Der Grüne Deal: Europas Kampf gegen den Klimawandel

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Von Efi KoutsokostaGuillaume Desjardins
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Die Europäische Union plant ein äußerst ehrgeiziges Maßnahmenpaket für einen nachhaltigen ökologischen Wandel, der den Menschen und der Wirtschaft in Europa zugutekommen soll.

Der europäische Grüne Deal wird unseren gesamten Alltag verändern vom Lebensmittelanbau bis hin zu den Gebäuden, in denen wir leben. Europa soll als erster Kontinent bis 2050 klimaneutral werden. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Europäische Kommission ein äußerst ehrgeiziges Maßnahmenpaket geschnürt, für einen nachhaltigen ökologischen Wandel, der den Menschen und der Wirtschaft in Europa zugutekommen soll. Die zeitlich gestaffelten Maßnahmen reichen von drastischen Emissionssenkungen über Investitionen in Spitzenforschung und Innovation bis hin zum Erhalt unserer natürlichen Umwelt. Mit Investitionen in grüne Technologien, nachhaltigen Lösungen und neuen Chancen für Unternehmen kann der Grüne Deal zu Europas neuer Wachstumsstrategie werden.

"Thema dieser Folge von Real Economy ist der europäische Grüne Deal, das ehrgeizigste und größte Maßnahmenpaket der EU seit ihrer Gründung", sagt euronews-Reporterin Efi Koutsokosta. "Alle wichtigen Bereiche der europäischen Wirtschaft werden angesichts der klima- und umweltpolitischen Herausforderungen neu bewertet. So sollen ab 2021 mindestens 40 Prozent des Budgets für die Gemeinsame Agrarpolitik für die Bekämpfung des Klimawandels aufgewendet werden. Unser Bericht aus Portugal zeigt, wie sich der Energiesektor bereits im Wandel befindet. Außerdem spreche ich mit dem Vizepräsidenten der EU-Kommission Valdis Dombrovskis in Berlin über die Finanzierung des ehrgeizigen Ziels. Aber zuerst schauen wir uns den Maßnahmenplan an."

Fakten & Zahlen

Der Grüne Deal ist ein ehrgeiziges europäisches Maßnahmenpaket für einen nachhaltigen ökologischen Wandel.

Die Ziele, die bis 2030 erreicht werden sollen, sind eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen um mindestens 40 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990, ein Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch von mindestens 32 Prozent und Energieeinsparungen von mindestens 32,5 Prozent.

Europa muss 1 bis 2 Prozent des BIP für die grüne Wirtschaft aufwenden, einschließlich neuer Infrastruktur, öffentlichem Auftragswesen, Forschung & Entwicklung, industrieller Umrüstung und anderer Anforderungen.

Nach Schätzungen der EU-Kommission sind zusätzliche Investitionen in Höhe von 260 Milliarden Euro pro Jahr erforderlich, um das Klimaziel der EU für 2030 zu erreichen. Sie will von 2021 bis 2027 jährlich 45 Milliarden Euro bereitstellen.

Aber das reicht nicht aus. Unternehmen und Haushalte sollen einen Großteil beitragen. Die zusätzlichen öffentlichen Investitionen kommen hauptsächlich von den nationalen Regierungen.

Einige EU-Mitgliedsstaaten sind bereits ganz gut aufgestellt vor allem im Bereich der erneuerbaren Energien. In Portugal kamen beispielsweise im vergangenen Jahr, von Januar bis November 2019, 53 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen. Guillaume Desjardins recherchierte dort in einem Windpark, wie sie diesen Punkt erreicht haben und wie es weitergeht.

Portugal ist Vorreiter im Bereich erneuerbarer Energien

Portugal bietet über 300 Sonnentage im Jahr. Das und die starken Winde vom Atlantik sichern dem Land große Vorteile beim Ausbau erneuerbarer Energien.

Ein 2019 dank eines Darlehens der Europäischen Investitionsbank gebauter Windpark ist ein Ergebnis der Ökopolitik Portugals:

"Es gibt hier 13 Turbinen mit je 3,6 Megawatt Leistung", erklärt Hugo Costa, Hugo Costa, stellvertretender Landesleiter, EDP Renováveis Portugal. "Die Gesamtleistung beträgt 46,8 Megawatt. Wir haben lokale Hersteller beschäftigt, ein Teil dieser Komponenten wurde in Aveiro produziert. Für Portugal bringt das alles nur Vorteile."

2019 kam über die Hälfte der Stromproduktion (53,3 Prozent) aus erneuerbaren Energien. Portugal ist zuversichtlich, das Ziel bis 2050 klimaneutral zu werden, zu erreichen. Und europäische Initiativen im Rahmen des Grünen Deals anzustoßen.

Euronews-Reporter Guillaume Desjardins: "Im März 2018 übertraf die portugiesische Produktion erneuerbarer Energien kurzzeitig den Verbrauch des gesamten Landes. Sie deckte über 103 Prozent des nationalen Bedarfs."

Dies könnte hohe Strom-Exporteinnahmen für das Land bedeuten, wenn es nicht einen Engpass im europäischen Stromnetz in den Pyrenäen gäbe:

"Das hängt davon ab, wie das Stromnetz verwaltet wird. Wir sind bereits mit Spanien verbunden und es gibt einige Verbindungen, an denen gearbeitet wird", so Catarina Roseta Palma, Umwelt- und Ressourcen-Ökonomin, ISCTE. "Aber das ist bei weitem nicht alles. Es gibt noch eine ganz andere Seite des Marktes: Nämlich die Nachfrage, die man nutzen kann, die sogenannte 'Demand-Response-Strategie', mit der Stromkunden (wie Unternehmen) belohnt werden, wenn sie bei Lastspitzen den Verbrauch (also ihre Produktion) einstellen."

Portugal - das "neue Katar"

Diese Politik könnte nicht nur ökologisch und gesundheitspolitisch sinnvoll sein, sondern auch unter wirtschaftlichen, finanziellen und sozialen Aspekten:

"Die iberische Halbinsel, also Spanien und Portugal zusammen, könnte das nächste Katar für erneuerbare Energien werden", meint Pedro Amaral Jorge, Präsident, portugiesischer Verband für Erneuerbare Energien (APREN). "Wenn man sich unsere Ressourcen wie Wind, Wasser und Sonne anschaut, dann könnten wir mit den richtigen Netz-Verbindungen zwischen der iberischen Halbinsel und Frankreich Tonnen von Strom aus erneuerbaren Energien liefern."

Wer finanziert den ökologischen Wandel?

Dabei steht die große Frage im Raum, wer finanziert den ökologischen Wandel? Die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula Von der Leyen versprach 100 Milliarden Euro, um den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu finanzieren. Aber es bleibt noch viel zu tun. In Berlin erklärt der geschäftsführende Vizepräsident der EU-Kommission Valdis Dombrovskis, was dieser enorme Umbruch für Bürger und Unternehmen bedeutet.

Euronews:"Wir haben gesehen, dass Portugal bereits viel für den Übergang zu einer grüneren Wirtschaft getan hat, besonders im Bereich der erneuerbaren Energien. Wenn die Mitgliedsstaaten so viel selbst tun können, welchen Mehrwert hat dann der Grüne Deal der EU-Kommisssion?"

Valdis Dombrovskis:"Es wird nicht nur darum gehen, einzelne Ziele zu erreichen. Es bedarf einer substantiellen Umgestaltung der Wirtschaft. Darum geht es beim europäischen Grünen Deal: wie wir diese Umgestaltung der Wirtschaft sicherstellen, wie wir sozialverträglich zur kohlenstoffneutralen Wirtschaft übergehen, so dass unser Modell der sozialen Marktwirtschaft bewahrt bleibt. Der 'Mechanismus für einen gerechten Übergang' wird Teil des Ganzen sein. Er wird Teil des Investitionsplans für ein nachhaltiges Europa sein, der darauf abzielt, Investitionen für diesen grünen Übergang zu mobilisieren. Wobei im Grunde genommen mindestens 1 Billion Euro an Investitionen in den nächsten zehn Jahren bereitgestellt werden sollen. Und ein Teil davon wird der 'Mechanismus für einen gerechten Übergang' sein, der gezielter auf die Unterstützung der Regionen und Sektoren ausgerichtet ist, die von diesem Übergang am stärksten betroffen sind, wie zum Beispiel die Kohleregionen."

Euronews:"Was ist für Sie eine grüne Investition? Was ist grün für die EU-Kommission, für Sie?"

Valdis Dombrovskis:"Die EU hat sich auf ein Klassifizierungssystem geeinigt, auf die grüne Liste der grünen und nachhaltigen Wirtschaftstätigkeiten. Das System besteht im Wesentlichen aus sechs Umweltkategorien, angefangen von der Klimaveränderung, der Klimaanpassung, der Biodiversität, der Kreislaufwirtschaft, der Abfallwirtschaft, den Meeresökosystemen usw. Es beinhaltet im Grunde genommen, was man als grüne Wirtschaftstätigkeiten bezeichnen kann und was Übergangsaktivitäten sind, die uns beim Übergang vom derzeitigen Zustand zur kohlenstoffneutralen Wirtschaft helfen werden."

Euronews:"Was kostet es den normalen Bürger, all diese Investitionen und das Erreichen der Ziele?"

Valdis Dombrovskis:"Man kann sagen, ja bestimmte Arbeitsplätze werden verschwinden, bestimmte fossile Brennstoffe werden teurer werden. Aber gleichzeitig wird es viele neue Arbeitsplätze in der grünen Wirtschaft geben. Und es wird viele neue Wirtschaftszweige geben, die grüne Energie und diesen Übergang bezahlbar machen werden."

Euronews:"Es ist also wichtig, in den kommenden Jahren enorme öffentliche und private Investitionen zu mobilisieren, damit dieser europäische Grüne Deal zum Wohlstand der Menschen beiträgt. Das ist eine ziemliche Herausforderung."

Weitere Quellen • Montage: Seb Leroy, Nicolas Coquet; Produktion: Fanny Gauret, Damien Girier; Kamera: Renato Guerra, Fabian Welther; Motion Design: NEWIC https://www.agence-newic.com/

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