Website "Yolocaust" zieht Hunderttausende an

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Von Euronews
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Die Website "Yolocaust", die auf das teils unpassende Verhalten von Besuchern des Berliner Holocaust-Mahnmals aufmerksam machen soll, hat binnen weniger Stunden Hunderttausende Klicks geholt.

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Der Berliner Autor und Satiriker Shahak Shapira (28) hat mit einer entlarvenden Website über das Verhalten von Besuchern des Holocaust-Mahnmals in Berlin einen Internet-Hit gelandet. Die Seite Yolocaust.de sei am Mittwochmittag online gegangen und in den ersten zwölf Stunden mehr als 500.000 mal aufgerufen worden. Das teilte Shapiras Agentin am Donnerstag mit. Das Wort “yolocaust” setzt sich aus dem in sozialen Netzwerken beliebten Hashtag YOLO (You Only Live Once/Du lebst nur einmal) und Holocaust zusammen.

Ich habe Selfies aus dem Holocaust-Mahnmal mit Bildmaterial aus Vernichtungslagern kombiniert: https://t.co/Zs8m23Dp23#YOLOCAUST

— Shahak Shapira (@ShahakShapira) 18. Januar 2017

Auf der Website hat Shapira Fotos aus sozialen Medien zusammengestellt, auf denen zumeist junge Touristen am Denkmal für die ermordeten Juden Europas fröhlich posieren. Bewegt man den Mauszeiger über die Bilder, werden die Protagonisten in Bilder aus nationalsozialistischen Vernichtungslagern montiert. So hüpfen, turnen und tanzen die Touristen plötzlich nicht mehr auf dem Mahnmal herum, sondern optisch auf ermordeten Opfern der Nazis.

Die Idee für die Website sei in den vergangenen Monaten entstanden, sagte die Sprecherin. Anlass der Veröffentlichung sei der Tag zum Gedenken an die Opfer des Holocausts am 27. Januar.

Der Berliner Satiriker und gebürtige Israeli ShahakShapira</a> reagiert auf das <a href="https://twitter.com/hashtag/H%C3%B6cke?src=hash">#Höcke</a>-Zitat zum <a href="https://twitter.com/hashtag/Holocaustmahnmal?src=hash">#Holocaustmahnmal</a>. <a href="https://twitter.com/hashtag/AfD?src=hash">#AfD</a> <a href="https://t.co/sRHWpkiGDt">pic.twitter.com/sRHWpkiGDt</a></p>&mdash; ZDF heute (ZDFheute) 18. Januar 2017

In den sozialen Medien wurde die Seite allerdings auch oft in Bezug auf eine Rede des Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke geteilt. Der hatte offensichtlich mit Blick auf das Holocaust-Mahnmal von einem “Denkmal der Schande” gesprochen. Auch der Künstler selbst stellte sein Projekt in diesen Zusammenhang. Höcke solle sich das mal anschauen und reflektieren, was er da in Dresden so über Erinnerungskultur gesagt habe, sagte Shapira dem Magazin jetzt.de.

Höcke – Titelseite Hamburger Morgenpost/B.Z./Berliner Kurier https://t.co/aFD2VTsbldpic.twitter.com/KnK4RbANCi

— Prof. Dr. Hajo Funke (@profhajofunke) 19. Januar 2017

Der in Israel geborene Shapira wurde Anfang 2015 bekannt. Er hatte sich nicht gefallen lassen, dass junge Männer in der Berliner U-Bahn antisemitische und antiisraelische Parolen grölten und war deshalb bespuckt und verprügelt worden. Die Geschichte seiner Familie und das Leben als Jude in Deutschland hat er in seinem Buch “Das wird man ja wohl noch schreiben dürfen! Wie ich der deutscheste Jude der Welt wurde” beschrieben. Inzwischen ist Shapira oft in den Medien präsent, unter anderem war er im ZDF zu Gast bei Jan Böhmermann.

Lesen Sie hier auch unser Interview mit dem israelischen Botschafter in Berlin zum Thema Antisemitismus. ---

(dpa/euronews)

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