"Als Frau verkleidet": AfD im Bundestag greift Grünen-Abgeordnete als 'Mann' an

Beatrix von Storch, Bundestagswahl, 26. September 2022. Bei einer Rede im Rahmen der Debatte zum Weltfrauentag sprach sie einer trans* Abgeordneten ihre Selbstbestimmung ab.
Beatrix von Storch, Bundestagswahl, 26. September 2022. Bei einer Rede im Rahmen der Debatte zum Weltfrauentag sprach sie einer trans* Abgeordneten ihre Selbstbestimmung ab. Copyright Julian Stratenschulte/dpa via AP
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Von Euronews
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Die AfD-Abgeordnete Beatrix von Storch hat heute im Bundestag für heftige Kritik mit einer Rede gesorgt, in der sie die Grünen-Abgeordnete und trans* Frau Tessa Ganserer unter anderem als Mann bezeichnete.

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"Wenn der Kollege Markus Ganserer Rock, Lippenstift, Hackenschuhe trägt, dann ist das völlig in Ordnung, das ist aber seine Privatsache." Dieser Meinung ist die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Beatrix von Storch - ganz im Einklang mit ihrer Partei AfD. Mit ihrem Beitrag zur Diskussion im Vorfeld des Weltfrauentag im Bundestag löste von Storch eine Welle der Empörung aus. Unter anderem griff sie die trans* Abgeordnete Tessa Ganserer an, die für die Grünen im Bundestag sitzt.

Britta Haßelmann, Vorsitzende der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, verteidigte ihre Parteikollegin und verurteilte Storchs Beitrag als "niederträchtig, bodenlos, homophob und zutiefst menschenverachtend". Für ihre Reaktion erhielt Haßelmann lange Applaus von den übrigen Mitgliederinnen und Mitgiledern des Bundestags.

Tessa Ganserer ist eine von uns. Sie ist meine und unsere Kollegin. Sie ist eine des 59-Prozent-Anteils der Frauen in dieser Fraktion. Und niemand von uns hat darüber zu richten oder darüber zu reden oder zu entscheiden, wie diese Frau ihr Selbstbestimmungsrecht wahrnimmt.
Britta Haßelmann
Vorsitzende der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen

Nyke Slawik, ebenfalls trans* Abgeordnete für die Grünen im Bundestag, sagte, der Angriff auf Tessa Ganserer zeuge von der "Menschenfeindlichkeit, dem Hass und der Demokratiefeindlichkeit" der AfD.

"Ich verstehe die Aufregung nicht", schrieb Beatrix von Storch am Nachmittag als Reaktion auf die Empörung. Im Zuge ihrer Rede, in der Storch unter anderem die Harry-Potter-Schriftstellerin Joanna K.Rowling  mit "Frauen werden abgeschafft" zitiert -  nennt die AfD-Politikerin mehrfach den sogenannten abgelegten "Deadname" von Ganserer und nennt ihre Parlementskollegin "biologisch und juristisch ein Mann". 

Von Storch zufolge bedroht die "Gender-Ideologie vor allem Frauen und Mädchen, Männer brechen Rekorde im Frauenschwimmen, Männer in der Damenumkleide, Sexualverbrecher im Frauengefängnis weil sie sich gerade als Frauen fühlen." Dass die Frauenquote für Ganserer angewandt wird, findet von Storch "absurd".

Ganserer sei "als Frau verkleidet", so Storch, und mutmaßte: "Hätte sich Robert Habeck im richtigen Moment als Roberta bezeichnet, dann wäre Roberta vermutlich jetzt Bundeskanzlerin."

Auf Twitter pflichtete die AfD-Bundestagsfraktion von Storch mit einer Aufzeichnung der Rede bei. Vermerk an die Grünen: "Die Wahrheit tut weh".

Wer ist Tessa Ganserer?

Tessa Ganserer sitzt seit der Wahl im September für die Grünen im Bundestag. In einem Interview mit der Evangelischen Zeitung erklärte die 44-Jährige in dieser Woche, dass sie aufgrund des Transsexuellen-Gesetzes und dem damit verbundenen Anforderungen zur Änderung des Namens und des Personenstands, in ihrem Pass weiter ihren männlichen Namen trägt.

STEFAN_KAMINSKI/Grüne im Bundestag/CC BY-ND 3.0 DE,
Tessa Ganserer saß von 2013 bis 2021 als Abgeordnete im Bayerischen Landtag, seit September ist sie Mitglied des Bundestags.STEFAN_KAMINSKI/Grüne im Bundestag/CC BY-ND 3.0 DE,

Welle der Empörung: Fraktionen stellen sich hinter Tessa Ganserer

Nicht nur Grünen-Abgeordnete im Bundestag sprachen Tessa Ganserer ihre Solidarität aus, Unterstützung für Ganserer und Entsetzen über die AfD-Haltung kamen aus anderen Fraktionen. SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach sagte, alle Parteien stünden hinter der Solidaritätsbekundung, von Storchs Beitrag nannte er eine "Schande". 

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