Italien tritt in der Sterbehilfe-Debatte auf der Stelle: "Mangel an politischem Willen"

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Von Euronews
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In Italien ist Sterbehilfe ein heißes Thema, euronews sprach mit Filomena Gallo, Sekretärin der Associazione Luca Coscioni.

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In Italien ist Sterbehilfe ein heißes Thema, euronews sprach mit Filomena Gallo, Sekretärin der Associazione Luca Coscioni.

euronews-Reporterin Debora Gandini:
“Wie ist der Stand beim Thema Patientenverfügung in Italien?”

Filomena Gallo:
“Das Gesetz über Patientenverfügungen hätte heute im Parlament diskutiert werden sollen. Es gab noch eine weitere Verschiebung um eine Woche, und für Anfang März ist die Plenardebatte geplant, die in der Abgeordnetenkammer stattfinden wird.”

euronews:
“Warum diese Verzögerung? Warum geht der Kampf um Rechte in Italien nicht voran?”

Filomena Gallo:
“Ich glaube leider, dass der politische Willen in Italien fehlt, ein Gesetz zu verabschieden, das den Willen der Bürger und die Patientenverfügungen respektiert. In den meisten Fällen sind es Richter, die über ein Absetzen der Behandlung und die Sedierung eines Patienten entscheiden.”

euronews:
“Marco Cappato hat gesagt, er wird sich selbst anzeigen. Wie verteidigen Sie ihn? In Italien wird er wegen ‘Beihilfe zum Selbstmord’ angeklagt werden.”

Filomena Gallo:
“Er riskiert 12 Jahre Gefängnis. Das wird als ziviler Ungehorsam verfolgt. Wir werden ihn mit allen Mitteln verteidigen, aber all das soll als eine Botschaft an das Parlament verstanden werden. Laut verschiedener Umfragen sind die italienischen Bürger weiter als das Parlament, das es vorzieht, seine Hände in den Schoß zu legen und diese Probleme nicht anzugehen.”

euronews:
“Wer hat die Schuld an der bisherigen und weiteren Verzögerung des Gesetzes über Patientenverfügungen?”

Filomena Gallo:
“Wir können nicht ignorieren, dass unser Land ein katholisches Land ist und der Vatikan seinen Sitz in Italien hat. Wir erinnern daran, dass Italien laut Verfassung ein säkularer Staat ist. Wir fordern, dass der Säkularismus unseres Landes bestätigt wird, dass man die Willensfreiheit respektiert, und dass nie wieder ein Kranker ins Ausland gehen muss, um seine Wahl zu treffen, um zu sagen: ‘Ich will einschlafen, ohne zu leiden.’ Meiner Meinung nach müssten die italienischen Parlamentarier aktuell ein Schuldgefühl haben, weil sie derartig wichtige Dinge verschleppt haben. Wir hoffen, dass es in Italien bald Gesetze gibt, die uns in die Zivilisation führen.”

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