John McCain: Kriegsheld und Parteirebell

John McCain: Kriegsheld und Parteirebell
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Von Sigrid Ulrich
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Zum Tod des prominenten US-Republikaners

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Kämpfen, auch wenn es aussichtslos scheint - und "gleichzeitig mit Dankbarkeit ein gutes Leben feiern". So nahm der Konservative John McCain die zahllosen Herausforderungen im Leben an, zuletzt einen aggressiven Gehirntumor. Bei der Präsidentschaftswahl 2008 unterlag er als Kandidat der Republikaner Barack Obama.

Bereits im Jahr 2000 hatte er sich um das Amt des US-Präsidenten beworben, war in der Vorwahl jedoch an George W. Bush gescheitert.

Alles nichts gegen das, was der Sohn und Enkel von Admiralen der US-Navy schon überstanden hatte.

Er kämpfte als Jagdbomberpilot der United States Navy im Vietnamkrieg, rettete sich durch Geistesgegenwart bei einem "Betriebsunfall" auf seinen Flugzeugträger, bei dem 134 Kameraden starben, wurde ein paar Monate später abgeschossen und geriet für mehrere Jahre in Kriegsgefangenschaft – seither gilt er als Held und Patriot.

Innenpolitisch wurde der Senator für den Bundesstaat Arizona, als Vater von vier leiblichen Kindern, einem Adoptivkind und zwei Stiefsöhnen, durchaus im republikanischen Mainstream zuhause, von Republikaner-Hardlinern oft für zu moderate Positionen kritisiert. Aber wenn es um Krieg ging, kannte er kein Pardon. Er unterstützte den Irakkrieg – auch wenn die Öffentliche Meinung mehrheitlich dagegen war.

Er sagte: "Da würde ich lieber den Wahlkampf verlieren als den Krieg. Dabei bleibe ich. Im Irak geben wir nie auf."

Im März 2008 überschritt McCain die nötige Zahl von (1191) Delegierten für die Nominierung als möglicher Nachfolger George W. Bushs, die bei der Republican National Convention, dem Nominierungsparteitag seiner Partei.

Als Kandidatin für das Amt des Vizepräsidenten und damit als "Running Mate" wählte McCain Sarah Palin, Gouverneurin des Bundesstaates Alaska – ein absolutes Greenhorn in der überregionalen Politikszene.

Eine zweischneidige Entscheidung: Palin sollte konservative weiße Frauen binden – andererseits wurde wenige Tage nach der Nominierung die Schwangerschaft von Palins 17-jähriger lediger Tochter bekannt. Kurz vor der Wahl ergaben Umfragen der New York Times und des Senders CBS, dass 59 % der Befragten Palin wegen mangelnder Erfahrung eher ablehnten.

Palin vertrat im Rahmen einer härteren Linie in mehreren Reden die Position, dass der demokratische Pràsidentschaftskandidat Barack Obama zu "sozialistischen" Experimenten neige und den Anforderungen der Außenpolitik nicht gewachsen sei – half nichts: Sarah Palin und John McCain verloren bei den Präsidentschaftswahlen am 4. November 2008 deutlich gegen das Demokraten-Duo Barack Obama und Joe Biden.

McCain, lange gut für liberale Überraschungen, etwa eine gemeinsamen Gesetzesvorlage zur Einwanderungspolitik mit dem Senator Ted Kennedy, schwenkte nach seiner Niederlage bei der Präsidentschaftswahl 2008 nach rechts. 2010 waren er und sieben andere Republikaner laut einer Erhebung des Politikmagazins "National Journal" die Senatoren mit dem konservativsten Abstimmungsverhalten.

Aber kaum tauchte Kandidat Donald Trump am Horizont auf, wurde wieder gegen den Strich gebürstet.

McCain kritisierte im Vorwahlkampf der Republikaner um die Präsidentschaftswahl 2016 den zehn Jahre Jüngeren, der aus medizinischen Gründen nicht zum Wehrdienst und einem damit möglichen Einsatz im Vietnamkrieg einberufen worden war - und der illegale Einwanderung zu einem Wahlkampfthema machte: Trump fördere parteiintern die "Bekloppten" ("crazies"). Trump griff McCain danach massiv an, indem er ihm sein militärisches Heldentum absprach, da er sich habe gefangen nehmen lassen.

So entstehen nicht gerade Freundschaften für’s Leben: McCain kritisierte Trumps Einreiseverbot gegen Bürger mehrerer muslimischer Länder als kontraproduktiv, brachte Trumps Gesundheitsreform im US-Senat zu Fall und rechnete - im vergangenen Oktober - mit der isolationistischen Haltung "America First" ab.

Trumps Presse-Beschimpfung ("the enemy of the American People!") entlockte McCain den bissigen Kommentar: "So fangen Diktatoren an". ("That’s how dictators get started").

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