Wird die Zukunft der Luftfahrt im Emsland gemacht? Anlage produziert klimaneutrales Kerosin

CO2 aus Biogas und Wasserstoff aus Windenergie kommen hier zusammen, um E-Kerosin zu produzieren, erklärt Atmosfair-Geschäftsführer Brockhagen.
CO2 aus Biogas und Wasserstoff aus Windenergie kommen hier zusammen, um E-Kerosin zu produzieren, erklärt Atmosfair-Geschäftsführer Brockhagen. Copyright Aleksandar Furtula/ Associated Press
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Es soll die erste Anlage dieser Art sein: Im Emsland wird jetzt klimaneutrales Kerosin produziert. Das kann helfen, aber viele Probleme bleiben.

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Wird die Zukunft der Luftfahrt im niedersächsischen Emsland geschrieben? Dort wo Windräder und Biogasanlagen das Landschaftsbild prägen, soll CO2-neutrales Kerosin produziert werden. In Werlte bei Oldenburg steht laut Betreiber Atmosfair die erste industrielle Anlage dieser Art. Der Standort ist kein Zufall: Aus Öko-Strom von Windrädern wird Wasserstoff gewonnen. Eine Biogasanlage liefert Kohlendioxid. Die Anlage wurde am Montag offiziell in Betrieb genommen.

Die Anlage verarbeite zwei Stoffe, so Atmosfair-Geschäftsführer Dietrich Brockhagen: "Der eine ist Kohlendioxid und der andere Wasserstoff. Beide werden zu synthetischem Gas zusammengemischt und daraus wird dann auf synthetische Art und Weise E-Kerosin gemacht."

Ziel: CO2 aus der Luft filtern

Brockhagen legt Wert darauf, dass die Biogasanlage Lebensmittelabfälle verarbeitet und nicht eigens angebauten Mais oder andere Pflanzen. Das eigentliche Ziel ist aber, CO2 aus der Luft zu entnehmen. So soll nur so viel Kohlendioxid in der Atmosphäre landen, wie ihr vorher entnommen wurde. In Werlte gibt es eine entsprechende Anlage.

"Die Lebensmittelreste sollen nur am Anfang eine CO2-Quelle sein", so Brockhagen. "Langfristig setzen wir auf die Gewinnung aus der Luft. Es ist auch gut für das Klima, dass wir den Kohlenstoff direkt aus der Atmosphäre entnehmen. Bisher entnehmen wir nur kleine Mengen, aber es soll mehr werden. Bald soll das CO2 zu 100 Prozent aus der Luft kommen."

Anlagen sollten möglichst in sonnigen Ländern stehen

Langfristig ist auch nicht das Emsland das bevorzugte Terrain für E-Kerosin-Anlagen, sondern sonnige Länder, in denen der Strom günstig über Photovoltaik gewonnen werden kann, so Tim Böltken, vom Co-Betreiber der Anlage Ineratec: "Wir wollen unsere Anlagen in der ganzen Welt bauen, überall, wo der Strom günstig ist, wo man Sonne und Wind nutzen kann. Das kann in Südafrika oder Südamerika sein, im Nahen Osten oder in Australien. Überall, wo man Kapazitäten für erneurbare Energien aufbauen und diese lagern kann. Wo man diese zu flüssigem Kraftstoff machen und bestehende Infrastruktur nutzen kann."

Pilotkundin für das Öko-Kerosin ist die Lufthansa. Finanziert werden müsse die Neuerung am Ende von allen Akteueren, so die Chefin von Lufthansa Cargo, Dorothea von Boxberg. Also von Kunden, Mittelspersonen und den Fluggesellschaften.

Greenpeace: E-Kerosin hilft nur teilweise

In der Anlage in Werlte wird zunächst nur Rohkerosin produziert. In einer Raffinerie in Schleswig-Holstein wird es dann veredelt. Damit E-Kerosin flächendeckend eingesetzt werden kann, müssen zahlreiche Nachahmer folgen. Im Emsland kann mit Beginn des Regelbetriebs 2022 eine Tonne täglich produziert werden, ein Airbus A350 zum Beispiel verbraucht etwa 5 Tonnen pro Stunde.

Die Verwendung klimaneutraler Treibstoffe sei ein wichtiger Beitrag, damit Deutschland sein Ziel von der Klimaneutralität bis 2045 erreiche, so Umweltministerin Svenja Schulze. Greenpeace begrüßte die Inbetriebnahme der Anlage in Werlte zwar grundsätzlich. Die Umweltorganisation wies aber darauf hin, dass zwei Drittel des Klimaschadens eines Flugs durch Kondensstreifen entstünden.

Nach Berechnungen des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums beträgt der Anteil der Luftfahrt am menschengemachten Klimawandel 3,5 Prozent.

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