Holocaust-Prozess: 100 Jahre alter KZ-Wachmann schweigt zu Vorwürfen

NS-Prozess gegen 100 Jahre alten KZ-Wachmann in Brandenburg an der Havel
NS-Prozess gegen 100 Jahre alten KZ-Wachmann in Brandenburg an der Havel Copyright Markus Schreiber/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved
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Von Euronews mit AP, AFP
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In Brandenburg an der Havel hat der Prozess wegen Beihilfe zu Mord in mehr als 3.500 Fällen begonnen.

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In Brandenburg an der Havel hat der Prozess gegen einen 100 Jahre alten Mann begonnen, der in seiner Zeit als SS-Wachmann im KZ-Sachsenhausen für den Tod von mehr als 3.500 Menschen mit-verantwortlich gemacht wird. Der Angeklagte schweigt zu den Vorwürfen. Das Verfahren findet am Wohnort des Mannes in einer extra umgebauten Halle statt.

Vor Gericht sollen auch mehrere Nebenkläger angehört werden, die Angehörige im Lager Sachsenhausen verloren haben. Dort wurden Zehntausende auch mit dem Giftgas Zyklon B getötet.

"Es ist auch der Prozess des inakzeptablen Verhaltens der unzähligen Wachleute, die - was auch immer sie sagen - Komplizen waren."
Antoine Grumbach
Sein Vater wurde im KZ Sachsenhausen getötet

Auch der Vater des französischen Architekten Antoine Grumbach ist unter den Toten von Sachsenhausen nördlich von Berlin. Der Franzose sieht den Prozess als den der unzähligen Wachleute, deren Verhalten inakzeptabel war und die - trotz gegenteiliger Aussagen - Komplizen waren.

Das Ausschwitz-Komitee sieht zudem die Verantwortung bei der deutschen Justiz - dafür dass Prozesse wie der in Brandenburg an der Havel erst jetzt stattfinden.

Christoph Heubner, der Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees meint: "Diese Prozesse als Prozesse einer späten Gerechtigkeit finden erst deswegen so spät statt, weil die deutsche Justiz über Jahrzehnte die NS-Prozesse sträflich vernachlässigt hat und kein Interesse gesehen hat, die Täter zu verfolgen."

Der Angeklagte ist nur bis zu drei Stunden pro Tag verhandlungsfähig. Der Prozess soll mindestens bis Januar dauern.

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