"Bolek"-Papiere öffentlich gemacht - war Lech Wałęsa nun ein Spitzel?

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Von Euronews
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Endlich einmal Einsicht nehmen in die Akten, die Lech Wałęsa als Geheimdienstinformanten zeigen sollen, unter dem Decknamen Bolek: An diesem Montag

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Endlich einmal Einsicht nehmen in die Akten, die Lech Wałęsa als Geheimdienstinformanten zeigen sollen, unter dem Decknamen Bolek: An diesem Montag wurden die Unterlagen öffentlich gemacht, erst einmal für Historiker und Journalisten.

Sie konnten die Papiere im Lesesaal des Instituts für das Nationale Gedenken einsehen, dessen Aufgabe die Aufarbeitung der kommunistischen Zeit ist.

Bisher habe er acht Dokumente Boleks gekannt, sagt hier der Historiker Sławomir Cenckiewicz, der über Wałęsa und den Geheimdienst SB ein
Buch geschrieben hat. Jetzt habe er viele mehr gesehen: Das sei ein Musterbeispiel, was die Zusammenarbeit mit Geheimagenten angehe.

Der Vorwurf bezieht sich auf Jahre 1970 bis 1976. Wałęsa führte später die Gewerkschaft Solidarność, die die kommunistische Herrschaft in Polen zu Fall brachte, und wurde schließlich Staatspräsident und Friedensnobelpreisträger.

Der heute 72-Jährige bestreitet, er habe für den Geheimdienst gespitzelt, und spricht von Fälschungen durch den SB. Er habe niemals Geld genommen und weder schriftlich noch mündlich Informationen weitergegeben, sagt Wałęsa.

Dass er einmal etwas unterzeichnet habe, räumt er dagegen schon länger ein. Das mache ihm heute Probleme, sagt er jetzt wieder, so dass er einiges erklären müsse. Er habe aber in gutem Glauben unterschrieben; nun müsse darüber die Geschichte urteilen.

Die “Bolek”-Akte war letzte Woche beim verstorbenen früheren Innenminister Czesław Kiszczak sichergestellt worden. Die Echtheit der Verpflichtungserklärung mit Wałęsas Unterschrift muss noch geprüft werden. Die Papiere zeigen auch, dass “Bolek” 1976 die Zusammenarbeit beendete.

In dieser Sache kommt noch dazu, dass Wałęsa mit der jetzigen polnischen Führung über Kreuz liegt, die im Hintergrund von Jarosław Kaczyński gesteuert wird – und die Wałęsa gerade erst wieder heftig kritisiert hat. Das Gedenkinstitut steht diesen Kreisen um die Partei PiS nahe.

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