Thilo Sarrazins neues Islam-Buch sorgt für Kontroversen

Thilo Sarrazin
Thilo Sarrazin Copyright Lesekreis, CC0 1.0, via Wikimedia Commons
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Von Euronews mit dpa
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Das neue Buch des SPD-Politikers Thilo Sarrazin zum Islam sorgt für heftige Kontroversen.

Sarrazins neues Buch kritisiert Islam

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Thilo Sarrazin sorgt mit seinem neuen Buch für Schlagzeilen und kontroverse Diskussionen.

Titel des neuen Werks: "Feindliche Übernahme. Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht".

In der Illustrierten "Stern" warnte Sarrazin kurz vor Veröffentlichung des Buches davor, dass Muslime in zwei oder drei Generationen die Mehrheit in Deutschland stellen würden.

"Sie können dann die Gesetze ändern, Deutschland und Europa so gestalten, wie sie es haben wollen", sagt er in einem Streitgespräch mit dem Hamburger Magazin.

Sarrazin forderte, den weiteren Zuzug von Migranten zu verhindern. "Die immer größer werdenden islamischen Communities beanspruchen in physischer und geistiger Hinsicht mehr und mehr öffentlichen Raum."

Trotz dieser Rhetorik wies er im "Stern" den Vorwurf zurück, damit an die "Volk-ohne-Raum"-Propaganda der Nazis zu erinnern.

Auf den Einwand, er sei ein Hassprediger, antwortete er: "Das ist eine haltlose Beleidigung, mit der Sie das Wirken muslimischer Hassprediger verharmlosen. Ich predige keinen Hass. Ich habe in meinem Buch abgewogen formuliert."

Islamwissenschaftler wirft Sarrazin Angstmache von falsche Aussagen vor

Der Islamwissenschaftler Mathias Rohe indes wirft Sarrazin Angstmache vor, er hält die Kernthese von "Feindliche Übernahme" für nicht haltbar.

Sarrazin gehe in seinem Buch, das an diesem Donnerstag erscheint, fälschlicherweise davon aus, dass muslimische Zuwanderer ihre Einstellungen nicht veränderten, "dass sie sich gar nicht auf die deutsche Gesellschaft einlassen", sagte Rohe der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Eine breit angelegte Untersuchung habe jedoch beispielsweise ergeben, dass die Ablehnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften unter Türken in der Türkei höher sei als unter türkischstämmigen Migranten in Deutschland.

Auch ignoriere Sarrazin in seinen Prognosen zum künftigen Anteil der Muslime an der Bevölkerung Daten, die zeigten, dass die Geburtenrate muslimischer Zuwanderer durch Zugang zum Bildungssystem in den Folgegenerationen sinke.

Nicht nachvollziehbar findet Rohe folgende Aussage Sarrazins: "Vieles deutet darauf hin, dass im Islam eine Tendenz zum Beleidigtsein und zum Sich-angegriffen-Fühlen angelegt ist, die mit unseren Begriffen von Meinungsfreiheit und Demokratie schwer vereinbar ist."

Kritikwürdige Verhaltensweisen wie ein falsche Ehrbegriff und Elemente einer "Machokultur" würden hier auf die Religion zurückgeführt. Dabei finde man diese teilweise auch bei Nicht-Muslimen in Indien oder Russland.

Sarrazin wirft Rohe in seinem Buch seinerseits vor, er verschleiere und verharmlose "Missstände im deutschen Islam".

SPD will Sarrazin ausschließen

Unterdessen hat die Spitze der deutschen Sozialdemokraten Sarrazin aufgefordert, aus der Partei auszutreten.

"Thilo Sarrazin ist ein verbitterter Mann, der nur noch in der SPD ist, um seine absurden Thesen zu vermarkten", sagte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil.

"Was er schreibt, hat mit sozialdemokratischen Positionen nichts zu tun. Wer die Mitgliedschaft in der SPD nur noch für persönliches Gewinnstreben benutzt, sollte gehen." Die SPD ist bereits zweimal mit dem Versuch gescheitert, Sarrazin aus der Partei auszuschließen.

Deutschlandweit hatte Sarrazon vor acht Jahren mit seinem Bestseller "Deutschland schafft sich ab" mit Kritik an der Zuwanderung vor allem von Muslimen für Schlagzeilen gesorgt.

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Juso-Chef Kevin Kühnert forderte ein weiteres Ausschlussverfahren. Der Wille in der gesamten SPD sei "groß, nach der Veröffentlichung des Buches einen neuen Anlauf für ein Parteiausschlussverfahren zu nehmen", sagte Kühnert der RNZ.

Einige SPD-Politiker hatten bereits angekündigt, nach Erscheinen des Buches erneut Sarrazins Parteimitgliedschaft zu prüfen. Ob die Parteispitze einen weiteren Anlauf unterstützt, war zunächst offen.

Einige Reaktionen und Debattenbeiträge

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