpa, AP
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Fast zehn Monate lang wurden Opfer, andere Zeugen und Täter befragt. Es ist damit der längste Prozess in der Rechtsgeschichte Frankreichs.

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Mehr als sechseinhalb Jahre nach den Anschlägen vom 13. November 2015 in Paris geht der Prozess heute zu Ende. Die fünf Richter werden am nachmittag ihre Urteile verkünden.

Staatsanwaltschaft fordert lebenslange Haft für Hauptangeklagten

Fast zehn Monate lang wurden Opfer, andere Zeugen und Täter befragt. Es ist damit der längste Prozess in der Rechtsgeschichte Frankreichs.

Die Staatsanwaltschaft hatte für die 20 Angeklagten, darunter 6 in Abwesenheit, Haftstrafen zwischen fünf Jahren und lebenslang gefordert. Der Hauptangeklagte Salah Abdeslam, der als einziger Überlebender des damaligen Terrorkommandos gilt, soll demnach ohne Möglichkeit zur Strafverkürzung in lebenslange Haft.

Nur 14 Personen sind vor Gericht erschienen, sechs wurde der Prozess in Abwesenheit gemacht. Ein Beschuldigter sitzt in der Türkei in Haft, fünf sollen in Syrien gestorben sein.

Die Angeklagten sollen unter anderem Papiere besorgt haben, Abdeslam außer Landes gefahren haben oder verhinderte Attentäter sein. Manchen wird auch vorgeworfen, nur eine weniger wichtige Rolle gespielt und gelegentlich Aufträge erledigt zu haben.

Salah Abdeslam: "Immense Schwere seiner Taten"

Die Staatsanwaltschaft sah in dem 32-jährigen Franzosen eine Schlüsselfigur der Anschläge und sprach von einer immensen Schwere seiner Taten.

Der 32-jährige Franzose hatte andere Selbstmordattentäter gefahren und abgesetzt. Er sagte aus, sich danach aus Mitleid nicht wie geplant in einer Bar im Norden von Paris in die Luft gesprengt zu haben. Die Staatsanwaltschaft dagegen argumentiert, dass Abdeslams Selbstmordgürtel defekt war.

Bei den November-Anschlägen 2015 in Paris haben islamistische Extremisten 130 Menschen getötet und 350 weitere verletzt. Sie richteten ein Massaker im Konzertsaal «Bataclan» an und beschossen Bars und Restaurants im Nordosten der französischen Hauptstadt. Außerdem sprengten sich drei Selbstmordattentäter an dem Abend während eines Fußball-Länderspiels zwischen Deutschland und Frankreich am Stade de France in die Luft. Die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) reklamierte die Anschläge für sich.

Die Anschläge hatten die französische Gesellschaft nachhaltig schockiert und aufgewühlt. Vielen galten sie als Angriff auf die französische Lebensart. Im Gegensatz zu früheren Anschlägen, die sich etwa gegen bestimmte Berufsgruppen oder Konfessionen richteten, schien nach der Terrornacht niemand mehr sicher. Auch die Staatsanwaltschaft zeigte sich im Prozess überzeugt, dass es den Extremisten egal gewesen sei, wen sie töteten.

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