Ungarn: Schuleschwänzen als Protest gegen Orbans Bildungspolitik

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Montag morgen: Deutsch-Unterricht an einer ungarischen Schule, doch die Hälfte der Schüler fehlt, allerdings nicht wegen Grippe. Ein landesweiter Schulboykott wurde von Eltern auf Facebook organisier

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Montag morgen: Deutsch-Unterricht an einer ungarischen Schule, doch die Hälfte der Schüler fehlt, allerdings nicht wegen Grippe.
Ein landesweiter Schulboykott wurde von Eltern auf Facebook organisiert- aus Solidarität mit den Lehrern, die von der Unterrichtspolitik der Regierung genug haben.

So auch Hanna und ihr Vater. An diesem Montag morgen ist sie nicht in der Schule, der Vater geht nicht ins Büro- ihre Form des Protests.
Sie fordern, den ungarischen Schülern wieder eigenständiges Denken beizubringen.

Hanna erzählt von ihrem Alltag: “In der Schule werden uns nur wenige Beispiele gezeigt, und wir wenden nichts praktisch an. Uns wird nur schnell etwas erklärt und gesagt, was wir daheim lernen sollen und dann springen wir schon wieder zum nächsten Thema.”

“Wir haben erfahren, dass es oft keine Kreide und kein Papier gibt. Die Lehrer sind völlig überlastet, sie können die Themen nicht mehr gründlich vermitteln, das Bildungssystem selbst erlaubt es nicht. Der Lehrplan ist zu umfangreich, die Kinder verstehen vieles nicht mehr, meine Tochter bittet uns oft um Hilfe,” empört sich Hannas Vater Ferenc Gerse.

Während sich 30.000 Facebook-Nutzer an dem Protest beteiligten, wurden einige Ersatzangebote für die Schüler organisiert, die nicht zum Unterricht gehen wollten.

Neben dem Schuleschwänzen wurde in den sozialen Netzwerken auch das Karohemd zum Symbol für die jüngsten Proteste gegen die Schulpolitik der Regierung von Ministerpräsident Viktor Orbán.
Diese hat die Schulen aus der Zuständigkeit der Gemeinden genommen und einer neuen Zentrale in Budapest unterstellt.

Der Lehrer István Pukli kritisiert die fehlende Freiheit: “Die Unabhängigkeit der Schule wurde völlig abgeschafft, wir müssen die Schüler nach einem vereinheitlichten Lehrplan unterrichten, von dem wir nur zu höchsten 10 Prozent abweichen können.”

Viele der Lehrer freuen sich über die Unterstützung der Eltern und Schüler. In den letzten Wochen ist es bereits mehrfach zu Massendemonstrationen gekommen.

Doch die Regierung kritisiert, dass die Schüler für politische Aktionen missbraucht werden. “Die Frage nach den Lehrinhalten und dem Lehrplan kann nicht von einem Tag auf den anderen gelöst werden, sonst wäre das ja schon vor Jahrzehnten geschehen. Wir wissen, dass es ein Problem gibt, aber es ist bestimmt keine Lösung, den Kindern solch eine unangenehme Situation aufzuzwingen”, sagt Bildungsminister Imre Sipos.

Die Regierung gesteht angesichts der andauernden Protestaktionen zumindest Fehler ein und führt Gespräche mit Lehrervertretern. Im kommenden Semester sollen bereits einige Anderungen am Lehrplan vorgenommen werden.

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