Ermittlungen in Frankreich: Wird Chiptechnologie nach China und Russland geschmuggelt?

Frankreich ermittelt gegen Halbleiterhersteller
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Von Euronews mit AP
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Dieser Artikel wurde im Original veröffentlicht auf Englisch

Der US-Konzern Ommic wird verdächtigt, persönlich Chips an russische Kunden geliefert und an chinesische Rüstungshersteller exportiert zu haben.

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In Frankreich haben Richter vorläufige Anklagen gegen zwei chinesische Staatsbürger sowie zwei Franzosen im Rahmen der Ermittlungen gegen einen führenden Chip-Zulieferer erhoben. Dessen fortschrittliche Technologie soll, mit möglicher militärischer Nutzung, offenbar unter Umgehung von Sanktionen und Ausfuhrkontrollen nach China und Russland geschmuggelt worden sein.

Die französische Staatsanwaltschaft, die auf Fälle von Waffenverbreitung spezialisiert ist, leitete Ermittlungen gegen den Halbleiterhersteller Ommic ein, der seinen Sitz in der Region Paris hat und jetzt in US-amerikanischer Hand ist.

Laufende Ermittlungen seit März

Die Richter ermitteln wegen des Verdachts auf illegale Exporte, Fälschungen und anderer mutmaßlicher Straftaten, erklärte ein französischer Justizbeamter, der aufgrund der Geheimhaltungsvorschriften, die für die Ermittlungen der Richter gelten, anonym bleiben wollte.

Der Beamte sagte, dass gegen vier Personen - zwei Franzosen und zwei Chinesen - seit März formell ermittelt wird. Das bedeutet, dass die Richter glauben, dass es beträchtliche Beweise für mögliche Straftaten gibt, sie jedoch mehr Zeit für die Ermittlungen benötigen.

Zwei der vier Personen werden vorläufig wegen der Weitergabe von geschütztem Know-how an eine ausländische Macht angeklagt, so der Justizbeamte. Der Beamte und die Staatsanwaltschaft, die ebenfalls auf Terrorismusfälle spezialisiert ist, lehnten es ab, sich näher zu den Ermittlungen zu äußern.

Weitergabe französischer Technologie

Die Zeitung Le Parisien berichtete zuerst über den Fall. Darin heißt es, die Ermittler hätten mutmaßliche Technologieexporte im Wert von fast 12 Millionen Euro aufgedeckt.

Demnach steht der französische Manager des Unternehmens im Verdacht, persönlich Chips an russische Kunden geliefert zu haben. Mit Hilfe gefälschter Papiere seien auch Produkte an chinesische Rüstungshersteller exportiert worden, hieß es in dem Bericht.

Der Zeitung zufolge hat ein in Peking ansässiger chinesischer Geschäftsmann mit Verbindungen zur chinesischen Rüstungsindustrie die Mehrheit der Anteile an Ommic erworben und 2018 die Kontrolle über das Unternehmen übernommen.

Die französische Spionageabwehr vermutet, dass der chinesische Investor versucht hat, französische Technologie nach China zu transferieren, insbesondere einen Halbleiterherstellungsprozess, auf den Ommic spezialisiert ist, so die Zeitung.

Der Halbleiterhersteller Macom Technology Solutions Holdings Inc. mit Sitz in Lowell, Massachusetts, hatte im Februar angekündigt, Ommic für 38,5 Millionen Euro zu übernehmen. Le Parisien berichtete, dass die französischen Justizbehörden dem chinesischen Investor von Ommic seine Anteile entzogen und das Unternehmen vor dem Verkauf vorübergehend unter staatliche Kontrolle gestellt hatten.

Macom erklärte, dass das Chip-Portfolio und das Design-Know-how von Ommic die Position des Unternehmens in den Bereichen Telekommunikation, Industrie, Luft- und Raumfahrt sowie Verteidigung stärken würden.

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