Ungestörter Pride Budapest: Ungarns LGBTQI+-Gemeinde ist so frei

Teilnehmende des 28. Pride Budapest am 15. Juli 2023
Teilnehmende des 28. Pride Budapest am 15. Juli 2023 Copyright Tamas Kovacs/MTI - Media Service Support and Asset Management Fund
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Von Rita KonyaEuronews
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Absperrbänder blieben diesmal außen vor: beim 28. Pride Budapest lief es in mancher Hinsicht freizügiger ab als gewohnt. Auch dank internationaler Solidarität.

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Trotz sengender Hitze haben sich Tausende am Budapest Pride Marsch durch das Zentrum der ungarischen Hauptstadt beteiligt. Die LGBTQI+-Gemeinde zog zum 28. Mal durch Budapest, begleitet von Verterinnen und Vertretern mehrerer Oppositionsparteien auf jeweils einzelnen Trucks.

Politisch extrem rechtsgerichtete Gruppen hatten Protestaktionen angekündigt, versuchten aber offenbar vergeblich den Marsch zu stören. Der Marsch fand erstmals wieder ohne Absperrbänder zugunsten einer freien Platzwahl statt.

Eine teilnehmende Person sagte: "Ich glaube, die Leute wollen nicht wahrhaben, dass Schwule, Lesben und Transsexuelle auch in diesem Land wirklich leben. "

Die regierende Fidesz-Partei versucht seit Jahren, die LGBTQI+-Gemeinde auch durch die Gesetzgebung zu stigmatisieren. Moralische Rückendeckung kam indirekt aus Überseee durch den amerikanischen Botschafter David Pressman, aber nicht von ihm allein:

Ohne Polen und Serbien: "Club der LGBTQI+-Sympathisanten"

Euronews-Korrespondentin Rita Konya kommentierte während der Veranstaltung: "Anlässlich des Budapest Pride haben fast 40 Botschaften und Kultureinrichtungen eine gemeinsame Erklärung zur Unterstützung der LGBTQI+ Gemeinschaft in Ungarn abgegeben. In der Erklärung bezeichnen sie die ungarische Gesetzgebung und politische Rhetorik, die zur Stigmatisierung der LGBTQI+ Gemeinschaft beitragen, als besorgniserregend."

US-Botschafter Pressman sagte dazu vor Ort: "Ich denke, dass sie (die gemeinsame Erklärung) wirklich deutlich macht, dass es sich hier nicht um eine Frage zwischen West und Ost handelt, sondern um eine Realität, eine ungarische Realität, und um ein Thema, das Regierungen auf der ganzen Welt beschäftigt und auf das sie sich konzentrieren."

Die gemeinsame Erklärung zur Unterstützung Nicht-Heterosexueller wurde nicht unterzeichnet von Vertreterinnen und Vertretern Polens und Serbiens.

Neben westlichen Ländern wurde sie unterschrieben von: Bulgarien, Nordmazedonien, Kosovo, Montenegro, Rumänien, Slowakei, Slowenien und der Ukraine.

Solidarität mit Buchhändler

Einige Aktionen und Transparente während des Marsches wurden zu Gunsten des Buchhändlers Lira organisiert, dem eine Strafe aufgebrummt worden war, weil in den Läden der Kette ein

LGBTQI+Comic entgegen den Vorschriften zum Verkauf angeboten wurde. Zur Begründung hieß es Seitens der zuständigen Behörde: die ungarische Version des Comics "Heartstopper" von Alice Oseman sei ohne die vorschriftsmäßige Schutzfolie in den Verkauf gelangt. Der entsprechende Bußgeldbescheid beläuft sich auf umgerechnet 32 000 Euro.

Der Verstoß fällt unter das seit rund zwei Jahren geltende Kinderschutzgesetz. Demnach gelten relativ strenge Restriktionen für Bücher, die Homosexualität, Transsexualität, Geschlechtsanpassungen oder "Sexualität aus Selbstzweck" in irgendeiner Weise ansprechen. Diese dürfen dann auch nicht in der Abteilung für Kinder- und Jungendbücher in den Regalen stehen. Die Folie dient dazu, ein Durchblättern des jeweilgen Buchs zu verhindern.

Eine Klage gegen diese Bestimmungen des ungarischen Kinderschutzgesetzes hat die EU-Kommission Ende vergangenen Jahres vor dem Europäischen Gerichtshof eingereicht.

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