"2012 wird ein Rekordjahr für die Industrie!"

"2012 wird ein Rekordjahr für die Industrie!"
Von Euronews
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Renault-Nissan scheint der Krise zu trotzen. Im Gespräch mit “euronews” gibt der Chef des Autokonzern eine optimistische Prognose für 2012.

Isabelle Kumar:

Carlos Ghosn, wie – glauben Sie – beeinflusst die Krise in der Eurozone die Weltwirtschaft?

Carlos Ghosn:

Ich glaube, die Weltwirtschaft ist davon beeinträchtigt, aber nicht dramatisch. Der Internationale Währungsfonds hat die Wachstumsprognose für das nächste Jahr von 4,5 auf 3,8, jetzt auf 3,3 Prozent gesenkt. Ich denke, das ist in der Hauptsache der Effekt auf die Weltwirtschaft.

Isabelle Kumar:

Renault-Nissan scheint diesem Trend entgegenzuwirken. Ist das eine realistische Vorhersage oder eine optimistische?

Carlos Ghosn:

2012 werden wir in Europa in der Industrie eine Schrumpfung erleben. Ich glaube nicht, dass irgendwer ernsthaft glaubt, dass der Automarkt in Europa wachsen wird. Andererseits wird diese Schrumpfung auf den Märkten in der Eurozone kompensiert werden durch ein Wachstum im Rest der Welt: in den USA wird der Markt wachsen, in Lateinamerika, in China, Russland … selbst Japan wird nach oben gehen! Ja, wir haben schlechte Nachrichten aus Europa, Schrumpfung in Europa. Das wird aber mehr als kompensiert durch das Wachstum, auch ein moderates, sonstwo auf der Welt. 2012 wird ein Rekordjahr für die Industrie werden, und sicherlich auch eines für Renault-Nissan.

Isabell Kumar:

Wenn die Wirtschaft in der Eurozone schrumpft – wie sicher sind dann die Jobs in Ihrem Unternehmen?

Carlos Ghosn

Wir haben die Probleme in Europa schon seit einiger Zeit kommen sehen. Als Lehman Brothers pleite ging, da waren wir alle ziemlich überrascht, daher was das damals etwas chaotisch. Heute ist das alles nicht überraschend. Seit Monaten haben wir beobachtet, was passiert. Wir sind vorbereitet, haben Lagerbestände reduziert, verschieben Investitionen. Wir waren sehr vorsichtig mit Neueinstellungen. Ich glaube, dass wir über das Gesagte hinaus nichts von Stellenabbau oder Sozialplänen hören werden.

Isabelle Kumar:

Sie haben Nissan innerhalb von nur drei Jahren auf die Erfolgsspur zurückgeführt. Das hat Ihnen den Status eines Superstars eingebracht. Können Sie anderen Wirtschaftsführern etwas mit auf den Weg geben?

Carlos Ghosn:

Unser Job ist es, äußerst pragmatisch und klar zu sein, nicht mit vorgefertigten Ideen daherzukommen. Man muss sicherstellen, dass die Lösungen problemgerecht sind. Man kann nicht einfach Lösungen, die anderswo erfolgreich sind oder waren, einfach übernehmen – weder von anderen, noch aus der eigenen Erfahrung.

Isabelle Kumar:

Was waren die besten bzw. schlimmsten Momente Ihres Arbeitslebens?

Carlos Ghosn:

Wissen Sie, im ersten Jahr haben wir Gewinn gemacht, als wir Nissan umgebaut haben. Das war ein großartiger Moment: Es war etwas passiert nach zehn Jahren des Überlebenskampfes. Jedes Mal, wenn man eine neues Werk auf unbekanntem Terrain oder in einem neuen Land aufmacht, ist das ein besonderer Augenblick, denn man öffnet die Grenzen für sein Unternehmen.

Im nächsten Monat wird Renault ein neues Werk in Marokko aufmachen, das ist ein großer Moment. Nissan will ein Werk in Mexiko eröffnen. Wenn das geschieht, dann ist das ein großer Augenblick.

Die schwierigsten Momente sind immer die Augenblicke der Unsicherheit, in denen man schmerzhafte Entscheidungen treffen muss. Man sieht nicht immer klar, was passieren wird.

Isabelle Kumar:

Eine der guten Entwicklungen für Nissan-Renault sind die Elektroautos. Sie haben hier in Davos eine Testflotte, die die Firmenchefs testen können. Wieviel Zugkraft hat diese “saubere Energie” für Leute, deren Interessen mit der Erdölindustrie verbunden sind?

Carlos Ghosn:

Die Zugkraft geht von den Verbrauchern aus. Wenn wir ihnen erklären, was die Vorteile des Null-Emissions-Autos, des Elektroautos sind, dann sind sie extrem begeistert. Wissen Sie, wir haben 2011 schon über 20.000 Elektroautos verkauft. Diese Zahl werden wir 2012 verdoppeln. So steigt Atraktivität ganz allmählich an.

Isabelle Kumar:

Jeder verlässt Davos mit ganz eigenen Eindrücken. Welches sind Ihre ganz besonderen Momente?

Carlos Ghosn:

Das Beeindruckendste in Davos in diesem Jahr ist der Pessimismus. Letztes Jahr waren aller hier viel optimistischer. Das war zwar schlussendlich nicht ganz begründet, denn das Jahr 2011 war nicht das große Jahr, das alle erwartet haben. Vielleicht wird 2012 dafür besser enden, als es jetzt alle sehen.

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