".....und dann war die Hoffnung zurück"

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Nach tagelanger Irrfahrt im Mittelmeer erreichte das Rettungsschiff "Aquarius" am 17. Juni den spanischen Hafen Valencia. Helfer der Organisation "SOS Méditérannée" hatten 630 Migranten gut eine Woche zuvor vor der Küste Libyens aufgegriffen

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Nach tagelanger Irrfahrt im Mittelmeer erreichte das Rettungsschiff "Aquarius" am 17. Juni den spanischen Hafen Valencia. Helfer der Organisation "SOS Méditérannée" hatten 630 Migranten gut eine Woche zuvor vor der Küste Libyens aufgegriffen.

Die Geschichte des Rettungsschiffs hat die Spannungen in der EU zu Tage gefördert und eine diplomatische Krise ausgelöst. Euronews-Korrespondentin Anelise Borges war als einzige Fernsehjournalistin an Bord. Ein Tagebuch in Bildern - und Vorschau auf einen Dokumentarfilm über die Männer, Frauen und Kinder, die die tödlichste Migrationsroute der Welt knapp überstanden haben und über die ehrenamtlichen Helfer - die Männer und Frauen, die ihr Leben riskierten, um andere zu retten.

Samstagmorgen, gegen 8 Uhr - vor etwas mehr als 12 Stunden haben wir Catania verlassen – erreicht uns der erste Notruf. Wir hören, dass rund 300 Menschen ohne Sprit hilflos im Wasser treiben.

Anelise Borges, Euronews:

"Die Rettung ist nur noch eine Frage von Minuten, ein Schlauchboot wird zu Wasser gelassen und wir rechnen mit 100 bis 120 Menschen an Bord des Bootes, das in Seenot ist. Bis dato scheint alles recht geordnet abzulaufen.....die ersten Menschen kommen auf das Rettungsboot. Wir fahren mit unseren ersten Flüchtlingen zurück zur Aquarius."

Und wieder zurück. Es dämmert jetzt. Und die Stimmung kippt. Die Flüchtlinge bekommen Angst. Max weiß, dass es jetzt wichtig ist, sie zu beruhigen. Die ehrenamtlichen Helfer müssen schnell machen. Als Max mehr und mehr Schwimmwesten verteilt, grabschen plötzlich mehrere Leute nach unserem Boot. Es könnte in der Aufregung kentern. Die Flüchtlinge geraten jetzt in Panik. Max kriegt mit, wie ihr Boot auf einer Seite nachgibt. Mehrere Menschen fallen ins Meer. Pechschwarz ist es hier, unmöglich zu sehen, wie viele Menschen im Wasser treiben. Und nochmal das Risiko, dass unser Rettungsboot umkippt. Das zwingt uns, Abstand zu halten zu verzweifelten, ertrinkenden Menschen. Die Retter tun ihr Bestes, um die Lage unter Kontrolle zu bekommen. In den kommenden drei Stunden pendeln unsere Rettungsboote immer wieder zwischen den beiden Flüchtlingsbooten und der Aquarius. 219 Menschen werden gerettet. Erst später erfahren wir, dass 2 Migranten ertrunken sind.

Ganze Familien sind darunter, sieben schwangere Frauen, kleine Kinder und mehr als 120 unbegleitete Minderjährige.

Nach sieben zermürbenden Tagen an Bord ist endlich Land in Sicht.

Anelise Borges, Euronews:

"Geschafft. Das ist der Anblick, auf den sie seit Tagen sehnsüchtig warten. Europa ist zum Greifen nah, ein verheißungsvolles neues Leben kann losgehen."

Reward, Asylbewerber:

„Genau genommen, bin ich etwas nervös. Erst hatten wir schon alle Hoffnung fahren lassen. Dann habt ihr uns rübergeladen und die Hoffnung war zurück.“

Freude und Erleichterung, einen Fuß auf festes Land zu setzen, dann ein emotionaler Abschied.

Zwischen ehrenamtlichen Helfern und Migranten haben sich freundschaftliche Bande entwickelt.

Reward geht als letzter von Bord. Ab sofort sind er und seine Reisegefährten Asylbewerber. Sie brechen auf.... zu einer neuen Reise.

su

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