Iranische Frauen setzen sich in sozialen Medien gegen Vergewaltiger und sexuelle Übergriffe zur Wehr. Die Kampagne wird im Land hitzig debattiert. Unter den Beschuldigten sind auch Prominente und Künstler.
Prominente und Künstler unter Beschuldigten
Auch in Iran gibt es jetzt eine MeToo-Bewegung in sozialen Medien. Und über sie wird hitzig diskutiert. Die Beiträge beinhalten den Hashtag des persischen Wortes für Vergewaltigung (#تجاوز_جنسیِ). Und auch Prominente und namhafte iranische Künstler werden in Posts als Vergewaltiger bezeichnet.
Die Kampagne habe es für viele Frauen leichter gemacht, ihre Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen öffentlich zu machen, ohne Angst vor gesellschaftlichen Konsequenzen zu haben, sagen Aktivisten.
Die Theaterschauspielerin und Frauenaktivistin Negin Tabarra schrieb auf Instagram: "Egal ob es sich um einen Vorgesetzten, Universitätsprofessor oder auch berühmten Künstler handelt: Man sollte bei verbalen und körperlichen Belästigungen nicht mehr schweigen".
"Langer und steiniger Weg"
Die 30-jährige Tabarra hat ihrerseits eine Kampagne unter dem persischen Hashtag "Sag' Du es auch" gestartet. "Das könnte besonders ein langer und steiniger Weg werden, aber wir Frauen im Iran müssen da durch", kommentierte sie ihre Kampagne.
Unter den Opfern haben sich einige mit Namen - und auch Details zu der Vergewaltigung - zu Wort gemeldet. Die meisten Frauen ziehen es jedoch vor, anonym zu bleiben, um Familie und Kinder zu schützen.
Von den der Vergewaltigung bezichtigten Männern haben einige die Vorwürfe kategorisch zurückgewiesen und wollen juristisch dagegen vorgehen.
Geteiltes Echo in der Gesellschaft
Viele Frauen finden die Kampagne zwar gut und hilfreich, befürchten jedoch, dass einige der Opfer ihre Geschichten erfunden haben und so persönliche Rechnungen begleichen wollen. Dies könne der Kampagne nur schaden.
Andererseits könnte die Kampagne nach Meinung vieler einige iranische Männer dazu bringen, im Umgang mit Frauen zurückhaltender zu werden. Im Iran sind vulgäres Anbaggern sowie auch unerwünschtes Anfassen der Frauen nicht unüblich. Viele Männer betrachten dies auch nicht als sexuelle Belästigung, sondern als eine Art Flirt.
Im Jahr 2017 hatten Vorwürfe gegen Ex-Filmmogul Harvey Weinstein die MeToo-Bewegung in den USA und vielen anderen Ländern ausgelöst, bei der Frauen über negative Erfahrungen mit Männern berichteten, bis hin zur Vergewaltigung.
Iran ist nicht das einzige mehrheitlich muslimische Land, in dem sich Frauen gegen sexuelle Gewalt wehren. Auch in Marokko gibt es eine ähnliche Initiative.