Taliban lösen Proteste in Kabul mit Schüssen auf

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Copyright Anelise Borges. Twitter
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Von Euronews
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Bei Protesten in den Straßen der afghanischen Stadt sind Schüsse gefallen. Die meisten Demonstranten waren Frauen. Verletzte gab es offenbar nicht. Mehrere afghanische Journalisten, die über die Demonstration berichteten, wurden festgenommen.

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Zum Auflösen von Protesten in Kabul sind zahlreiche Schüsse abgefeuert worden. Euronews-Korrespondentin Anelise Borges befindet sich auf den Straßen der afghanischen Hauptstadt, wo sich in den vergangenen Tagen immer mehr Menschen versammelt haben, um gegen die Machtübernahme der Taliban zu protestieren.

Den Berichten zufolge fielen 10 Minuten ununterbrochen Schüsse. Ob dabei Menschen verletzt oder getötet wurden, ist bisher nicht bekannt. Die Nachrichtenagentur AFP berichtet, die Schüsse seien in die Luft abgefeuert worden.

Die Demonstranten waren vor die pakistanische Botschaft gezogen, um gegen den Einfluss Pakistans, das als Verbündeter der Taliban gilt, zu protestieren. Sie protestierten auch gegen die gewaltsame Unterdrückung im Pandschir-Tal, das die Taliban am Montag nach eigenen Angaben eingenommen hatte.

Einige Taliban halten eine Gruppen Frauen mit Gewehren umzingelt. Viele Menschen sind in Hauseingänge geflüchtet. Kurz bevor die ersten Schüsse fielen wurde das Euronews-Team angewiesen, die Kameras auszuschalten.

Mehrere afghanische Journalisten, die über die Demonstration berichteten, wurden laut Augenzeugen, afghanischen Medien und internationalen Agenturberichten festgenommen. Inzwischen wieder freigelassene Journalisten berichten von Bestrafungen durch die Taliban und Forderungen, sich für ihre Berichterstattung zu entschuldigen. 

Reporterin Anelise Borges spricht von einer "unheimlichen" Ruhe auf den Straßen der Hauptstadt.

"Taliban-Kämpfer haben heute Morgen einen Protest in den Straßen von Kabul mit Schüssen aufgelöst. Etwa zwei Stunden lang marschierten Hunderte durch die Straßen der afghanischen Hauptstadt. Viele skandierten Slogans gegen die Taliban, aber auch gegen Pakistan und gegen die Rolle, die das Nachbarland ihrer Meinung nach in dieser Krise spielt. Viele werfen Pakistan vor, die Taliban im Kampf gegen die Widerstandsbewegung in der Panjshir Provinz im Norden Afghanistans zu unterstützen, dem einzigen Gebiet, das nicht von den Taliban beherrscht wird. Es war zu sehen, wie die Spannungen zunahmen und die Taliban-Kämpfer die Kontrolle über die Situation verloren."

"Dieser Protest begann mit einer Gruppe von Frauen, die Taliban versuchten, die ersten Frauen zu verscheuchen. Das ist ihnen nicht gelungen. Dann schlossen sich Hunderte von Männern den Frauen an und marschierten weiter durch die Stadt. Die Taliban versuchten dann, den Marsch mit ihren Fahrzeugen aufzulösen, was auch nicht gelang. Und als sie sich dem Gelände des Präsidentenpalastes näherten, nicht weit weg von dem Ort , an dem wir gerade sind, stürmten die Taliban heran, forderten die Journalisten auf, die Kameras wegzulegen, drängten sie zur Seite und begannen zu schießen."

**"Etwa 10 Minuten haben wir ununterbrochen Schüsse gehört. Ob jemand verletzt wurde, ob es Opfer gibt, ist unklar. Gespenstische Ruhe herrscht jetzt auf den Straßen. Wir haben uns in ein Hotel geflüchtet, sind uns aber nicht sicher, was draußen passiert. Von Augenzeugen wissen wir, dass es immer noch Gruppen von Demonstranten da sind, die mit Waffengewalt festgehalten werden. Aber natürlich ist die Situation in Kabul absolut unbeständig, während ich berichte."

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Anelise Borges aus Kabul, Afghanistan, für Euronews.

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