Adoption im Ausland: Ein langer Weg

Adoption im Ausland: Ein langer Weg
Von Euronews
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Obwohl in Vietnam etwa anderthalb Millionen Waisenkinder leben, wird seit 2012 jede neue Adoptionsanfrage aus dem Ausland auf Eis gelegt.
Grund ist das Inkrafttreten des Den Haager Adoptionsübereinkommen aus dem Jahr 1993.
Denn das Ziel dieser Konvention ist es, Kinder wenn möglich erst in ihrem Heimatland zu vermitteln.
An andere Länder werden dann eher ältere Kinder, Geschwister, sogenannte Kinder mit besonderen Bedürfnissen oder einer Behinderung zur Adoption freigegeben. Zwischen 2005 und 2010 ist deshalb die Adoptionsrate in den ersten fünf Gastländern um 36 Prozent gesunken.
Sylvie und Cedric hatten Glück, und das wissen sie.
Das Paar wohnt in einem kleinen Dorf in den französischen Alpen. Seit 2008 sind sie Eltern: innerhalb von fünf Jahren haben sie Paul und Charline in Vietnam adoptiert. Sie hatten vor allem deshalb Glück, weil das noch vor dem neuen Gesetz war.
Sylvie und Cédric flogen nur zweimal nach Vietnam. Zweimal kamen sie mit einem Kind im Arm zurück.
11 lange Monate, bis zum ersehnten Anruf. Danach hatten sie drei Wochen, um ihr Kind abzuholen. Ein Kind, von dem sie fast nichts wussten.
“Es ist ein Gefühlschaos, man kennt das Kind nicht, hat es nie gesehen, auch kein Foto, weiß also nicht wie es aussieht. Der Raum im Heim ist voller Kinder, und sofort sagt man uns, welches es ist. Plötzlich sieht man nur noch dieses Kind. Und dann übergibt man es uns, unser Kind, ein magischer Moment”, berichtet Sylvie.
Die Kinder aus dem Waisenheim Hoa Mau Don werden niemals das Familienglück von Paul und Charline kennenlernen. Wahrscheinlich werden sie ihre Kindheit in dem heruntergekommenen Gebäude inmitten einer der vielen armseligen Gassen in Ho-Chi-Minh-Stadt verbringen. Denn Hoa Mau Don gehört nicht zu den staatlichen Waisenheimen, die von der Regierung und verschiedenen Spendern bezuschusst werden .Es handelt sich vielmehr um eine private Einrichtung, sich selbst überlassen, angewiesen auf die Spenden der Bewohner des Viertels. Und das Heim hat keine Lizenz zur Adoption.
Angebot und Nachfrage gehen aneinander vorbei.Während potenzielle Eltern den Mut verlieren, füllen sich die Waisenheime jeden Tag ein bisschen mehr.

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