Die Schweiz kämpft mit der zweiten Corona-Welle – vor allem in der Nachbarschaft zu Frankreich. Kritik an späten Shutdown-Maßnahmen wird laut und an der zögerlichen Übernahme von Patienten aus frankophonen Gebieten in den anderen Regionen.
Die Schweiz kämpft mit der zweiten Corona-Welle – vor allem in der Nachbarschaft zu Frankreich. Die Intensivstationen dort könnten bis zum Wochenende voll sein, warnen Experten. Kritik an späten Shutdown-Maßnahmen wird laut und an der zögerlichen Übernahme von Patienten aus frankophonen Gebieten in den anderen Regionen.
Das Medizinpersonal im Krankenhaus La-Chaux-de-Fonds in Neuchâtel ist erschöpft und frustriert.
Hervé Zender, Oberarzt in der Intensivstation:
"Heute morgen wurde ich gebeten, einen weiteren Patienten aufzunehmen, hatte aber keine Platz für ihn. Deshalb musste ich den stabilsten Patienten in der Abteilung in ein anderes Krankenhaus überführen lassen. Das ist für uns inzwischen der Alltag, wir haben keine Reserven."
Und erst als der Gesundheitsminister Alain Berset im Fernsehen schimpfte, begann der Transfer von Patienten in die Deutschschweiz. Die Forderung, geplante Operationen ganz zu streichen, hält etwa die Züricher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli für „unverhältnismäßig“. Nach einem OP-Stopp im Frühjahr hatten Krankrenhäuser Milliardenverluste beklagt.
Jérémy Bouhelier, leitender Intensivpfleger im Krankenhaus Neuchâtel:
"Alle hier sind müde, geistig und körperlich erschöpft, das verbraucht Energie, jeder ist gestresst. aber andererseits sind alle zufrieden mit unserer Arbeit."
DOPPELTE INFEKTIONSRATE
Der Schweizer Kanton Neuchatel, wo das Krankenhaus La-Chaux-de-Fonds liegt, zählt derzeit 314 positive Tests pro 10.000 Einwohnern.
Das ist fast das Doppelte der Infektionsrate in der Schweiz insgesamt, wo laut dem Neuchatel-Krankenhausnetzwerk (RHNe) derzeit 174 Infektionen pro 10.000 Menschen auftreten.
Schweizer Krankenhäuser berichten davon, in den ersten Novembertagen den Normalmodus verlassen zu haben. Geplante Eingriffe würden bereits verschoben. Baden-Württemberg stellt sich darauf ein, Patienten zu übernehmen – nicht nur aus der Schweiz.
su mit AFP