Ewige Ruhe im Grünen: Frankreich entdeckt die Waldbestattung

Letzte Ruhestätte am Fußes eines Baumes
Letzte Ruhestätte am Fußes eines Baumes Copyright AFP
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Von Anja BenczeEuronews mit AFP
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Das Konzept der Waldbestattung beginnt, sich in Frankreich durchzusetzen. Möglich ist jetzt auch dort die letzte Ruhestätte im Grünen. Außerdem legen Gemeinden Waldparzellen auf ihren Friedhöfen an.

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Eine ewige Ruhestätte im Wald am Fuße eines Baumes... In Deutschland gibt es die Alternative zur Friedhofbestattung schon seit einiger Zeit, nun wird sie auch auf der anderen Seite des Rheins angeboten.

Im elsässischen Muttersholtz zum Beispiel hat der Gemeinderat einen Teil des Waldes für Beisetzung von Asche von Verstorbenen zur Verfügung gestellt. Jean-Pierre und Gabrielle, ein Ehepaar in den 80ern, interessiert sich für das Konzept.

Gedenkstein neben der Eiche im Laub

Neben einer Eiche ragt ein Gedenkstein aus dem Laub heraus: Er markiert die Stelle, an der eine Urne beigesetzt wurde, mit einem Vor- und Nachnamen sowie Geburts- und Sterbedatum. Drei kleine, unauffällige Tafeln weisen auf weitere Urnen hin.

Nach einem meditativen Waldspaziergang und genauer Betrachtung der Örtlichkeiten scheinen die beiden, die eine Einäscherung befürworten, überzeugt.

"Der heutige Besuch hat unsere Idee bestätigt", meint Gabrielle Grasser. "Ich werde mich mit dem Rathaus in Verbindung setzen, um eine Reservierung vorzunehmen, hoffentlich so spät wie möglich, aber wir wissen, eines Tages ist es so weit."

Ein älteres Paar bei der Ortsbesichtigung
Ein älteres Paar bei der OrtsbesichtigungAFP

"Das liegt etwas näher an unserer Lebensweise"

Ihr Ehemann Jean-Pierre mag das natürliche Umfeld. "Das liegt etwas näher an unserer Lebensweise. Wir ziehen die Umwelt und die Natur großen Menschenmengen vor."

"Mehrere Personen sind gekommen, um es sich anzusehen und haben einen Platz reserviert", freut sich Luc Dettwyler, stellvertretender Bürgermeister, und fügt hinzu, dass die Plätze rund um eine majestätische Eiche, die als bemerkenswerter Baum eingestuft wurde, bereits "fast voll" sind.

Die Gemeinde mit 2.200 Einwohnern begann 2017 mit dem Projekt, nachdem sie eine ähnliche Initiative etwa 30 km entfernt auf der anderen Seite der Grenze in Deutschland besucht hatte.

Die Konzessionen mit einer Laufzeit von 30 Jahren kosten je nach Größe des Baumes zwischen 600 und 1.000 Euro und können von Personen außerhalb von Muttersholtz gegen einen Aufpreis von 200 Euro in Anspruch genommen werden.

Erinnerungswald auf einem Friedhof - die Bäume müssen noch wachsen.
Erinnerungswald auf einem Friedhof - die Bäume müssen noch wachsen.AFP

Zurück zur Natur

In Deutschland bereits verbreitet, entwickelt sich das Konzept der Bestattungswälder  erst seit einigen Jahren in Frankreich.

Das Dorf Arbas im Departement Haute-Garonne war das erste, das 2019 einen Versuch wagte. Aber das Projekt wurde von der Präfektur ausgesetzt, da es die die Beisetzung biologisch abbaubarer Urnen vorsah, was zu dem Zeitpunkt nicht erlaubt war.

Andere eher städtische Gemeinden folgten, wie Schiltigheim, das rund 32.000 Einwohner hat. Im Gegensatz zu Muttersholz, wo sich das Projekt in einem bestehenden Wald entwickelt hat, wurden in diesem Vorort von Straßburg Bäume in einem Teil des Westfriedhofs gepflanzt, der dem Bestattungswald gewidmet ist. Er wird Platz für 1.760 Urnen bieten.

Immer mehr Franzosen ziehen die Einäscherung der Erdbestattung vor. Mittlerweile interessieren sich auch Großstädte für das Konzept, wie Nancy, die im Dezember auf einer 6.000 m2 großen Fläche des Südfriedhofs einen bepflanzten Bestattungswald eröffnen will. 

Ein Ort der Besinnung, aber auch zum Spazierengehen

Die Asche der Einwohner der Stadt soll dort kostenlos beigesetzt werden, ohne Blumen, Kränze oder Erkennungszeichen.

"Wir sind die erste Großstadt, die diesen Service anbietet", betont Chantal Finck, stellvertretende Bürgermeisterin und zuständig für die Qualität des öffentlichen Dienstes.

"Das entspricht einer gesellschaftlichen Erwartung und ist auch ein umweltpolitischer Ansatz, in einer Dynamik zurück zur Natur", erklärt Finck. Sie sieht den künftigen Wald als "Ort der Besinnung, aber auch als Ort zum Spazierengehen".

Eine Idee, die immer mehr Menschen anspricht, eine letzte Ruhestätte inmitten der Natur.

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