Rolle rückwärts: Im Iran patroulliert wieder die "Sittenpolizei"

Irans "Sittenpolizei" ist wieder im Einsatz
Irans "Sittenpolizei" ist wieder im Einsatz Copyright Vahid Salemi/Copyright 2022 The AP.
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Von Euronews
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Eigentlich sollte sie abgeschafft werden: die iranische "Sittenpolizei". Doch jetzt ist sie wieder vermehrt unterwegs und setzt die Kopftuchpflicht durch.

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Der Iran nimmt die Patrouillen der "Sittenpolizei" wieder auf. Diese soll eine strenge Kleiderordnung durchsetzen, die von Frauen verlangt, ihr Haar in der Öffentlichkeit zu bedecken. Der Schritt erfolgt genau zehn Monate nach dem Tod von Jina Mahsa Amini, einer 22-jährigen iranischen Kurdin, die wegen Verstoßes gegen die islamische Kleiderordnung verhaftet wurde und später in Polizeigewahrsam starb.

Ihr Tod hatte landesweite Proteste ausgelöst, die brutal niedergeschlagen wurden. Bei der gewaltsamen Niederschlagung wurden mehr als 500 Demonstranten getötet und rund 20.000 verhaftet.

In den vergangenen Monaten ignorierten in dem Land mit fast 90 Millionen Einwohnern viele Frauen die islamischen Kleidungsregeln - auch als Zeichen eines stillen Protests.

Nach den Demonstrationen gegen die politische und religiöse Führung im Herbst vergangenen Jahres waren die berüchtigten Einheiten von den Straßen verschwunden. Zwischenzeitlich war sogar die Auflösung der Moralpolizei im Gespräch.

Nun die Rolle rückwärts: Die Führung in Teheran ließ einen Gesetzentwurf ausarbeiten, über den das Parlament in Kürze abstimmen soll. Das Gesetz sieht neue und harte Strafen bei Verstößen gegen die Kopftuchpflicht vor - zunächst mehrfache Verwarnungen, etwa per SMS. Dann drohen Geldbußen, Berufsverbote und in Extremfällen sogar Gefängnis.

Zur Kontrolle soll jetzt vor allem Überwachungstechnik zum Einsatz kommen. Auch online veröffentlichte Fotos, auf denen Frauen ohne Kopftuch zu sehen sind, sollen Konsequenzen haben. Restaurants, Museen oder Einkaufspassagen müssen mit Schließung rechnen, wenn dort gegen die Pflicht zum Verhüllen der Haare verstoßen wird. Einflussreiche Konservative im Land fordern noch härtere Strafen.

Seit über 40 Jahren gilt im Iran die Kopftuchpflicht als Folge der Islamischen Revolution. Die Kopftuchpflicht gilt als eine der ideologischen Grundsäulen der Islamischen Republik. Daher gelten eine Lockerung oder Abschaffung eher als unwahrscheinlich.

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