Manfred Niess: "Bevölkerung wird durch Luftschadstoffe vergiftet"

Manfred Niess: "Bevölkerung wird durch Luftschadstoffe vergiftet"
Von Hans von der Brelie
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

In Stuttgart kämpfen Anwohner vor Gericht gegen Luftverschmutzung und für Diesel-Fahrverbote.

WERBUNG

Am Stuttgarter Neckartor – “der dreckigsten Kreuzung Deutschlands” – machen empörte Bürger mobil, unter ihnen auch Manfred Niess. Mit unerbittlicher Ausdauer werden Protestplakate angebracht gegen Luftverschmutzung, Feinstaubgefahren, den Autoverkehr im Allgemeinen und gegen Dieselmotoren ganz besonders. Manfred Niess zählt zu Deutschlands bekanntesten Diesel-Gegnern. Der pensionierter Lehrer wohnt gleich um die Ecke – und er hat die Nase voll. Ihm “stinkt es”, sozusagen: 2005 klagte er gegen zu hohe Feinstaubbelastung. 2010 gegen zuviel Stickoxid in der Luft vor seinem Fenster. Auf der Anklagebank: der Diesel, die Autolobby und Politiker, die auf Zeit spielen – und zwar seit Jahren schon, so Niess.

“Das Problem ist, dass hier in Stuttgart, aber auch in vielen anderen Städten, die Bevölkerung durch Luftschadstoffe vergiftet wird”, sagt Manfred Niess. “Ich möchte erreichen, dass die Leute hier in Stuttgart in einer Umgebung leben können, wo nicht ihre Lebenserwartung je nach Schätzung zwischen zwei und neun Jahren verkürzt wird, dadurch, dass sie in dieser Stadt leben. In Stuttgart ist es die Autoindustrie, die bestimmt, wie die Verhältnisse sind. Die Regierung versucht, Erfüllungsgehilfe der Automobilindustrie zu sein, beziehungsweise, sie ist es…” – Niess lächelt grimmig.

Die EU-Umweltagentur schätzt, dass in Deutschland jährlich zehntausend Menschen wegen der Luftverschmutzung mit Stickoxid vorzeitig sterben. Die Zahlen sind allerdings umstritten.

Vor Gericht hat Kläger Niess bereits Recht bekommen. Die Luft bleibt trotzdem dreckig, ärgert sich Niess. Er und manche seiner Nachbarn hoffen nun darauf, dass die Gerichte Diesel-Fahrverbote in Stuttgart verhängen. In München und anderen deutschen Städten Deutschlands sieht es ähnlich aus.

Hier können Sie das vollständige Interview mit Feinstaubkläger Niess hören. Euronews-Reporter Hans von der Brelie zeichnete es kurz vor der deutschen Bundestagswahl 2017 auf.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Der deutsche Autowahlkampf

Weimarer Dreieck: Scholz, Macron und Tusk wollen Ukrainehilfen beschleunigen

Nach Anschlag und Protesten: Die Musk-Show in der Tesla-Gigafactory in Brandenburg