Organspenden: Bald zwangsläufig freiwillig?

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Bundesgesundheitsminister Spahn will mit der Einführung der sogenannten Widerspruchslösung die Zahl der Organspenden erhöhen. Das bedeutet: Wer nicht widerspricht, ist automatisch Organspender.

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Die Bereitschaft zur Organspende in Deutschland steigt, dennoch werden immer weniger Organe entnommen. Knapp 800 waren es jüngsten Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation zufolge im vergangenen Jahr, ein Tiefpunkt.

Dem will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mit der Einführung der sogenannten Widerspruchslösung entgegenwirken. Das bedeutet: Wer nicht widerspricht, ist automatisch Organspender. Bisher sind Entnahmen in Deutschland nur möglich, wenn man selbst oder ein Angehöriger ausdrücklich zustimmt. Rund 10.000 Menschen warten in Deutschland auf eine Organspende.

Organspende als Normalfall

Nur mit der Widerspruchsregel könne "die Organspende zum Normalfall werden", sagte Spahn der der "Bild"-Zeitung gegenüber. Eine solche Neuregelung stelle zwar einen Eingriff des Staates in die Freiheit des Einzelnen dar, doch seien alle bisherigen Versuche der Politik, die Zahl der Organspender zu steigern, leider ohne Erfolg geblieben. "Deshalb brauchen wir eine breite gesellschaftliche Debatte über die Widerspruchslösung."

Einen Gesetzentwurf will der CDU-Politiker dazu nicht in den Bundestag einbringen. Er sprach sich vielmehr zunächst für eine Diskussion zu dem Thema im Bundestag aus.

Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) befürwortet eine grundlegende Debatte über mögliche Neuregelungen des Entscheidungsverfahrens. Sie finde es richtig, dass eine solche Debatte im Bundestag geführt werde, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Daran werde sich Merkel mit Interesse beteiligen, fügte er hinzu, ohne Angaben zur Position der Kanzlerin zu machen. Er verwies darauf, dass Merkel mehrfach für Organspenden geworben und niedrige Zahlen beklagt habe.

Und in Europa?

Die Widerspruchslösung bei Organspenden ist eher die Regel in Europa. Dies gilt derzeit in Frankreich, Italien, Österreich, Polen, Portugal, Spanien und der Türkei. Auch die Niederlande haben sich im vergangene Februar für diese Lösung entschieden.

Zu den Ländern, die wie Deutschland eine ausdrückliche Zustimmung verlangen, zählen Dänemark, Griechenland, Großbritannien und die Schweiz.

Der statistische Vergleich zeigt: Spanien hat die meisten Spender. Pro Million Einwohner steht Spanien auf Platz Eins in Europa mit 43 Spendern, gefolgt von Kroatien, Portugal, Belgien und Frankreich.

Deutschland liegt weit dahinter mit gerade mal zehn Spendern pro Million Einwohner.

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