59% für Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland

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Von Euronews
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Gegen die Atomwaffen protestieren die Menschen auch bei den Friedensmärschen.

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In Deutschland sind 59 Prozent der Bürger laut einer neuen Umfrage für den Abzug aller US-Atomwaffen, die noch im Land stationiert sind. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sprachen sich nur 18 Prozent dagegen aus.

Nach Schätzungen von Experten sind noch etwa 20 US-Atombomben auf einem Fliegerhorst im rheinland-pfälzischen Büchel stationiert. Im Ernstfall sollen sie von deutschen "Tornado"-Kampfjets abgeworfen werden. Die Bedrohung durch Atomwaffen ist eines der Hauptthemen der diesjährigen Ostermärsche.

"Die Ostermarschierenden fordern Abrüstung. Die Rüstungsausgaben sollen in den kommenden Jahren auf bis zu 70 Milliarden Euro pro Jahr erhöht werden, dabei wird das Geld an vielen anderen Stellen so dringend benötigt“, sagt Philipp Ingenleuf vom Netzwerk Friedenskooperative, das als Informationsbüro zu den Ostermärschen dient. "Die Mehrheit der Bevölkerung ist gegen die Aufstockung der Rüstungsausgaben. Das Geld kann bei der Bildung, dem Wohnungsbau oder dem dringend erforderlichen Klimaschutz viel sinnvoller investiert werden.“

„Das Ende des INF-Vertrages besorgt viele Menschen und hat sie wachgerüttelt. Die nukleare Bedrohung ist zurück im Bewusstsein der Leute“, betont Marvin Mendyka vom Netzwerk Friedenskooperative. „Es darf kein Zurück zu einem nuklearen Wettrüsten geben. Die Bundesregierung muss hier endlich entschlossen handeln, die Atomwaffen aus Büchel abziehen lassen und den UN-Atomwaffenverbotsvertrag unterzeichnen“, so Marvin Mendyka weiter.

Die Kündigung des INF-Vertrags durch die USA und Russland über das Verbot von atomaren Mittelstreckenwaffen hat Befürchtungen geschürt, dass eine neue atomare Rüstungsspirale in Gang kommen könnte.

Kaum Angst vor Atomkrieg

Die Angst vor einem Atomkrieg ist dadurch - der YouGov-Umfrage zufolge - aber nicht größer geworden. Zwar sagten 22 Prozent der Befragten, dass sie einen Atomkrieg in den kommenden zehn Jahren für wahrscheinlich halten. Bei einer YouGov-Umfrage vor der Kündigung des INF-Vertrags Ende 2017 waren es aber noch 32 Prozent.

Eine Mehrheit der Befragten verlangt von der Bundesregierung die Unterzeichnung des UN-Vertrags zum Verbot von Atomwaffen. 53 Prozent sind dafür, 21 Prozent dagegen. Der Vertrag war im Juli 2017 von fast zwei Dritteln der 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen beschlossen worden. Alle Atommächte und fast alle Nato-Staaten inklusive Deutschland boykottierten die Verhandlungen.

Die Regierung in Berlin begründet ihre Haltung damit, dass ein solcher Vertrag keinen Sinn macht, solange nicht alle Atommächte beitreten. Sie setzt auf eine schrittweise atomare Abrüstung auf anderen Wegen.

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