Kunst missbraucht - US-Museum protestiert gegen AfD-Plakat

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Das Clark Art Institute in Massachusetts, dem das Gemälde gehört, fordert eine sofortige Unterlassung. Weil es allerdings keine Urheberrechte gebe, werde an den Anstand der Berliner AfD appelliert.

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Halb abgerissen aber dennoch in der Aussage zu erkennen: das umstrittene Wahlplakat der Berliner AfD für die Europawahl. Es zeigt das Gemälde der "Sklavenmarkt" von Jean-Léon Gérôme aus dem 19. Jahrhundert, eine nackte Sklavin, die von Turban tragenden Männern umringt und bedrängt wird. Dazu die Slogans: "Europäer wählen die AfD" und "Damit aus Europa nicht 'Eurabien' wird".

Völlig aus dem Zusammenhang gerissen, sagt die Leitung vom Clark Art Institute in Massachusetts, dem das Gemälde gehört und fordert eine sofortige Unterlassung. Weil es allerdings keine Urheberrechte gebe, werde an den Anstand der Berliner AfD appelliert.

"Ich kann nichts darüber sagen, wie sie gehandelt hätten, wenn es, sagen wir mal, einer dem Mainstream entsprechenden politische Aktion gewesen wäre", sagt der Berliner AfD-Abgeordnete Ronald Gläser. "Aber ich könnte mir vorstellen, dass sie da wahrscheinlich nicht interveniert hätten. Sie machen das nur bei uns. Und das ist schon ein Grund, warum wir nicht klein beigeben können. Wie gesagt, es gibt kein Urheberrecht, auf das sie sich da berufen können an der Stelle.

"Eigentlich sollten sie uns dankbar sein, dass wir dazu beitragen dieses Bild, das sehr schön ist, bekannter zu machen, als es schon ist."
Ronald Gläser
Berliner AfD-Abgeordneter

"Und eigentlich sollten sie uns dankbar sein, dass wir dazu beitragen dieses Bild, das sehr schön ist, bekannter zu machen, als es schon ist." erliner AfD-Abgeordnete Ronald Gläser

Aus reiner Liebe zur Kunst wurde das Bild des französischen Orientalisten Gérôme allerdings wohl nicht gewählt, sondern um auf zweifelhafte Weise ausländerfeindliche Ressentiments zu schüren, erläutert die Grünen-Politikerin Renate Künast.

"Das ist die Medienstrategie der AfD, immer eine Provokation zu setzen, damit Aufmerksamkeit zu generieren."
Renate Künast
Grünen-Politikerin, MdB

"Aber es ist auch die Medienstrategie, die der Rechtsextremisten und des Nationalsozialismus, die die NPD bis hin zum Rechtsterrorrismus immer benutzt hat. Nämlich Angst auszulösen und von dieser 'Umvolkung' zu reden. Dass wir da überrannt würden und Ähnliches. Das ist der absolute Mechanismus, Angst zu schüren."

Bei der Europawahl Ende Mai wird mit einem Erstarken rechtspopulistischer und -extremer Parteien gerechnet. Mehrere Rechtsparteien darunter die Afd und die Italienische Lega planen den Zusammenschluss zu einer Fraktion im Europa-Parlament.

Kenner attestieren der AfD vor allem fehlendes Kunstverständnis, wie das Kunst-Magazin Monopol analysiert. Den Orientalisten des 19. Jahrhunderts ging es darum, ein fiktionales - also frei erfundenes - und vom Kolonialismus geprägtes Bild des "Orients" zu vermitteln.

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