500 Jahre Reinheitsgebot: Monsanto-Herbizid "Glyphosat" in 14 Bieren nachgewiesen

500 Jahre Reinheitsgebot: Monsanto-Herbizid "Glyphosat" in 14 Bieren nachgewiesen
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Von Cornelia Trefflich
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Anlässlich des 500-jährigen Bestehens des deutschen Reinheitsgebots hat das Müncher Umweltinstitut in Deutschland gebrautes Bier analysieren lassen

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Anlässlich des 500-jährigen Bestehens des deutschen Reinheitsgebots hat das Müncher Umweltinstitut in Deutschland gebrautes Bier analysieren lassen. Das Ergebnis enthüllt: In allen getesteten Biersorten sind Spuren von Glyphosaten enthalten. Glyphosat ist ein Unkrautvernichtungsmittel, das im Verdacht steht, beim Menschen krebserregend zu sein. Von den 14 getesteten Bieren führt “Hasseröder” die Liste der Glysophat-haltigen Biere an. Im Test enthielt das Bier 29,74 Mikrogramm Glyphosat pro Liter, das ist das 300-fache des gesetzlich festgelegten Grenzwertes im Trinkwasser. Dort dürfen lediglich 0,1 Mikrogramm enthalten sein.

Was ist Glyphosat und wie wirkt es?

Glyphosat ist ein Herbizid, das in den 1970er Jahren von dem US-amerikanischen Agrarkonzern Monsanto entwickelt wurde. Seitdem wird es weltweit zur Unkrautbekämpfung – vor allem in der industriellen Landwirtschaft – eingesetzt: In den 1970er und 1980er Jahren besprühte man damit vor allem die Felder vor einer neuen Aussaat und nach der Ernte. Seit Mitte der 1990er Jahre wird verstärkt gentechnisch verändertes und Glyphosat-resistentes Saatgut angebaut, so dass das Herbizid auch nach der Aussaat zur Unkrautbekämpfung eingesetzt werden kann, ohne die Nutzpflanzen zu zerstören. > #Glyphosat pinkelten 70% der dt. Probanden nach BUND-Test. Weil wir's trinken mit jedem Bier https://t.co/k6tFafGAM0pic.twitter.com/jHbzq7OQnC

— BUND (@bund_net) February 25, 2016

Wie kommt das Glyphosat ins Bier?

Wasser, Hopfen, Malz – das sind die Grundbestandteile der Biere, die nach dem Deutschen Reinheitsgebot gebraut werden. Da das Brauwasser den allgemeinen Trinkwasserbestimmungen unterliegt, gilt es als unwahrscheinlich, dass es für den hohen Glyphosat-Wert im Bier verantwortlich ist. Eine weitere Möglichkeit ist die Nutzung des Herbizids beim Hopfenanbau, doch die Hopfenpflanzen selbst werden nicht mit Glyphosat behandelt. Durch die Abdrift, also den Anteil der ausgebrachten Pflanzenschutzmittelmenge, könnte es aber trotzdem möglich sein, dass das Unkrautgift in die Hopfendolden gelangt ist. So bleibt Malz – aus Gerste und Weizen hergestellt – der Hauptverdächtige im Dreierbund der Grundzutaten (Wasser, Hopfen und Malz). Malz ist ein Produkt der industriellen Landwirtschaft, das dem großflächigen Einsatz des Herbizids ausgesetzt ist. Zwar ist der Einsatz von Glyphosaten kurz vor der Ernte nicht erlaubt, aber eine Besprühung der Felder zum Abtöten von Unkräutern vor und kurz nach der Aussaat und nach der Ernte nicht untersagt. ### Birgt die enthaltene Konzentration Glyphosat ein Risiko für den Bierkonsumenten?

Das “Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)“http://www.bfr.bund.de/en/home.html sieht ein geringes Risiko in der erhöhten Menge an Glyphosat im Bier. “Um gesundheitlich bedenkliche Mengen von Glyphosat aufzunehmen, müsste ein Erwachsener an einem Tag rund 1000 Liter Bier trinken”, teilte das Bundesinstitut der Deutschen Presseagentur (dpa) mit. Als zugelassenes Herbizid sei es zu erwarten, dass sich Rückstände im Bier befänden. Nicht ganz so gelassen sieht es eine Vertreterin des Umweltbundesamtes. Da die Experten-Meinungen über die Schädigung beim Menschen weit auseinandergehen, sei eine erhöhte Belastung “nicht wünschenswert”. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO hat das Herbizid als ‘wahrscheinlich krebserzeugend’ eingestuft. Ob Glyphosat eine erneute Zulassung auf dem europäischen Markt erhält, sollte von der EU bereits im September 2015 entschieden werden. Aufgrund der angeheizten Diskussion und einer umfassenden Prüfung des WHO-Berichts seitens der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA ist diese Entscheidung auf die erste Jahreshälfte 2016 verschoben worden. > Bundestag stimmt für weitere #Glyphosat Zulassung. EU-Kommission will bis 2031 beantragen. Entscheidung am 7.3.? pic.twitter.com/yRMGEWePK9

— SWR Umwelt (@Umweltnews) 25 février 2016

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