"Legal Highs": Der gefährliche Rausch

"Legal Highs": Der gefährliche Rausch
Von Euronews
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Hinter dem harmlos klingenden Begriff “Legal Highs” verbergen sich extrem gefährliche Substanzen. Es sind synthetische Drogen, die vor allem im

Hinter dem harmlos klingenden Begriff “Legal Highs” verbergen sich extrem gefährliche Substanzen. Es sind synthetische Drogen, die vor allem im Internet als Kräutermischungen, Lufterfrischer und Badesalze verkauft werden. In den bunten, verspielten Tütchen können extrem gefährliche Stoffe enthalten sein, die manchmal tödlich sind. Allein in Großbritannien sind im vergangenen Jahr 115 Menschen nach dem Konsum von Legal Highs gestorben.

Tod durch Kräutermischung

Adele Wallace trauert um ihren Sohn Adam: “Ich kann nicht in Wort fassen, wie es sich anfühlt, sein 17-jähriges Kind zu beerdigen wegen etwas das billig aber absolut tödlich ist.” Adam ist vor einem Jahr vor einem Haus in Belfast tot aufgefunden worden. Er hatte sogenannte Legal Highs, neue synthetische Drogen genommen. Man kann sie legal kaufen, getarnt als Räuchermischungen oder Badesalze. Gefährlich sind sie dennoch.

Adele erinnert sich noch gut an den Tag, an dem sie gemerkt hat, dass er Drogen nahm: “Anderthalb Jahre vor seinem Tod habe ich es zum ersten Mal bemerkt, denn ich fand in seinem Zimmer ein Päckchen unter seinem Kissen. Er hatte sich erbrochen. Auf dem Bett und auf dem Boden war Erbrochenes und es war schwarz. Es war sehr beunruhigend und ich war ganz fertig, denn in dem Moment wurde mir klar, dass mein Kind Drogen nimmt, von denen ich keine Ahnung hatte.”

Tomorrow: It's been a year since Adam Owens (17) died after using legal highs. We speak to his mum adele6210</a> <a href="https://t.co/K2neBcm6Im">pic.twitter.com/K2neBcm6Im</a></p>&mdash; Richard Morgan (Journo_Rich) 12. April 2016

Adele lebt in Belfast. Sie erzählt, dass sich Adam ganz einfach diese Substanzen beschaffen konnte, denn in Nordirland und in Großbritannien sind sie immer noch legal. Man kann sie in spezialisierten Geschäften und im Internet kaufen. Heute versucht sie, Jugendliche vor den Gefahren dieser Drogen zu warnen: “Ich nehme immer 1,5 Gramm Puderzucker mit. Es ist nur Puderzucker, also ganz harmlos. Wie sie sehen können, ist das wirklich nur eine kleine Menge. Ich mache das, um es Schulkindern zu zeigen. Das sind 1,5 Gramm und das ist die Menge an Legal Highs, die sich mein Sohn in jener Nacht mit zwei anderen Personen geteilt hat. Und obwohl es sich drei Menschen geteilt haben, war es genug, um meinen Sohn im Alter von 17 Jahren zu töten.”

Legal Highs – Die unterschätzte Gefahr

Die britische Polizei hat Bilder einer Überwachungskamera veröffentlicht, um vor diesen Drogen zu warnen. Zu sehen sind Menschen, die unter starkem Drogeneinfluss sind. 2009 starben in Großbritannien vier Menschen an legal highs, im vergangenen Jahr waren es 115. Diese synthetischen Drogen haben ähnliche Wirkungen wie Kokain, Heroin, Ecstasy und Cannabis. Die synthetischen Substanzen haben den europäischen Markt überschwemmt und bereiten den Drogenbekämpfungsbehörden Kopfzerbrechen. K2 Black Edition, Fury Extreme, Pink Panthers, Happy Joker Blueberry, MXE: Das sind alles Legal Highs, aber man weiß nicht was drin ist und auf dem Paket steht: ‘Nicht zum Verzehr geeignet.’

Stephen Bell an der Queen’s Universität in Belfast versucht die Inhaltsstoffe herauszufinden. Mit seinem Team hat er einen neuen Weg gefunden, um diese psychoaktiven Substanzen schneller zu identifizieren. Er erklärt: “Bei der Methode, die wir entwickelt haben, versuchen wir jeden einzelnen chemischen Stoff zu identifizieren, indem wir uns anschauen, wie er vibriert. Jeder Stoff hat eine andere Frequenz, denn er hat eine unterschiedliche Zusammenstellung. Es ist wie ein chemischer Fingerabdruck. Wir können so auch sehr schnell die neuen Stoffe finden, jene, die wir noch nie zuvor gesehen haben. Die neuen Stoffe, die auf den Markt kommen und die potentiell gefährlich sind. Von Legal Highs zu sprechen ist sehr irreführend, denn sie sind wirklich sehr schädlich. Und sie sind nicht legal, denn viele der Stoffe, die beschlagnahmt werden, sind verbotene Substanzen. Sie sind also in keinster Weise legal. Derzeit passiert ein riesiges Experiment: Die jungen Menschen nehmen diese Sachen und alle hoffen, dass sie nicht schädlich sind.”

#Gefahr aus bunten Tütchen. Angebliche “Legal Highs” sind weder legal noch harmlos. https://t.co/QyMuILrvZK#drogenpic.twitter.com/sScLDM8IL2

— Polizei KL (@Polizei_KL) 12. April 2016

Aber wie können die Legal Highs gestoppt werden? In Großbritannien tritt im Mai ein Pauschalverbot für diese neuen psychoaktiven Substanzen in Kraft. Künftig drohen jedem, der diese Stoffe verkauft, bis zu sieben Jahren Haft. Das irische Gesetz zu psychoaktiven Substanzen, das 2010 verabschiedet wurde, diente als Vorbild. Aber hier in Dublin ist das Gesetz umstritten. Viele kritisieren, dass es nichts geändert habe.

Der Rausch aus dem Internet

Martin McHugh ist ein früherer Drogenabhängiger. Er nahm Cannabis, Heroin, Kokain und Ecstasy. Er probierte auch die Legal Highs: “Ich fing an Legal Highs zu nehmen, als man sie am Anfang in den Läden in der Stadt kaufen konnte. Dann wurden die Läden geschlossen, aber man konnte sie immer noch bekommen. Man konnte sie auf der Straße kaufen. Sie kamen über das Internet oder aus Großbritannien.”

Wir haben ihn nach den Wirkungen dieser Drogen gefragt. Martin meinte: “Die Symptome, die ich persönlich erfahren habe waren extreme Paranoia und das Gefühl, dass etwas unter meiner Haut krabbelt. Ich war 36 bis 72 Stunden lang high und kein Medikament konnte mich runterbringen. Ich kann nicht wirklich erklären, warum ich sie weiter genommen habe. Alles was ich weiß ist, das ich abhängig bin.”

Tim Bingham hat untersucht, wie sich das Verbot auf den Drogenkosum in Irland ausgewirkt hat. Läden, die diese Substanzen verkauften, mussten schließen, aber im Internet ist alles erhältlich und die Geschäfte laufen gut. Er zeigt uns eine Internetseite, die Legal Highs anbietet: “Also hier haben wir das legal high K2, eine Räuchermischung. Es wird für 7,95 Pfund verkauft. Es ist in unterschiedlichen Mengen erhältlich: ein Gramm, drei Gramm oder sechs Gramm. Ich kann zwei Päckchen davon kaufen. Ich muss mich dafür nicht registrieren lassen. Man kann es einfach so kaufen und am nächsten Tag wird es an deine Adresse geschickt. Diese Produkte kann man im Internet kaufen, denn die Server haben ihren Sitz nicht in Irland. Dort wo diese Internetseiten ihren Sitz haben, ist es nicht verboten, diese Produkte zu verkaufen. Wir wissen, dass diese Produkte weiter verkauft werden, denn bei einer Studentenumfrage im vergangenen Jahr haben wir herausgefunden, dass 19 Prozent der befragten Studenten entweder selber oder über Freunde welche gekauft haben.”

Spice, Haze, XTC. All street names for extremely dangerous chemicals nicknamed ‘legal highs.’ Don't take the risk! pic.twitter.com/YIyyrCEQUB

— West Midlands Alerts (@WMidsAlerts) 9. April 2016

Bei Jugendlichen immer beliebter

Sie sind billig, legal und hübsch verpackt. An der Grenze zu Nordirland sind synthetische Drogen bei den Jugendlichen sehr beliebt. Manche fangen bereits mit 13 Jahren an, welche zu nehmen. Packie Kelly arbeitet im Familienzentrum von Monaghan. In dieser Stadt sind im vergangenen Jahr zwei Menschen an Legal Highs gestorben.

Er sagt, dass das Verbot nicht greife: “Wir haben Verpackungen dieser Substanzen gesammelt. Es gibt sehr viele Verschiedene. Zu diesem hier haben uns Heroinabhängige gesagt, dass sie viel lieber regelmäßig Heroin nehmen als dieses Zeug. All diese Substanzen wurden bei Festnahmen oder Durchsuchungen von der irischen Polizei beschlagnahmt, aber bis dato wurde gegen niemand wegen Besitz Anklage erhoben. Die Gesetze, die wir derzeit in Irland haben, greifen nicht.”

Wenn das Pauschalverbot in Großbritannien in Kraft tritt, werden die Substanzen aus den Läden verschwinden, aber noch lange nicht aus dem Internet. Experten zufolge kommt erschwerend hinzu, dass jedes Jahr rund 100 neue Substanzen auf den europäischen Markt kommen. Martin erzählt: “Als ich mich in der Klinik auf Heroin habe testen lassen, um Methadon zu bekommen, wurden Amphetamine und Kokain gefunden. Dabei nahm ich keine dieser zwei Substanzen, ich nahm nur legal highs. Aber kurze Zeit später wurde nichts mehr festgestellt, denn die neuen legal highs waren nicht im Blut oder im Urin feststellbar. Es war die Rede von einer neuen Designerdroge. Die Menschen litten unter Nebenwirkungen und mehrere mussten mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht werden. Sie konnten ihnen nichts geben, denn durch die Tests konnten keine Drogen ermittelt werden.”

Adele kann einfach nicht verstehen, dass Legal Highs weiterhin so einfach zu bekommen sind: “Wie kann etwas legal sein, das so tödlich, abscheulich und giftig ist, dass es Kinder umbringt? Und auch Erwachsene, denn alle möglichen Menschen nehmen diese Drogen. Aber Kinder sind besonders gefährdet, denn sie werden dazu verleitet zu denken, dass diese Substanzen ungefährlich sind, weil sie legal sind. Das ist einfach abscheulich.”

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