Lawinenunglück: eine Spurensuche

Lawinenunglück: eine Spurensuche
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Von Andrea Büring
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Im Interview mit euronews erklärt der italienische Geologe Gian Vito Graziano, warum es eine Vebindung zwischen dem Erdbeben in Amatrice und dem Lawinenunglück am Gran Sasso d'Italia gibt.

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Nur elf Stunden nach der tödlichen Lawine erreichen die Rettungshelfer das Hotel Rigopiano. Es ist vier Uhr am Morgen. Die Einsatzkräfte mussten in der Nacht die acht Kilometer zum Hotel auf Skiern zurücklegen, begleitet von heftigen Windstößen und weiteren Lawinen.

Im verschütteten Hotel angekommen, versperren ihnen Schnee, Steine, Holz und Trümmer den Weg. Es herrscht eisige Stille.
Laut Katstrophenschutz waren am Mittwoch 24 Besucher und acht Personalkräfte im Hotel. Sie warteten gerade auf einen Schneepflug, um ins Dorf zu gelangen.

#hotel guests had packed their bags and were waiting for snow plow to come nd get them when immense #avalanche hit due to #quakes#italy

— Sabina Castelfranco (@SCastelfranco) 19. Januar 2017

Die Lawine ist so stark, dass sie das dreistöckige Gebäude fast vollständig zerstört und es zehn Meter bergabwärts reißt.
Seit 50 Jahren hat es in den Abruzzen nicht mehr so viel Schnee gegeben: Er liegt zwei bis fünf Meter hoch.

Deadly #avalanche at Hotel Rigopiano possibly triggered by #Italy Jan18 M>5 #earthquakes while snow pack was huge in #Abruzzo Gran Sasso pic.twitter.com/3jIXXJtAr2

— Robin Lacassin (@RLacassin) 19. Januar 2017

Das Hotel Rigopiano befindet sich in 1.200 Meter Höhe, am Fuß der Bergkette Gran Sasso d’Italia – nur 50 Kilometer Luftlinie entfernt von Amatrice, wo an diesem Tag die Erde vier Mal bebt. Es gibt 400 Nachbeben.

Das Gebiet galt nicht als lawinengefährdet. Spielt das benachbarte Erdbeben eine Rolle?

Gian Vito Graziano, Geologe aus Rom:
“Die Behauptung, dass Lawine und Beben eine Verbindung haben, ist meiner Meinung nach richtig. Denn unterhalb der Schneedecke gab es auch einen Erdrutsch. Also ist es sehr wahrscheinlich, dass beide Ereignisse in einem Zusammenhang stehen.”

In Amatrice haben diese neuen Beben alte Wunden aufgerissen: Im August hatte es in der Abruzzenregion ein schweres Beben mit rund 300 Toten gegeben. In Amatrice stürzte an diesem Mittwoch der bis dahin noch stehende Uhrenturm ein. Fragen über die Wirksamkeit des Katastrophenschutzes drängen sich auf.

Gian Vito Graziano, Geologe aus Rom:
“Warum gibt es keine vorbeugenden Maßnahmen? Warum gibt es keine finanziellen Mittel, die in den Wiederaufbau und die Prävention fließen? Das passiert hoffentlich in den nächsten Monaten. Heute ist es in Mittelitalien passiert, im August in Amatrice und nächstes Mal könnte es jede andere Stelle in Italien treffen.”

Bei dem heftigen Beben im August starben allein 231 Menschen in Amatrice.

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