Die ukrainische Stromversorgung befindet sich weiterhin im russischen Fadenkreuz. Am Donnerstag ist ein wichtiges Kohlekraftwerk in der Nähe von Kiew zerstört worden.
Beim Gipfeltreffen der Drei-Meere-Initiative in Litauen steht der Schutz und die Verstärkung der ukrainischen Energieinfrastruktur ganz oben auf der Agenda.
Normalerweise kommen die Vertreter:innen aus 15 mittel- und ostmitteleuropäischen Ländern zusammen, um die Zusammenarbeit in den Bereichen Verkehr, Cybersicherheit und Energie zu stärken. Diesmal liegt der Fokus jedoch auf der Ukraine.
"Aktuell die größte Herausforderung"
Anhaltende russische Luftangriffe haben die ukrainische Stromversorgung in den vergangenen Wochen stark beschädigt. Die Luftabwehr der ukrainischen Armee benötigt dringend Verstärkung. Präsident Selenskyj verdeutlichte beim Gipfeltreffen die Lage des Landes.
"Für uns ist das aktuell die größte Herausforderung. Und Sie wissen, dass wir heute Nacht, in den frühen Morgenstunden, wieder angegriffen wurden. Wieder in Charkiw, wieder in Odessa, Saporischschja, und im Raum Kiew", sagte Selenskyj zu den Landesvertreter:innen.
Wichtiges Kraftwerk zerstört
Bei einem massiven russischen Luftangriff wurde am Donnerstag eines der größten Kraftwerke der Ukraine zerstört. Die Kohleanlage Trypillja versorgte unter anderem die Städte Kiew, Tscherkassy und Schytomir.
Das Kraftwerk belieferte bisher etwa drei Millionen Kund:innen mit Energie. Zu Stromausfällen kam es am Donnerstag dennoch nicht, da das ukrainische Energienetz in der Lage war, den Ausfall zu kompensieren. Das dürfte sich allerdings in den nächsten Monaten ändern, sobald Klimaanlagen den Energiebedarf deutlich in die Höhe treiben.
200.000 Haushalte in Charkiw ohne Strom
Mindestens zehn weitere Luftattacken trafen in der Nacht auf Donnerstag die Energieinfrastruktur von Charkiw. Dort sind inzwischen rund 200.000 Haushalte ohne Strom, etwa 80 Prozent der Bevölkerung der Stadt.
Immer wieder wurde die zweitgrößte ukrainische Stadt in den letzten Wochen zum Ziel russischer Luftangriffe. Dabei wurde nicht nur die Stromversorgung, sondern auch zahlreiche Wohngebäude beschädigt. Mehrere Menschen wurden bei den Angriffen getötet.