Weihnachten in Bethlehem fällt in diesem Jahr aus

Weihnachten in Bethlehem 2023
Weihnachten in Bethlehem 2023 Copyright Mahmoud Illean/Copyright 2022 The AP. All rights reserved.
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Von Christoph Debets mit AP
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Aus Solidarität mit ihren palästinensischen Landsleuten im Gaza-Streifen und aus Trauer über die Kriegsopfer hat die Stadtverwaltung von Bethlehem alle Weihnachtsfeierlichkeiten abgesagt. Lediglich Gottesdienste werden in einem kleineren Rahmen als üblich stattfinden. Die Wirtschaft leidet.

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Auf dem Krippenplatz in Bethlehem, wo normalerweise ein Weihnachtsbaum stehen würde, wurde eine Installation mit dem Titel „Die Geburt Christi unter den Trümmern“ enthüllt. Sie zeigt die Krippenfiguren inmitten der Überreste eines abgerissenen Gebäudes und sollen symbolisiert den Kampf und das Leid des palästinensischen Volkes in Gaza symbolisieren.

„Dies ist eine Botschaft an die ganze Welt, dass die ganze Welt Weihnachten feiert, aber nicht Bethlehem. Bethlehem feiert dieses Jahr Weihnachten auf eine andere Art und Weise mit einer Botschaft an die ganze Welt, dass Palästina leidet, dass Bethlehem leidet. Dieses Bethlehem feiert Weihnachten auf Trümmern. Nicht wie alle anderen Menschen auf der Welt“, erklärte die palästinensiche Tourismusministerin Rula Maayah.

Eine ähnliche Installation findet man in der lutheranischen Kirche von Bethlehem. Anstelle einer Weihnachtskrippe steht ein Trümmerhaufen mit den Tieren in der Nähe, und auf dem Trümmerhaufen liegt das Jesuskind, eingewickelt in einen palästinensischen schwarz-weiß karierten Schal.

Heute werden palästinensische Familien durch die israelische Besatzung gewaltsam von Ort zu Ort im Gazastreifen vertrieben, auf der Suche nach einem sicheren Ort, sofern es denn in Gaza einen gibt
Hana Hananiyeh
Bürgermeister von Bethlehem

Bethlehems Bürgermeister Hana Hananiyeh zog Parallelen zur aktuellen Situation in Gaza. Die erzwungene Vertreibung palästinensischer Familien durch die israelische Besatzung spiegele die Flucht der Heiligen Familie vor König Herodes wider. „Heute werden palästinensische Familien durch die israelische Besatzung gewaltsam von Ort zu Ort im Gazastreifen vertrieben, auf der Suche nach einem sicheren Ort, sofern es denn in Gaza einen gibt. Deshalb muss die internationale Gemeinschaft diese Verbrechen gegen unser palästinensisches Volk im Gazastreifen und auch im Westjordanland stoppen“, verlangt Hananiyeh.

Die Stadt Bethlehem hat alle Weihnachtsfeierlichkeiten für dieses Jahr abgesagt. Die verschiedenen Religionsgemeinschaften hatten bereits im November beschlossen, die Weihnachtsfeierlichkeiten zu verkürzen. Jetzt sagte auch die Stadt Bethlehem offiziell alle Paraden und Aktivitäten für Kinder, die sonst ein wichtiger Bestandteil der Weihnachtsfeiern sind, ab.

„Wir haben alles abgesagt. Wir haben den Weihnachtsmarkt, die Weihnachtslieder und die Aktivitäten für Kinder abgesagt, weil wir in Bethlehem das Gefühl haben, in Trauer zu sein. Wir sind sehr traurig, weil wir ein wesentlicher Teil der palästinensischen Gemeinschaft sind“, betonte Hananiyeh.

Lediglich Gottesdienste werden stattfinden. So wollen auch in diesem Jahr die Mönche der der deutschsprachigen Benediktinerabtei Dormitio trotz der aktuellen Lage die Gebete und Fürbitten von rund 85.000 Personen an Heiligabend auf einer Schriftrolle nach Bethlehem tragen.

Für Touristen und Pilger ist es praktisch unmöglich nach Bethlehem zu gelangen. Seit dem 7. Oktober ist die Zufahrt nach Bethlehem und anderen palästinensischen Städten im von Israel besetzten Westjordanland schwierig. Vor den Kontrollpunkten warten lange Schlangen von Autofahrern darauf, vom israelischen Militär durchgelassen zu werden.

Die israelischen Restriktionen hindern auch viele Palästinenser daran die besetzten Gebiete zu verlassen, um in Israel zu arbeiten.

Sorgen bereiten die Auswirkungen der Schließungen auf die kleine palästinensische Wirtschaft im besetzten Westjordanland, die bereits seit Kriegsbeginn mit einem dramatischen Rückgang des Tourismus zu kämpfen hat.

Der palästinensische Tourismussektor habe täglich Verluste in Höhe von 2,5 Millionen US-Dollar erlitten, was sich bis Ende des Jahres auf 200 Millionen US-Dollar belaufe, sagte die palästinensische Tourismusministerin Rula Maayah am Samstag.

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