Fast wie in China - wo in Europa ist die verpestete Luft am schlimmsten?

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Von Euronews
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Neue Daten der Who zur Luftvermutzung in Europa zeigen auf, wo die Luftvermschutzung am schlimmsten ist.

In Osteuropa und auf dem Balkan sterben die meisten Menschen durch Luftverschmutzung in Europa. Das geht aus dem jüngsten Bericht der Weltgesundheitsorganisation hervor.

Die WHO-Statistik legt offen, dass Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Albanien und die Ukraine die Liste der Länder anführen, in denen die meisten Sterbefälle auf Luftverschmutzung zurückzuführen sind.

Luftverschmutzung fast wie in China

Die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien, Polen und Ungarn haben im Durchschnitt die höchste Luftverschmutzung in den Städten, Bosnien-Herzegowina führt beide Listen, Sterbefälle und Luftverschmutzung in Städten, an. 2014 hatte das Land eine Feinstaubbelastung von 55 Mikrogramm pro Kubikmeter, eine Dosis, die für den Menschen gefährlich werden kann.

Feinstaub bezeichnet ein Gemisch fester und flüssiger Partikel unterschiedlicher Größe (maximaler Durchmesser zwischen 10 Mikrometer (µm), bis zu ultrafeinen Partikeln mit einem Durchmesser von weniger als 0,1 µm.)

China, das schon lange Negativschlageilen mit hoher Luftverschmutzung und Smog macht, hat Durchschnittwerte von 59 Mikrogramm Feinstaubbelastung pro Kubikmeter.

In Bosnien-Herzegowina werden fast 231 Todesfälle pro 100.000 Einwohner der hohen Luftverschmutzung zugeschrieben. Diese Zahl ist die zweithöchste in der Liste der im WHO-Bericht aufgeführten Länder.

Lediglich Nordkorea hat eine noch schlechtere Statistik vorzuweisen. Dort sind es 238 pro 100.000 Menschen, die aufgrund der schlechten Luftqualität sterben.

Durchatmen in Skandinavien

Wer seinen Lungen saubere Luft zum Atmen geben möchte, muss nach Skandinavien ziehen. Schweden führt die Liste der am wenigsten verschmutzten Länder an. Ebenfalls weit oben auf der Liste stehen die Inseln Irland und Island. Wer ein wärmeres Klima bevorzugt, kann unbesorgt auf die iberische Halbinsel ziehen, denn auch die Luft in Portugal und Spanien ist sauber.

Im Jahr 2012 hatte Schweden weniger als 1 Person auf 100.000 Menschen, die aufgrund starker Luftverschmutzung starben. Die durchschnittliche Feinstaubrate Schwedens liegt bei 5,9 Mikrogramm pro Kubikmeter, die geringste in Europa.

In den Top 10 der Länder, in denen relativ wenige Menschen aufgrund verschmutzter Luft sterben, befindet sich auch Frankreich, gefolgt von der Schweiz und Zypern.

Die WHO arbeitet auf die Weltgesundheitsziele im 2030 hin: So will die Organisation Städte zu gesünderen Orten machen und den Zugang zu sauberer Energie ermöglichen. Der Anteil an erneuerbaren und nachhaltigen Energien soll erhöht werden.

Mehr als 3 Milliarden Menschen weltweit nutzen ineffiziente Systeme, um ihre Wohnungen oder Häuser zu heizen. Oftmals werden dabei umweltschädliche Brennstoffe verwendet, die das Problem der Luftverschmutzung noch erhöhen.

Die WHO schätzt, dass 2012 rund 4,3 Millionen Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung gestorben sind. Fast 60 Prozent davon waren Frauen und Kinder, so die WHO.

Im Jahr 2014 lebten 92 Prozent der Weltbevölkerung an Orten, die die WHO-Standards der Luftverschmutzung nicht erfüllten. Besonders die Emissionen von Quecksilber, Feinstaub, Schwefeldioxid (SO2) und Stickstoffdioxid (NO2) verursachen schlechte Luft.

Eine hohe Feinstaubbelastung bespielsweise begünstigt Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Lungenerkrankungen, Atemwegsinfektionen und manchmal sogar Lungenkrebs.

Abgase und Industrieanlagen sorgen für schlechte Luft

Aus einem Bericht der Europäischen Umweltagentur von 2016 geht hervor, dass trotz aller Verbesserungen der Luftqualität viele Menschen in europäischen Städten einer hohen Feinstaubbelastung ausgesetzt sind. Dem Bericht liegen über 14 Jahre gesammelte Daten zugrunde, die in 42 europäischen Ländern erhoben wurden. Vor allem Auto-Abgase, Kraftwerke und Industrieanlagen tragen zu fast einer halben Million frühzeitiger Todesfälle in ganz Europa bei, die meisten davon in EU-Staaten.

2014 sind fast 85 Prozent der europäischen Bevölkerung gefährlichen Feinstaubkonzentrationen ausgesetzt gewesen, Mengen, die die von der WHO empfohlene Vorgabe um ein Vielfaches übersteigen.

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Auch wenn Europa der Luftverschmutzung schon lange den Kampf angesagt hat, erst seit dem Pariser Klima-Abkommen steht sie ganz oben auf der Agenda der europäischen Gesetzgeber.

Wie im Report der Europäischen Umweltagentur nachzulesen ist, erhielten Frankreich, Großbritannien, Spanien und Italien im Februar eine weitere Warnung von der Europäischen Kommission für das wiederholte Überschreiten der Grenzwerte für Stickstoffoxid (NO2) und Feinstaub.

Nach Angaben der Europäischen Kommission war Stickstoffmonoxid verantwortlich für den Tod von mehr als 70.000 Menschen (2013).

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