Küche und Kinder: Frauen in der Corona-Falle

Archiv
Archiv Copyright JOE KLAMAR/AFP
Copyright JOE KLAMAR/AFP
Von Andrea Büring
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Die Soziologin Jutta Allemendinger warnt vor einer Retraditionalisierung und dem Rückfall in alte Rollenklischees.

WERBUNG

“Frauen verlieren ihre Würde und ihre Rechte”, das kritisiert die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, Jutta Allmendinger.

Eine Umfrage des WZB hatte ergeben, dass während der Corona-Krise hauptsächlich Frauen beruflich kürzer treten und sich um Kinder und Haushalt kümmern.

euronews
Jutta Allmendingereuronews

Warum der Rückfall in alte Rollenklischees?

"Wir haben unsere Hausaufgaben schlichtweg nicht gemacht, und die Krise ist jetzt wie ein Brennglas", erklärt Allmendinger. "Wenn wir große Befragungen anstellen, dann sehen wir, dass vor der Geburt von Kindern Männer wie Frauen gleichermaßen sagen, dass sie eine partnerschaftliche Beziehung haben möchten. Es ist nicht einfach so, dass sich Frauen leicht von alten Vorstellungen verabschieden, sondern es sind auch die Männer und die Arbeitgeber gefordert

Wenn Männer sagen, sie möchten länger auf Teilzeit gehen oder in eine reduzierte Vollzeitarbeit wechseln, dann wird ihnen oft unterstellt, dass sie an einer Karriere gar nicht interessiert sind.

Das heißt, es sind nicht nur die Frauen, die vielleicht mehr dastehen müssen und sagen “Wir bleiben jetzt dabei”. Es sind auch die Männer, die zu ihrem Wort zu stehen haben. Beide", fordert Allmendinger.

Was ist verpasst worden?

Allmendinger kritisiert: "Ich sehe nur, dass wir in den letzten 20 Jahren nichts gemacht haben, was zum Beispiel das Ehegattensplitting betrifft - also die steuerlichen Anreize (abzuschaffen), nicht gleichermaßen erwerbstätig zu sein.

Wenn wir etwas für die Gleichstellung getan haben, dann immer mit dem Ductus, Frauen müssen wie Männer werden: also ununterbrochen Vollzeit arbeiten, 45 Jahre lang.

Ich hätte kein Kind bekommen, wenn ich mich um dieses Kind nicht auch hätte kümmern können. Insofern müssen wir uns doch Wege überlegen, wie wir die Arbeitszeiten für beide Elternteile reduzieren, beispielsweise auf eine 32-Stunden-Woche. Und das über ein ganzes Leben lang.

Jetzt bin ich älter. Mein Sohn ist 26, natürlich kann ich jetzt länger arbeiten. In Zeiten zuvor konnte ich weniger arbeiten. Wir haben digitale Erfassungssysteme, mit denen das ganz leicht festzuhalten ist. In so eine Richtung müssen wir. Die Partnerschaftlichkeit, die wir mit Worten immer stolz vor uns hertragen, müssen wir auch institutionell in unseren Arbeitszeitverordnungen festzurren."

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Steigende Arbeitslosigkeit in der EU trifft vor allem Frauen und Junge

Zurück "in die 50er": Warum die Krise Frauen härter trifft

Deutschland: Wird das „Misgendern" bald unter Strafe gestellt?