Nazi-Verdacht gegen Daimler-Betriebsräte

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Von Johannes Pleschberger
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Der bisherige Vorsitzende der "Zentrum Automobil"-Gewerkschaft soll eine E-Mail mit Hakenkreuz und Hitlergruß verschickt haben.

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Mehrere Vorstandsmitglieder einer Gewerkschaft, die beim Autohersteller Daimler vertreten ist, müssen sich gegen den Verdacht der Nazi-Sympathie erwehren. Das hat das ARD-Politikmagazin Report Mainz* *berichtet. So soll der bisherige Vorsitzende der Organisation "Zentrum Automobil", Andreas Brandmeier, per E-Mail ein Foto verschickt haben, das ein Hakenkreuz und die Inschrift "Der deutsche Gruß heißt Heil Hitler" zeigt. Er habe das Schild am Vortag gekauft, brüstete sich der Versender der E-Mail.

Einer der Köpfe und Gründer der politisch rechts eingestellten Gewerkschaft, Oliver Hilburger, wies laut dem Bericht den Verdacht zurück. Die E-Mail sei "definitiv und eindeutig eine Fälschung", versicherte Hilburger. Brandmeier selbst ließ dazu Fragen unbeantwortet.

Weitere Vorstandsmitglieder mit rechtsextremer Vergangenheit

Der Empfänger der E-Mail, der bei "Zentrum Automobil" ausgestiegen ist, legte gegenüber dem stern und *Report Mainz *zum Beweis seinen E-Mail-Verlauf offen. Er bekräftigte den Vorwurf gegen Brandmeier überdies mit einer schriftlichen Versicherung. Mit einem "Andi Brandmeier" als Urheber findet sich zudem auch auf Facebook eine Seite, auf der der Autor Verschwörungstheorien und ein Unterstützervideo für die als rechtsextrem geltende und vom Verfassungsschutz beobachtete Identitäre Bewegung gepostet hat. Überdies beklagt er dort die Macht der "supranationalen Finanzdynastien" wie der Rothschild-Familie. Brandmeier kandidiert derzeit erneut als Betriebsrat bei Daimler in Untertürkheim.

Darüber hinaus haben weitere Vorstandsmitglieder von „Zentrum Automobil“ eine rechtsextreme Vergangenheit. So war ein Vorstandsmitglied mehrere Jahre führend in der seit 2000 wegen Wesensverwandtschaft zu NSDAP und Hitlerjugend verbotenen „Wiking Jugend“ aktiv. Ein weiteres Mitglied engagierte sich im rechtsextremen "Thule-Netz".

Gewerkschaft auch bei BMW und Opel vertreten

Oliver Hilburger selbst war 20 Jahre lang Mitglied der Neonazi-Kult-Band "Noie Werte" Auf den Vorhalt, Hilburger habe bei "Noie Werte" 20 Jahre lang Nazilieder gespielt sagte er: „Die zwanzig Jahre sind sicher nicht abgeschlossen in einem Feld und auf einmal ist man was andres. Das sicherlich nicht. Ich kann Ihre Titulierung Nazilieder hören, da haben wir sicherlich eine andere Auffassung."

"Noie Werte" gilt als wichtiger Wegbereiter für das ultra-rassistische "Blood and Honour" Netzwerk in der Bundesrepublik. Hilburger hatte zudem nachweislich Kontakte zu NSU-Unterstützern.

Report Mainz und *stern *haben den Vorstand von Zentrum Automobil mit den umfangreichen Vorwürfen konfrontiert. Zu einer Stellungnahme sah sich die Gewerkschaft nicht in der Lage.

"Zentrum Automobil" hatte bei den letzten Betriebsratswahlen zehn Prozent der Stimmen erhalten und stellt derzeit vier Betriebsräten im Daimler-Stammwerk in Stuttgart-Untertürkheim. Bei der Betriebsratswahl im März tritt die Kleingewerkschaft mit 187 Kandidaten an. Sie ist überdies bereits bei BMW in Leipzig und Opel in Rüsselsheim vertreten und unterhält eigenen Angaben zufolge Kontakte zu Kollegen bei Audi.

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