Kandidaten und Streitthemen: Leitfaden zur Wahl in Kolumbien

Humberto de la Calle, Ivan Duque, German Vargas Lleras, und Gustavo Petro
Humberto de la Calle, Ivan Duque, German Vargas Lleras, und Gustavo Petro Copyright  REUTERS/Carlos Julio Martinez
Von Marta Rodriguez MartinezAlexandra Leistner
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In Kolumbien sind am Sonntag rund 36 Millionen Menschen aufgerufen, einen neuen Präsidenten zu wählen. Alle Zeichen stehen auf Stichwahl.

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Die Kolumbianer wählen am kommenden Sonntag einen neuen Präsidenten. Die Bevölkerung ist extrem polarisiert zwischen dem Rechten "Uribe" Ivan Duque, und dem Linken, Ex-Guerilla und Ex-Bürgermeister von Bogotá Gustavo Petro.

Die Optionen im Zentrum des politischen Spektrums, Sergio Fajardo und Humberto de la Calle, konnten mit ihrem Diskurs - angesichts der radikalen Positionen von Duque und Petro - nicht zu den Wählern durchdringen. Wo der ehemalige rechte Vizepräsident Germán Vargas Lleras steht, ist nicht klar ersichtlich.

Wer sind die Kandidaten?

Der bisherige Präsident Juan Manuel Santos darf nicht erneut antreten.

Iván Duque

Ivan Duque

Duque ist der Kandidat des Demokratischen Zentrums und führt die Umfragen seit mehr als zwei Monaten an. Der Senator könnte zwischen 35 und 41,5% erreichen - nicht genug, um den Sieg in der ersten runde heimzuholen.

Seine Koalition hat die Unterstützung des ehemaligen Präsidenten Álvaro Uribe, dem Hauptkritiker des Abkommens mit der Guerilla. Duke spricht davon, das Abkommen zu "korrigieren". Vor allem verspricht er ein Ende der Straffreiheit

Duques Kampagne mit der ehemaligen konservativen Ministerin Marta Lucía Ramírez als Kandidatin zielt darauf ab, "in der ersten Runde" zu gewinnen, was nur ihr Mentor Álvaro Uribe in den Jahren 2002 und 2006 erreicht hat.

Seine Anhänger unterstützen die Absicht, das Friedensabkommen mit den FARC zu überarbeiten, um "sicherzustellen", dass "alle notwendigen Reformen durchgeführt werden, um die Opfer mit Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung zu verteidigen". Duque will verhindern, dass Kolumbien "ein zweites Venezuela" wird.

Gustavo Petro

Gustavo Petro

- erklärter Verfechter des Chavismus und der bolivarianischen Revolution -

In Umfragen scheint Petro, ein ehemaliges Mitglied der Guerillagruppe M-19, der einzige Kandidat zu sein, der es mit der starken Rechten aufnehmen kann. Ihm werden gute Chancen auf einen Wahlsieg nach Stichwahl ausgerechnet.

Petro Vorschläge umfassen die Enteignung großer Ländereien, die Ersetzung von Öleinnahmen durch solche aus dem Export von Avocados oder ein Reform im Gesundheitssektor.

Petro unterstützt das Abkommen mit der FARC und will Verhandlungen mit der Guerilla Gruppe ELN fortführen.

Sergio Fajardo

CC BY 2.0
Sergio FajardoCC BY 2.0

Fajardo von der Mitte-Links-Koalition präsentiert sich als moderater Kandidat. Als Mathematikprofessor geht er als "Hoffnungsträger" der Coalición Colombia in die Wahl. Fajardo ist ehemaliger Bürgermeister von Medellín und war zuvor Gouverneur von Antioquia.

Germán Vargas Lleras

German Vargas Lleras

Vargas Lleras begann den Wahlkampf als einer der Favoriten, ist mittlerweile aber weit abgeschlagen.

In seiner Kampagne wurde er für seine Kurswechsel kritisiert. Zunächst hatte er versucht, sich von Santos zu lösen, dessen Vizepräsident er war (2014-2017). Dann aber fuhr er fort, die Arbeit seiner Regierung zu verteidigen. Beides scheint ihm nicht geholfen zu haben, denn auch der amtierende Präsident ist nicht gerade beliebt.

Humberto de la Calle

Humberto de la Calle

Der fünfte im Bunde ist der liberale Humberto de la Calle. Er will das Friedensabkommens mit den FARC, bei dem er Chefunterhändler war, verteidigen. Das ist eine Botschaft, die bei den Wählern nicht so gut ankommt: Seine Umfragewerte liegen zwischen 1,9 und 3,5 Prozent.

Auch die ehemalige Guerillaorganisation FARC wollte erstmals als politische Partei mit Rodrigo Londoño als Kandidat an den Wahlen teilnehmen. Aufgrund gesundheitlicher Probleme Londoños wird auf diesen Plan letztendlich verzichtet.

Wann und wie wird abgestimmt?

Kolumbiens neuer Präsident muss mehr als 50 Prozent aller gültigen Stimmen erhalten, ansonsten findet eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten mit dem höchsten Stimmenanteil am 17. Juni Jahres statt.

Diese Option gilt als wahrscheinlich.

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Wie viele Leute wählen?

Rund 36 Millionen Menschen sind aufgerufen, einen neuen Präsidenten zu wählen.

Wie wird sich das Friedensabkommen mit der FARC auf die Abstimmungen auswirken?

Das mit den FARC-Guerillas unterzeichnete Friedensabkommen hat im Jahr 2016 ein halbes Jahrhundert bewaffneter Gewalt beendet. 220.000 Menschen sind in dem Konflikt ums Leben gekommen.

Die Wahl gilt als Schicksalswahl für das Abkommen, mit dem keiner so richtig zufrieden ist. Die kolumbianische Gesellschaft ist gespalten zwischen Befürwortern und Kritikern.

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