Einstige IS-Hochburg Rakka: Was ist übrig von der Miliz?

Einstige IS-Hochburg Rakka: Was ist übrig von der Miliz?
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Von Anelise Borges
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Euronews-Reporterin Anelise Borges berichet aus dem Lager Al-Hawl im Nordosten von Syrien. Geht nach wie vor eine Gefahr von IS-Schläferzellen aus?

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Der Krieg in Syrien hat eine Spur der Verwüstung hinterlassen, Normalität ist nicht zurückgekehrt. Als die Syrischen Demokratischen Kräfte - unterstützt durch die Luftschläge der internationalen Koalition - vor zwei Jahren im syrischen Rakka einmarschierten, wollten sie den sogenannten Islamischen Staat beseitigen.

Syrien: Was ist übrig von der IS-Miliz?

Drei Monate Krieg hatten die Stadt verwüstet und läuteten das Ende des selbsternannten Kalifats ein. Doch der Weg, die Ideologie des sogenannten Islamischen Staats zu beseitigen, ist ein langer.

Euronews' Anelise Borges ist vor Ort:

"Die Ruinen von Rakka erinnern daran, wie brutal der Krieg gegen die IS-Miliz wirklich war. Gebäude wurden dem Erdboden gleichgemacht. Vermutlich sind Tausende hier umgekommen. Die einstige Hauptstadt des Islamischen Staates ist heute ein großer Schutthaufen. Aber was liegt darunter.... Schläferzellen funktionieren noch immer. Was ist noch übrig von der IS-Miliz?"

Die Antwort ist: eine Menge. Nach dem Fall der letzten Bastion der Miliz in Syrien wurden verdächtige Kämpfer inhaftiert. Ihre Familien befinden sich in Internierungslagern im Nordosten des Landes.

Das größte von ihnen ist Al Hawl - dort befinden sich rund 75.000 Menschen - darunter Frauen und Kinder aus mehr als 50 Ländern. Die, laut Lagerverwaltung, weitherhin nach den Regeln des Kalifats leben.

IS-Kämpfer bereiten auch im Internierungslager Probleme

"Natürlich geht von ihnen Gefahr aus. Sie haben viele Probleme. Und es ga b Vorfälle im Lager, die beweisen, dass sie noch immer Sorgen bereiten", sagt Lagerverwalter Mohamed Bashir.

Die Lagerverwaltung spricht von verbrannten Zelten - eine Form der Bestrafung gegenüber denjenigen, die gegen die Regeln des radikalen Islam verstoßen.

"Es ist noch nicht lange her, da bat eine der Ausländerinnen unsere Soldaten, sie mit auf den Markt zu nehmen und etwas für ihre Kinder zu besorgen. Wir gaben ihr einen Aufseher mit, und sie ging mit einem Messer auf ihn los", so Bashir weiter.

Im Juli tauchte ein Video in den Sozialen Medien auf, in dem im Lager die schwarze Flagge des IS gehisst wurde. Nicht weit von dort, wo wir die Erlaubnis haben, das Lager zu besuchen, treffen wir die Frauen von Al Hawl, um mit ihnen zu sprechen. Im sogenannten "Annex", einem Anbau des Lagers, leben die Ausländer. Die Mehrheit will nicht gefilmt werden. Einige bestätigen, dass noch immer an den Ideen des IS festhalten, andere suchen nach einem Ausstieg.

Gefangen zwischen Ideologie und Ausstieg

Diese Frau, die namentlich nicht genannt werden will, gehört zu letzteren. Sie stammt aus Frankreich und will mit uns sprechen, hat aber Angst vor dem was sie im Falle ihrer Rückkehr erwartet. Sie versucht sich zu erklären, ist sich aber bewusst, dass es für andere schwierig ist, ihre Entscheidungen nachzuvollziehen:

"Ich weiß, dass ich aus freien Stücken hier hergekommen bin. Ich hätte früher fliehen können, aber ich bin geblieben - aus Angst. Ich wollte mich weder von meinem Kind noch von meinem Mann trennen. Wir wussten nicht, was wir tun sollen. Wenn man einmal im Islamischen Staat ist, kann man nicht tun und lassen, was man will. Jeder verdächtigt jeden. Jemand, der dabei ist und später sagt, er will wieder gehen. So funktioniert das nicht."

Doch wie soll man die Opfer von den Tätern trennen? Eine Frage, die viele Länder beschäftigt. Die Zukunft von Frauen wie diesen ist ungewiss. Während sich der größte Teil Europas von denjenigen abwendet, die dem IS beigetreten sind, fragen Sicherheitsanalysten und Experten, ob sie so den Hass und die Ideologie, die der Westen zu unterdrücken versucht, schüren könnten.

Während Zellen des IS in der Region weiterhin aktiv sind, kann das, was in diesen Lagern passiert, dazu beitragen, zu klären, ob der Krieg gegen die Terrorgruppe wirklich gewonnen wurde. Für Euronews berichtet Anelise Borges aus Nordostsyrien.

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