Die Roma in Europa

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Von Euronews
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“Sind wir hier in Europa? Das würde ich gerne wissen. Denn wenn wir in Europa sind, warum haben wir dann keine Straßen und leben im Dreck?” Roma und Sinti in ganz Europa klagen über Ausgrenzung.

Die Stadt Kavarna in Bulgarien geht mit gutem Beispiel voran. Vor zehn Jahren beschwerten sich die dort lebenden Roma, dass mehrere Cafes und Läden ihnen den Eintritt verwehrten.

Seitdem hat sich viel geändert, vor allem dank des neuen Bürgermeisters Tsonko Tsonev.

Kavarna ist jedoch nur eine Ausnahme, im Rest des Landes sieht für die Roma nicht sehr rosig aus.
Sebastian Romanov klagt: “Die Tiere in Bulgarien sind besser integriert als die Roma. Und ich werde Ihnen sagen warum: Die europäischen Hilfen erreichen die Roma Kinder nicht. Um uns besser zu integrieren, benötigen wir Hilfen. Niemand hier hat eine Arbeit. Sie sprechen von Integration, aber es gibt keine Jobs. Wie soll das bitte gehen?”

Bulgarien weist die zweitgrößte Roma-Bevölkerung in Europa auf.

Die Roma von Kavarna sind zuversichtlich. Das Rathaus hat ihnen ein Gelände zur Verfügung gestellt und hilft ihnen beim Bau ihrer neuen Häuser. Das neue Viertel wird Kanalisation, Strom und Wasser haben.

Tsonev, der Bürgermeister der Stadt, hat ein Integrationsprogramm für Minderheiten geschaffen und jetzt kommen die Dinge allmählich ins Rollen, wie unser Journalist Seamus Kearney feststellte: “Das Land hier war früher ein Schandfleck, eine illegale Mülldeponie. Jetzt erkennt man es kaum wieder. 50 neue Häuser wurden gebaut und weitere sind geplant. Die Anfüher der Roma sagen, dass all das ohne die finanzielle Hilfe der lokalen Behörden nicht möglich gewesen wäre.”

Metal-Fans kennen die kleine Stadt Kavarna am Schwarzen Meer, denn jedes Jahr findet hier ein Metal-Festival statt. Eine Idee des Bürgermeisters, der fleißig die Autogramme der Musiker sammelt.

Er selbst ist nicht Roma, aber er setzt sich für sie ein: “Als ich Bürgermeister wurde, habe ich mich für alle ethischen Gruppen eingesetzt: Roma, Bulgaren, Tataren, Gagauzis und Armenier. Ich kümmere mich um alle, nicht nur um die Roma. Ein Drittel der Bevölkerung ist Roma, ich habe also vorgeschlagen, dass ein Drittel unseres Haushalts in das Stadtviertel der Roma investiert werden sollte. Sogar mehr als ein Drittel, denn die Lebensbedingungen in dem Viertel waren sehr schlecht.”

Die Flagge der Roma weht über Kavarna, aber im Rest des Landes herrschen andere Zustände. Nur wenige Fahrstunden von Kavarna entfernt, in Novi Pazar leben Roma in tiefster Armut. Sie sind wütend und luden uns dazu ein, zu filmen, unter welchen Bedingungen sie leben.

Sie schilderten uns ihre Probleme: “Niemand schert sich um uns. Wir wollen anständige Straßen!”, “Unsere Kinder können nicht zur Schule gehen.”, “Es gibt keine Jobs und fast alle hier sind arbeitslos.”, “Wir können es uns nicht leisten, den Kindern Schuhe zu kaufen!”

Amalipe, eine der größten Roma Organisationen Bulgariens, arbeitet hier in Novi Pazar und bemängelt die Ausgrenzung der Roma: “Die Roma und die Bulgaren leben in unterschiedlichen Vierteln. Die Roma leben in einem Teil der Stadt und ihre Kinder gehen in Schulen, wo sie quasi unter sich sind. Das wirkt sich auf die Qualität des Unterrichts aus und verstärkt die negative Einstellung gegenüber den Roma.”

Die europäischen Behörden unterstützen umfassende Gemeindeprojekte, die Bildung, Unterbringung, Arbeit und Gesundheit umfassen.

Die Schule hier beherbergt auch ein Gemeindezentrum für die Roma. Die
Schuldirektorin Emilia Aldinova erklärt: “Wenn Kinder aus der Nachbarschaft nicht in der Schule eingeschrieben sind, dann helfen wir ihnen mit der Anmeldung. Wenn Kinder häufig fehlen, dann besuchen wir sie zu Hause, um zu sehen, warum sie nicht kommen und, um sie dazu zu bringen, zur Schule zu gehen, damit sie eine Ausbildung haben.”

Die 15-jährige Bozhanka Nikolaeva hat große Pläne:
“Ich will meine Träume verwirklichen und keine Fehler machen. Nach der achten Klasse will ich Landwirtschaft studieren.” Ihr Schulkamerad Pasha Salim meinte: “Das Amalipe Gemeindezentrum unterstützt uns. Wir können dort über unsere Probleme reden und bekommen Ratschläge, wenn wir Probleme mit den Lehrern haben.”

In Westeuropa hat sich die Mehrheit der Roma in Spanien niedergelassen. Dort wird sich seit Jahren um Integration bemüht.

Sacromonte in Granada ist ein traditionelles Roma Viertel. Es ist berühmt für seine Flamenco-Vorstellungen und bei Touristen sehr beliebt.

Spanien wird oft anderen europäischen Ländern gegenüber als Beispiel dafür hochgehalten, was man gegen die Ausgrenzung der Roma und für ihre soziale Integration unternehmen kann. Experten vor Ort sagen jedoch, dass trotz der Fortschritte noch viel zu tun ist.

In Granada wohnen rund 80.000 Roma, vor 20 Jahren lebten an die 70 Prozent an der Armutsgrenze und am Rande der Gesellschaft. Mittlerweile sind es nur noch 30 Prozent.

Vor allem Roma aus Osteuropa leiden noch unter Ausgrenzung und benötigen Hilfe.

Die Organisationen, die sich für die Rechte der Roma einsetzen, haben Bildungs- und Arbeitsbeschaffungsprogramme ins Leben gerufen. Das größte Hindernis sind jedoch die weitverbreiteten Vorurteile gegenüber den Roma.
Francisca Cortés, die Leiterin der Organisation, weiß ein Lied davon zu singen: “Wir versuchen die Situation der Roma zu verbessern und unser größtes Problem ist das schlechte Ansehen der Roma in der spanischen Gesellschaft. Es gelten immer noch die alten Klischees. Wenn es um Roma geht, kommen sofort Vorurteile hoch. Das schlechte Ansehen der Roma-Gemeinschaft verstärkt ihre Ausgrenzung.”

José Antonio Corés hat vor kurzem einen Job als Kellner ergattert. Das Ende einer langen Odyssee: “Ich habe nicht nur schlechte Erfahrungen gemacht, aber ich wurde oft ignoriert, weil ich ein Roma bin. Wenn ich meine Bewerbung überreichte, wurde sie sofort weggeworfen, weil ich ein Roma bin.”

Dank dem Ausbildungsprogramm der Organisation haben im vergangenen Jahr Dutzende junge Roma einen Job gefunden.

Die Organisation hat jedoch angesichts der Wirtschaftskrise zunehmend Probleme finanzielle Unterstützung vom Staat zu erhalten.

Sie versuchen das Beste daraus zu machen und kümmern sich um die, die Hilfe am nötigsten haben.

Magdalena Sanchez Fernandez von der andalusischen Regierung sagte zu dem Thema: “Im derzeitigen wirtschaftlichen Klima hat die andalusische Regierung erklärt, dass alle Sozialprogramme Vorrang haben, um zu verhindern, dass die armen Menschen im Stich gelassen werden. Wenn wir die Roma nicht mehr unterstützen, dann könnten sie abrutschen, wären von der Gesellschaft abgeschnitten und würden in unmenschlichen Bedingungen leben.”

Francisca Cortés ist besorgt: “Die Wirtschaftskrise trifft alle, aber besonders hart die schwachen Gruppen, wie etwa die Roma. Sie leiden unter der Wirtschaftskrise. Es gab allerdings Fortschritte bei der Unterbringung. In Spanien gibt es nur noch ein paar Zeltlager, aber es gibt sie.”

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