Gaza: Zweite Gruppe von 20 Geiseln übergeben

In letzter Minute stoppte die Terrororganisation am Samstag die unmittelbar bevorstehende Übergabe einer zweiten Gruppe Geiseln an Israel.
In letzter Minute stoppte die Terrororganisation am Samstag die unmittelbar bevorstehende Übergabe einer zweiten Gruppe Geiseln an Israel. Copyright Mahmoud Illean/Copyright 2023 The AP. All rights reserved.
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Von Euronews mit AFP, AP, dpa
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Die islamistische Hamas hat eine Gruppe von Geiseln im Gazastreifen an Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz übergeben.

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Die Hamas hat eine Gruppe von Geiseln im Gazastreifen an Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz übergeben. Das teilen sowohl die Terrororganisation als auch das israelische Militär mit. Laut Hamas wurden 13 Israelis sowie sieben ausländische Staatsangehörige frei gelassen. 

Am Nachmittag hatte die Hamas in letzter Minute die unmittelbar bevorstehende Übergabe einer zweiten Gruppe Geiseln gestoppt. Als Grund nannte die Terrororganisation, dass Israel aus ihrer Sicht gegen einen Teil des Geisel-Deals verstoßen habe. Sie warf Israel vor, Hilfslieferungen nicht wie vereinbart auch in den nördlichen Teil des Gazastreifen ermöglicht zu haben.

Nach Vermittlung Katars und Ägyptens kam am späten Abend eine Einigung zustande.  Im Gegenzug sollten 39 palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen entlassen werden. Unter ihnen sind der Hamas zufolge sechs Frauen und 33 männliche Jugendliche unter 19 Jahren.

Zuvor hatte es am Samstag Berichte gegeben, dass die Übergabe der Geiseln bereits begonnen habe. Es war nach unterschiedlichen Angaben von 13 oder 14 Israelis die Rede, die in der zweiten Gruppe freigelassen werden sollten. Die Geiseln sollten Berichten zufolge sogar bereits an das Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben worden sein. 

Am Freitag waren 24 Geiseln - 13 Israelis sowie 11 Ausländer - freigekommen. Unter ihnen waren auch vier Deutsch-Israelis. Im Gegenzug wurden 39 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen. Das Abkommen zwischen Israel und der Hamas sieht vor, dass für jede Geisel aus Israel drei palästinensische Häftlinge freikommen sollen. So war am Samstag auch wieder die Freilassung von mindestens 39 Häftlingen erwartet worden.

Emotionales Wiedersehen

Der Mann einer freigelassenen Deutschen äußerte sich glücklich über die Rückkehr seiner Frau und ihrer gemeinsamen zwei kleinen Töchter am Freitag. Er werde aber nicht feiern, ehe nicht alle Entführten zurückkehrten, sagte der Angehörige auf Hebräisch bei Facebook. "Ich bin glücklich, dass ich meine Familie zurückbekommen habe." Er wolle ihnen helfen, sich von dem schrecklichen Trauma, das sie erlitten hätten, zu erholen. "Es liegen noch schwierige Tage vor mir." Medien zufolge wurden die Mutter und die beiden Kinder aus dem Haus der Großmutter entführt. Die Großmutter selbst sei bei dem Massaker der Hamas am 7. Oktober von Terroristen ermordet worden.

Die von Israel und der Hamas ausgehandelte Waffenruhe sollte eigentlich mindestens vier Tage dauern. Gemäß der Vereinbarung sollen in dieser Zeit insgesamt 50 Geiseln freikommen. Eine Verlängerung der Feuerpause auf bis zu zehn Tage ist möglich, wie das in dem Konflikt vermittelnde Golfemirat Katar mitgeteilt hatte. Insgesamt sieht die Vereinbarung eigentlich einen Austausch von bis zu 100 Geiseln aus Israel gegen bis zu 300 palästinensische Häftlinge vor.

Klinikchefin: Geiseln körperlich in guter Verfassung

Die am Freitag nach Israel zurückgekehrten Geiseln wurden zunächst in Krankenhäuser in der Nähe von Tel Aviv gebracht und mit ihren Familien vereint. "Kein Auge blieb trocken", sagte eine Direktorin des israelischen Gesundheitsministeriums, Shoshy Goldberg, laut dem US-Nachrichtensender CNN auf einer Pressekonferenz vor Ort. Das israelische Militär teilte mit, dass die 24 aus dem Gazastreifen freigelassenen Menschen in "gutem Zustand" seien.

Auslöser des jüngsten Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen aus dem Gazastreifen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze begangen hatten. Dabei wurden mehr als 1200 Menschen getötet. Etwa 240 Geiseln wurden nach Gaza verschleppt, auch mehrere Deutsche.

Israel reagierte mit massiven Luftangriffe, einer Blockade des Gazastreifens und begann Ende Oktober eine Bodenoffensive. Dabei wurden nach Angaben der islamistischen Hamas fast 15 000 Menschen getötet. Mehr als 36 000 wurden demnach verletzt. Die Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Delegation aus Katar für Geisel-Deal in Israel

Überraschend traf eine Delegation aus Katar in Israel ein. Das Golfemirat hatte die Abmachung über die Feuerpause und die Freilasung der Geiseln ausgehandelt. Ein Teil des katarischen "Einsatzteams" solle vor Ort weitere Schritte absprechen und sicherstellen, dass "der Deal weiterhin reibungslos verläuft", sagte ein Diplomat der Deutschen Presse-Agentur. Katar pflegt gute Kontakte zur Hamas, unterhält selbst aber keine diplomatischen Beziehungen zu Israel.

In der mindestens viertägigen Feuerpause sieht die Regierung Katars auch eine Vorlage für eine mögliche Verlängerung. "Wir haben die Formel, deshalb wird es leichter sein, einen zweiten Deal über die Bühne zu bringen", sagte Madschid al-Ansari, Sprecher des Außenministeriums, der Deutschen Presse-Agentur am Freitagabend.

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