Erster Erfolg für Frankreichs "nackte Zahnärzte"

Erster Erfolg für Frankreichs "nackte Zahnärzte"
Copyright Links: Quelle @catgros75 und @nathalie_gros1, Rechts: Quelle Emmanuel Fougère
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Von Lauren Chadwick
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Am 11. Mai soll in Frankreich das normale Leben zumindest teilweise wieder anlaufen. Aber viele Branchen fühlen sich nicht ausreichend vorbereitet - oder ausgestattet.

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Zahnärzte in Frankreich haben Nacktfotos von sich selbst in sozialen Medien veröffentlicht, um auf ihren Bedarf an persönlicher Schutzausrüstung aufmerksam zu machen. Und ihr Aufsehen erregender Protest zeigt erste Erfolge.

Mit dem Hashtag #dentistesapoil, was soviel bedeutet wie "nackte Zahnärzte", lichteten sich hunderte Ärzte "au naturel" ab, um zu zeigen, wie es sich anfühlt, wenn man ohne Schutz arbeiten soll.

15 Tage nach Beginn der Initiative gibt es gute Nachrichten für die besorgten Mediziner. Der Nationalrat des Zahnärzteverbandes konnte beim Ministerium für Solidarität und Gesundheit "800.000 wöchentliche FFP2-Masken" aushandeln - was vier Masken pro Tag und pro Zahnarzt entspricht. Darüber hinaus sollte die Ausrüstung "sobald die Behandlung wieder aufgenommen wird" am 11. Mai verfügbar sein.

In einem Video und in Beiträgen in sozialen Medien hatten die Zahnärzte die französische Regierung gebeten, ihnen Masken zur Verfügung zu stellen, bevor sie ihre Praxen am 11. Mai wieder öffnen.

Julie Zerbib-Martin hat die Bewegung im April mit zwei Kollegen ins Leben gerufen: "Leider haben wir nicht genügend Schutzausrüstung für die Rückkehr an den Arbeitsplatz".

Nackt zu posieren ist eine Metapher dafür, dass man gezwungen ist, "in einer verletzlichen Situation mit unseren Patienten zu arbeiten", sagte sie.

Die Fotos verbreiteten sich schnell, als der Zahnchirurg Thierry Meyer sie in einem Facebook-Album sammelte und ein anderer Zahnarzt, Thierry Desaules, ein Video auf YouTube veröffentlichte.

Inzwischen haben mehr als 175 Zahnärzte an der Aktion teilgenommen, sagt Zerbib-Martin. Sie hat sogar von Sprachtherapeuten und anderen gehört, die ebenfalls befürchten, ohne angemessenen Schutz an ihren Arbeitsplatz zurückkehren zu müssen.

Insbesondere Zahnärzte laufen Gefahr, sich mit dem Coronavirus anzustecken, da sie bei ihrer Arbeit zwangsweise sehr engen Kontakt zu Patienten haben und in Berührung mit Speichel kommen.

Zahnarztpraxen sind in Frankreich seit Mitte März im Zuge des landesweiten Lockdown geschlossen, sollen aber am 11. Mai wieder öffnen.

Ma petite contribution #dentistesapoil...pour compléter et être plus informatif, encore aujourd’hui , je fais fonction...

Publiée par Emmanuel Fougère sur Samedi 25 avril 2020

Emmanuel Fougère ist Zahnarzt und hat als Gesundheitsassistent auf einer Covid-19-Intensivstation gearbeitet, um während der Pandemie zu helfen.

Er postete sein Nacktfoto und zog kurze Zeit später eine vollständige Schutzausrüstung an, um Coronavirus-Patienten zu helfen. Dabei habe er alles getragen, "was uns in der Realität fehlt".

Die Zwillingsschwestern Catherine und Nathalie Gros stellten ein Foto von sich in ihrer Praxis auf Instagram ein und sagten, dass sie den Mangel an Ausrüstung für Zahnärzte verurteilen.

Quelle @catgros75 und @nathalie_gros1

Das französische Gesundheitsministerium hat erklärt, dass es vor der Aufhebung der Beschränkungen am 11. Mai 150.000 Masken an Zahnärzte verteilen wird. Doch Zahnärzte warnen, dass dies nicht ausreicht, da das nur etwa drei Masken pro Praxis sind.

Zerbib-Martin fügte hinzu, dass Masken deutlich teurer geworden seien und nicht mehr bei normalen Lieferanten vorbestellt werden könnten.

"Wir haben seit anderthalb Monaten nicht mehr gearbeitet... und wir werden nicht mehr so viele Patienten sehen können wie früher", sagte Zerbib-Martin.

"Wir haben unser Material zu Beginn der Krise aus Solidarität [an Krankenhäuser] verschenkt", sagte sie. "Jetzt stellen wir fest, dass wir nichts mehr haben."

Julie Zerbib-Martin ist besorgt, ohne ausreichend Schutzkleidung ihre Arbeit aufzunehmen.
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