Venedigs zögerlicher Neustart in Coronazeiten

Venedigs zögerlicher Neustart in Coronazeiten
Copyright Francisco Seco/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Giorgia OrlandiSabine Sans
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Hotels haben größtenteils wieder geöffnet, haben aber wenig Kunden. Kulturstätten haben wenn, dann nur an wenigen Tagen ihre Türen offen.

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In Venedig sind die Touristen zurück. Die Leere des Lockdowns gehört zwar der Vergangenheit an, aber der Neustart verläuft zögerlich. Obwohl 70 Prozent der Hotels wiedereröffnet haben, liegt die durchschnittliche Belegungsrate bei 30 Prozent. Die meisten Häuser sind leer. Einige - darunter Luxushotels - haben überhaupt nicht wieder aufgemacht. Andere, wie ein Vier-Sterne-Hotel in der Nähe des Markusplatzes, haben ihre Preise um die Hälfte gesenkt. Die Eigentümer haben nur eines ihrer beiden Hotels wiedereröffnet.

"Europäische Kunden tendieren dazu, mehr im Winter zu reisen als im Sommer, wenn die Preise höher sind", erklärt Keti Michielini, Direktorin im "Bonvecchiati Hotels". "Daher kann man auf keinen Fall hohe Preise verlangen, wenn man ihnen attraktive Angebote machen will."

Für viele hat es sich nicht gelohnt, wieder aufzumachen. Die, die es gewagt haben, hoffen auf Hilfe: "Die Stadt muss offen bleiben, sie darf nicht von der Liste der touristischen Ziele in Europa verschwinden. Wie in Spanien sind die Hotels trotz geringer Auslastung geöffnet. Wir müssen zeigen, dass es vorwärts geht. Wir warten auf die Hilfe der Regierung, es muss Unterstützung geben", meint Claudio Scarpa, Generaldirektor der "Vereinigung venezianischer Hoteliers".

Unter weniger Touristen leiden auch die Kultur-Einrichtungen, so euronews-Reporterin Giorgia Orlandi vor Ort: "Drei Monate nach dem Ende des nationalen Lockdowns haben schätzungsweise 30 Prozent der Museen im ganzen Land noch nicht wieder geöffnet. In Venedig haben zwar die Kulturstätten wieder aufgemacht. Aber die Wiedereröffnung ging nur sehr langsam vonstatten."

Neustart der Kultur

Der Neustart der Kultur passierte in Venedig später als in anderen Teilen des Landes. Und in den meisten Fällen sind Besucher nur an wenigen Tagen in der Woche zugelassen. Erika Baldin vom Movimento 5 Stelle ist Mitglied des Regionalrats: Kürzlich nahm sie an einer Demonstration gegen die Verzögerungen bei der Wiedereröffnung von Museen in der ganzen Stadt teil:

"Hotelbesitzer sind mehr auf den Profit bedacht: Sie machen ihren Betrieb wieder auf, wenn die Nachfrage stimmt. Wenn es weniger Touristen gibt, können sie entscheiden, weniger zu arbeiten und die Belegschaft zu reduzieren. Für Museen kann man nicht dieselben Maßstäbe anlegen: Sie bieten eine wesentliche Dienstleistung für die Öffentlichkeit an."

Venedig überstand den Lockdown und kurz davor ein historisches Hochwasser. Man ist jetzt für alles gerüstet. Auch in Coronazeiten, in denen die Zukunft unsicher ist: Planung ist unmöglich, man muss die Gegenwart leben.

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